Puchianu Andreea Ioana Bachelorarbeit (1) [620157]

UNIVERSITATEA “LUCIAN BLAGA” DIN SIBIU
FACULTATEA DE LITERE ȘI ARTE
DEPARTAMENTUL DE STUDII ANGLO -AMERICANE ȘI
GERMANISTICE

LUCRARE DE LICENȚĂ

COORDONATOR ȘTIINȚIFIC:
Lector univ. dr. Lăcrămioara Popa

ABSOLVENTĂ:
Puchianu Andreea -Ioana

SIBIU
2019

„LUCIAN BLAGA“ UNIVERSITÄT SIBIU/HERMANNSTADT
FAKULTÄT FÜR PHILOLOGIE UND BÜHNENKÜNSTE
ABTEILUNG FÜR ANGLO -AMERIKANISCHE UND
GERMANISTISCHE STUDIEN

UNTER DIE LUPE GENOMMEN: DIE FIGUREN DES
AUSSENSEITERS BEI GE ORG BÜCHNER UND WOLFGANG
BORCHERT – EINE VERGLEICHENDE ANALYSE ANHAND DER
DRAMEN “WOYZECK” UND “DRAUSSEN VOR DER TÜR”

DESTIN LA MARGINEA SOCIETĂȚII: WOYZECK ȘI BECKMANN. O
ANALIZĂ COMPARATĂ PE BAZA PIESELOR “WOYZECK” ȘI
“AFARĂ, ÎN FAȚA UȘII”

WISSENSCHAFTLICHE BETREUERIN:
Univ. Lekt. Dr. Lăcrămioara Popa

ABSOLVENT: [anonimizat]:
Puchianu Andreea -Ioana

SIBIU/HERMANNSTADT
2019

Inhaltsverzeichnis

Einleitung
4

1. Georg Büchners Drama “Woyzeck”
5

1.1 Georg Büchners Leben und Werk
6

1.2 Hintergrund des Dramas “Woyzeck”
9

1.3 Die Gestalt des Woyzecks als Außenseiter. Charakterisierung
12

2. Wolfgang Borcherts Drama “Draußen vor der Tür”
19

2.1 Wolfgang Borcherts Leben und Werk
21

2.2 Hintergrund des Dramas “Draußen vor der Tür”
24

2.3 Die Gestalt Beckmanns als Außenseiter. Charakterisierung
27

3. Woyzeck und Beckmann. Eine vergleichende Analyse
34

3.1 Gemeinsamkeiten
34

3.2 Unterschiede
38

4. Fazit
41

5. Literaturverzeichnis
42

5.1 Primärliteratur
42

5.2 Sekundärliteratur
42

5.3 Internetquellen
45

3

Einleitung

Die
Problematik
des
gesellschaftlichen
Außenseiters
nimmt
einen
besonderen
Platz
im

kollektiven
Gedächtnis
ein
und
ist
vielleicht
so
alt
wie
die
Menschheit
selber.
Ohne

Rücksicht
auf
das
Zeitalter,
in
dem
sich
die
Menschheit
befindet,
fühlt
sich
das
Individuum

unverstanden,
ausgeschlossen
und
allein.
Anfang
des
19.
Jahrhunderts
stellt
Georg
Büchner

ein
Exemplar
dieses
vereinsamten
Menschen
vor.
Ein
einfacher,
armer
Soldat,
sozial

unterdrückt
und
gequält,
wird
zum
Protagonisten
einer
seinen
genialsten
Dramen

Woyzeck

,

das
seinen
Namen
trägt.
Die
Hauptgestalt
Franz
Woyzeck
kann
seine
Kondition
als

Außenseiter
nicht
entkommen
und
befreit
sich
nicht
von
der
sozialen
Misere,
was
eher

untypisch
für
eine
zentrale
Figur
ist.
Somit
ist
Büchners
Woyzeck
nicht
nur
als

gesellschaftlicher Outsider sondern auch als Prototyp des Anti-Helden bekannt.

Kurz
nachdem
Deutschland
den
zweiten
Weltkrieg
verloren
hat,
schreibt
Wolfgang

Borchert
ein
Theaterstück,
das
der
Nachkriegszeit
gewidmet
ist,
nämlich
sein
ursprüngliches

Hörspiel

Draußen
vor
der
Tür

.
Beckmann
ist
der
Protagonist
des
von
Borchert
verfassten

Werkes
und
stellt
einen
verletzten
und
verlorenen
heimgekehrten
Soldaten
dar,
der
nach

seinem
Platz
in
der
von
dem
Krieg
betroffenen
Gesellschaft
sucht.
Beckmann
leidet
unter
den

Folgen
des
Krieges
und
führt
ein
von
den
anderen
entfremdetes
Leben.
Er
ist
sowohl
ein

typisches
Opfer
der
Nachkriegszeit
als
auch
ein
Beispiel
des
Außenseiters.
Die
zwei

Außenseiterfiguren
sind
in
verschiedenen
zeitlichen
Umständen
entstanden,
was
einen

Einfluss
auf
ihren
Charakter
ausgeübt
hat,
trotzdem
scheinen
diese
Gemeinsamkeiten
zu

teilen.

Die
vorliegende
Arbeit
stellt
ihren
Fokus
auf
einen
Vergleich,
der
die
Ähnlichkeiten

und
die
kontrastiven
Elemente
der
zwei
literarischen
Außenseiter
untersucht,
und
versucht

folgende
Frage
zu
beantworten
„In
wie
fern
lassen
sich
die
Gestalten
Woyzecks
und

Beckmanns
als
gesellschaftliche
Außenseiter
unterscheiden?“.
Die
Arbeit
gliedert
sich
in
fünf

Kapitel.
Das
erste
Kapitel
beschäftigt
sich
mit
Georg
Büchners

Woyzeck

,
mit
Augenmerk
auf

das
Leben
und
den
Entstehungskontext
des
Dramas.
Darauf
aufbauend
wird
die
Hauptfigur
in

Hinblick
auf
seine
Außenseiterposition
charakterisiert.
Dieser
Teil
bringt
die
verschiedenen

Aspekte
ans
Licht,
die
Woyzeck
zu
einem
Außenseiter
machen.
Das
zweite
Kapitel
ist
dem

Drama

Draußen
vor
der
Tür

von
Wolfgang
Borcherts
gewidmet.
Die
Vorgehensweise

4

entfaltet
sich
wie
im
Falle
der
Dramas
von
Büchners,
so
dass
der
Lebens-
und

Entstehungsgeschichte
die
Charakterisierung
des
Protagonisten
Beckmann
als

gesellschaftlichen
Außenseiter
folgt.
Die
Ergebnisse
der
durchgeführten
Analyse
der
zwei

Außenseiter-Figuren
werden
im
vierten
Kapitel
zusammengetragen.
Hier
werden
sowohl
die

Ähnlichkeiten
als
auch
die
Unterschiede
der
zwei
Gestalten
hervorgehoben.
Das
Ergebnis
der

komparativen
Untersuchung
wird
im
fünften
Kapitel
der
Arbeit
zusammengefasst.
Das

Literaturverzeichnis
enthält
die
Quellen
der
vorliegenden
Arbeit.
Die
nachfolgende

Bibliographie
bietet
einen
Überblick
über
die
zur
Analyse
herangezogenen
Texte
wie
zum

Beispiel
Henri
Poschmanns
Buch

Geog
Büchner.
Dichtung
der
Revolution
und
Revolution

der Dichtung

.

1. Georg Büchners Drama “Woyzeck”

„zum
dritten
Male
stellt
er
[Büchner]
den
Untergang
eines
Menschen
im

Spannungsfeld
von
Natur,
Gesellschaft
und
jenem
die
Psyche
bedrohenden

,Geheimen’ im Leben dar“

1
Mit
seinem

Woyzeck

lieferte
Georg
Büchner
eine
sozialkritische
Literaturaussage,
die
die

Wahrnehmung
bezüglich
des
Protagonisten
unwiderruflich
veränderte.
Franz
Woyzeck,
die

Hauptgestalt
des
Dramas,
weicht
stark
vom
klassischen
Bild
des
mächtigen
und
tugendhaften

Helden
ab
und
stellt
somit
einen
der
ersten
Anti-Helden
der
Weltliteratur
dar.
Unter
den

wichtigsten
Besonderheiten
der
Figur
findet
man
seine
Position
des
aus
der
Gesellschaft

Verdrängten,
die
eines
Außenseiters,
der
ein
gequältes
Leben
in
der
unteren
Schicht
der

deutschen Gesellschaft des 19. Jahrhunderts führt.

Die
Handlung
des
Dramas
ist
auf
siebenundzwanzig
aufeinanderfolgenden
Szenen
zu

verfolgen.
Die
erste
Episode
zeigt
Woyzeck
zusammen
mit
seinem
Freunden
Andreas
und

2
geht
auf
Woyzecks
kränklichen
Visionen
ein.
Er
behauptet,
er
könne
stimmen
hören,

immense
Furcht
spüren
und
Freimaurer
sehen.
Die
nächste
Szene
führt
Einzelheiten
zum

Leben
des
Protagonisten
hinzu,
da
seine
Geliebte
Marie
und
ihr
gemeinsames
Kind

vorgestellt
werden.
Es
wird
auch
berichtet,
dass
Marie
trotz
ihrer
Beziehung
zu
Woyzeck
den

Tambourmajor
attraktiv
findet,
und
ihn
vom
Fenster
bewundert.
Woyzeck
unterbricht
Maries

1
Poppe,
Reiner
(1976):
„Georg
Büchners
Danton’s
Tod,
Lenz,
Woyzeck.
Darstellungen
und
Interpretationen“.

Hollfeld/Ofr. : Beyer Verlag, S. 81.

2
Für die Inhaltsangabe und die Charakterisierung im kommenden Unterkapitel wurde die Ausgabe des Klett

Verlags benutzt

.

5

Geflirte
und
erzählt
ihr
von
den
Wahnvorstellungen,
das
aber
in
Eile,
da
dieser
dringend
in

die Kaserne muss, wo er als einfacher Soldat tätig ist.

In
der
Kaserne
angekommen,
rasiert
Woyzeck
den
Hauptmann
für
eine
kleine

Geldsumme
und
wird
dabei
von
diesem
wegen
seiner
Beziehung
zur
Marie
beleidigen.

Während
Woyzeck
arbeitet,
begegnet
Marie
dem
Tambourmajor,
der
sie
durch
kostbare

Geschenke
zu
gewinnen
versucht.
Woyzeck
erblickt
Marie
mit
einem
solchen
Geschenk
und

ahnt,
dass
er
betrogen
wird
und
wird
immer
eifersüchtiger.
Außerdem
verbreitet
sich
die

Nachricht
von
der
Untreue
Maries
in
der
Öffentlichkeit
so
schnell,
so
dass
Woyzeck
dafür

ausgelacht
und
blamiert
wird.
Er
erwischt
Marie
und
den
Tambourmajor
beim
Tanzen.
Da
er

wegen
der
Arbeit
erschöpft
ist,
kann
er
den
Betrug
nicht
ertragen
und
beschließt
sich
zu

rächen.
Woyzeck
hat
kein
Geld
um
eine
Pistole
zu
kaufen,
so
dass
er
ein
Messer
kauft
und

Marie
damit
ersticht.
Voll
mit
Blut
verschmiert,
kommt
er
ins
Wirtshaus,
läuft
aber
danach

zum
Teich,
um
die
Waffe
loszuwerden
und
sich
zu
waschen.
Die
Menschen
finden
Maries

Leiche und untersuchen sie.

1.1 Georg Büchners Leben und Werk

Georg
Büchner
kam
am
17.
Oktober
1813
in
Goddelau,
in
der
Darmstädter
Umgebung,
auf

die
Welt,
ein
Tag,
der
geschichtlich
gesehen
als
der
zweite
Tag
der
Völkerschlacht
bei

Leipzig
bekannt
ist.
Dieser
führte
zu
dem
Sieg
der
Alliierten
gegen
die
Truppen
Napoleons

3
und
somit
zur
Unabhängigkeit
Deutschlands
den
Franzosen
gegenüber.
Die
Befreiung
von

der
französischen
Macht
wurde
von
der
Restauration
der
gesellschaftlichen,
politischen
und

sozialen
Umstände
gefolgt,
was
zu
der
unmittelbaren
Wiederkehr
der
alten

Herrschaftssysteme
geführt
hatte.
Diese
Phase
hatte
den
Prozess
der
Entwicklung

verlangsamt
und
auch
den
Wunsch
auf
einer
Vereinigung
der
ehemaligen
Fürstentümer

ruiniert.
Die
Zersplitterung
hatte
gewisse
gesellschaftliche
Missstände
beigebracht,
die

Büchner
selber
während
seines
kurzen
Lebens
erlebte
und
die
er
auf
seine
Werke
dann
auch

übertrug.

4
3
Vgl. Werner R. Lehmann (1980): Nachwort. In: “Gregor Büchner. Werke und Briefe. Nach der

historisch-kritischen Ausgaben von Werner R. Lehmann. Kommentiert von Karl Pörnbacher, Gerhard Schaub,

Hans-Joachim Simm und Edda Ziegler”. München; Wien, S. 543.

4
Vgl.
Schede,
Hans-Georg
(2006):
“Lektüreschlüssel.
Georg
Büchner:
>>Woyzeck<<”.
Stuttgart:
Reclam

Verlag, S 73.

6

Der
deutsche
Schriftsteller
wuchs
in
einer
Familie
mit
Ärztentardition
auf,
von
Seiten

seines
Vaters
abstammend,
so
dass
sein
Berufsleben
schon
vorbestimmt
schien.
In
Gegenteil

zu
dem
Vater
stammte
Büchners
Mutter
aus
einer
Beamtenfamilie,
jedoch
waren

Leidenschaften
die
Dichtung
und
die
Kunst.
Dieser
Zwiespalt
der
Interessensphäre
der
Eltern

wurde
auf
den
jungen
Büchner
übertragen,
so
dass
dieser
in
beiden
Bereichen
tätig
wurde.

Außerdem
wurde
auch
das
Interesse
für
Politik
und
gesellschaftliche
Verhältnisse
schon
in

einem
jungen
Alter
erweckt.
Zwischen
1825
und
1831
besuchte
er
das
neuhumanistische

Gymnasium,
das
ihm
eine
kritische
Ausbildung
beigebracht
hat
und
damit
seine
spätere

Denkweise
beeinflusste.
Während
seiner
Zeit
am
Darmstädter
Gymnasium
entwickelte

Büchner
seinen
Geschmack
für
Politik
und
schenkte
besonders
viel
Aufmerksamkeit
der

Französischen
Revolution,
wobei
er
sich
sehr
oft
in
Aufsätzen
und
Reden
zum
Thema

Freiheit
äußerte.
Nach
dem
erfolgreichen
Abschluss
des
neuhumanistischen
Gymnasiums,

immatrikulierte
sich
Büchner
1831
an
der
medizinischen
Fakultät
in
Straßburg.
Dort

entfaltete
er
sich
sehr
durch
den
Kontakt
mit
den
französischen
Freiheitsidealen
und

politischen
Theorien,
die
ihn
zum
Politiker
machten;
nach
nur
zwei
Jahren
musste
er
aber

dieses
französische
Paradies
aufgeben.
Das
Gesetz
des
Großherzogtums
Hessen
verpflichtete

alle
Landesangehörigen
an
einer
hessischen
Universität
Abschluss
zu
machen,
so
dass

Büchner, eher verzweifelt als begeistert, sein Studium in Gießen fortsetzte.

5
In
der
hessischen
Stadt
angekommen,
sah
Büchner
diesen
Umzug
viel
tragischer
als

er
wirklich
war,
so
dass
dieser
ihm
eine
Depressionsepisode
verursachte.
Nachdem
er
sich

aber
im
Winter
1833/34
erholt
hatte,
schloss
er
Bekanntschaften
mit
verschiedenen

politischen
Aktivisten,
wie
der
Anhänger
der
hessischen
Revolutionsbewegung
Schulrektor

Weidig,
der
illegale
Flugschriften
unter
die
Leute
brachte.
Büchner
gründete
die

„Gesellschaft
der
Menschenrechte“,
die
sich
rasant
in
den
umgebenden
Ortschaften

verbreitete
und
kollaborierte
mit
Weidig,
so
dass
seine
sozialistische
Kampfschrift

Der

Hessische
Landbote

mit
dem
Motto
“’Friede
den
Hütten!
Krieg
den
Palästen!”’
mittels
des

6
Schulrektors
an
die
Massen
gelangt.
Obwohl
die
Endvariante
der
Kampfschrift
Büchner
nicht

ganz
befriedigte,
da
Weidig
einige
von
der
Religion
bedingten
Veränderungen
unternommen

hatte,
sollte
diese
die
Menschen
endlich
zur
Tat
veranlassen.
Büchner
wollte
dem
Leser
die

5
Vgl. Penzoldt, Günther (

3

1972): “Georg Büchner”. Velber bei Hannover: Friedrich Verlag, S. 7.

6
Büchner,
Georg,
zit.
n.
Penzdorf,
Günther
(

3

1972):
“Georg
Büchner”.
Velber
bei
Hannover:
Friedrich
Verlag,

S. 8.

7

Hauptprobleme
des
damaligen
Feudalismus
zur
Kenntnis
bringen
und
ihn
gleichzeitig
darauf

aufmerksam
machen,
dass
die
herrschende
Gruppe-
die
ihre
Macht
durch
die
heftige
Arbeit

aber
auch
Unterwürfigkeit
der
einfachen
Bauern
und
Handwerker
gesichert
hatte-
sich
nur

um
sein
eigenes
Wohlergehen
kümmerte,
während
die
Mehrheit
ein
erniedrigendes
Leben

unterhalb der Armutsgrenze ertragen musste.

7
Die
revolutionäre
Aktivität
der
Gesellschaft
wurde
kurz
nach
der
heimlichen

Veröffentlichung
der
Kampfschrift
verraten
und
Büchner
reiste
nach
Offenbach
um
seine

Freunde
zu
warnen.
Er
blieb
dort
aber
nicht
für
lange
Zeit,
da
sein
Vater
ihn
zurück
nach

Darmstadt
rufen
ließ,
um
ihn
vor
den
gefährlichen
politischen
Einflüssen
zu
beschützen.
Was

der
Vater
aber
nicht
wusste,
war,
dass
Büchner
selber
Teil
dieser
politischen
Einflüsse
war.

Während
seiner
Zeit
zurück
in
Darmstadt
begann
Büchner
sich
dem
Schreiben
hinzugeben

und
schuf
sein
erstes
Drama,

Dantons
Tod.

Diese
Phase
der
literarischen
Produktivität
fand

aber
keine
Kontinuität
in
Darmstadt,
da
die
Gefahr
der
politischen
Verfolgung
immer

prägnanter wurde, und Büchner sich gezwungen sah, nach Straßburg zu fliehen.

Sein
zweiter
Aufenthalt
in
Straßburg
hatte
den
deutschen
Intellektuellen
zu
seiner

wissenschaftlichen
und
literarischen
Vollkommenheit
gebracht.
Neben
der
Vervollständigung

seiner
medizinischen
Untersuchung
über
das
Nervensystem
der
Fische,
die
als
Promotions-

und
Habilitationsschrift
an
der
Universität
Zürich
angenommen
wurde,
schrieb
Büchner
seine

einzige
Novelle

Lenz

und
sein
Lustspiel
Leonce
und
Lena,

die
auch
veröffentlicht
wurden.

Auf
seiner
literarischen
Agenda
standen
übrig
noch
zwei
Dramen.
Es
ging
sehr

wahrscheinlich
um
seine
Dramen

Woyzeck
und

Pietro
Aretino,
deren
baldigen
Erscheinung
er

bereits
Januar
1837
angekündigt
hatte,
aber
nicht
erleben
konnte.
Im
Februar
desselben

8
Jahres
zeigte
Büchner
Erkältungssymptome,
die
schrittweise
schlimmer
wurden.
Am
19.

Februar
starb
der
deutsche
Schriftsteller
im
Alter
von
nur
23
Jahren
an
Typhus.
Die

Nachricht
seines
Todes
wurde
in
der
Zürcher
Presse
vier
Tage
später
veröffentlicht.
Diese

wies
darauf
hin,
dass
die
unfaire
politische
Willkürherrschaft
den
deutschen
Prominenten
von

seiner Heimat entfremdet hatte:

´Im
Verlaufe
weniger
Tage
hat
der
Tod
zwei
ausgezeichnete
deutsche
Männer
den
Reihen
ihrer

trauenden
Landsleute
und
der
Genossen
ihres
Schicksals
entrissen.
Am
15.
Februar
wurde
Ludwig

7
Vgl.
Dr.
Brinkmann,
Karl:
“Erläuterungen
zu
Georg
Büchners
>>Dantons
Tod<<
und
>>Woyzeck<<”.
7.

Auflage. Hollfeld/Obfr.: C. Bange Verlag, S.7.

8
Vgl. Dr. Brinkmann. S. 8-9.

8

Bürne
zu
Paris,
am
21.
Februar
Georg
Büchner
zu
Zürich
beerdigt.
Beide
ruhen
in
fremdem
Lande,

denn beiden hatte sich das Vaterland verschlossen. ´

9
1.2 Hintergrund des Dramas “Woyzeck”

Das
Manuskript
des
Werks
kam
nach
Büchners
Tod
im
Besitz
der
Familie.
Der
Journalist

Gutzkow,
der
für
die
Veröffentlichung
des
ersten
Dramen
von
Büchner
gesorgt
hatte,

beabsichtigte
auch
das
fragmentäre
Werk
posthum
zu
veröffentlichen,
er
stieß
aber
trotz

seinen
großen
Vorhaben
auf
Probleme.
Einerseits
sah
er
sich
von
den
Zensoren
erpresst,
auf

gewisse
Teile
des
Dramas
zu
verzichten,
und
andererseits
kam
er
zu
keiner
endgültigen

Verhandlung
mit
Büchners
Eltern,
so
dass
Gutzkow
sein
großes
Projekt
aufgeben
musste.

10
Dreizehn
Jahre
nach
Büchners
Tod
gab
sein
Bruder
Ludwig
die

Gesammelten
Werke
heraus,

Woyzeck

wurde aber aufgrund der schwer zu entziffernden Schrift Büchners ausgelassen.

Erst
1879
wurde
die
erste
Auflage
des
Dramas
vom
österreichischen
Publizisten
Karl

Emil
Franzos
unter
den
Namen

Wozzeck

herausgegeben



dem
Entzifferungsprozess
zufolge

ist
sogar
der
Name
der
Hauptfigur
falsch
verstanden
worden.
Büchners
Schrift
hatte
sich

schwer
entziffern
lassen,
so
dass
Vieles
von
Franzos
selber
geändert
wurde.
Dennoch
ist
es

dieser
Ausgabe
zu
verdanken,
dass
das
Woyzeck-Fragment
überhaupt
ans
Licht
gekommen

ist.
Eine
neue
Auflage,
die
eine
viel
sinngemässenere
Anreihung
der
Szenen
enthielt,
wurde

erst 1922 von Fritz Bergmann herausgegeben.

11
Als
stoffliche
Grundlage
liegt
Büchners

Woyzeck

ein
historischer
Kriminalfall,
der
zu

seiner
Zeit
große
Aufregung
erzeugte,
zugrunde.
Dieses
Ereignis
hatte
Büchner
künstlerisch

umgeformt
und
im
hessischen
Milieu
des
17.
Jahrhunderts
umgesetzt.
Laut
H.
Mayer
soll
am

21.
Juni
1821
der
einundvierzig-jährige
Johann
Christian
Woyzeck
seine
damalige
Geliebte,

die
Witwe
des
Chirurgen
Woots,
im
Hauseingang
ihrer
Leipziger
Wohnung
mit
einer

Degenklinge
erstochen
haben.
Die
Tat
an
sich
war
nicht
unerwartet
aufgekommen,
da
Streit

eine
Gewohnheit
für
das
Paar
war.
Bereits
vor
dem
Vorfall
hätten
sich
die
zwei
heftig

gestritten.
Ihre
Beziehung
war
schon
immer
problematisch
gewesen
und
wurde
von
den

Bekannten
als
weit
vom
Angenehmen
entfernt.
Die
Frau
hatte
die
Gesellschaft
verschiedener

Soldaten
der
Stadtwache
Leipzig
genossen,
wobei
sie
Woyzeck
vernachlässigt
hatte.
Sie

9
Schulz,
Wilhelm
in
Penzdorf,
Günther
(

3

1972):
“Georg
Büchner”.
Velber
bei
Hannover:
Friedrich
Verlag,
S.

12.

10
Vgl.
Poschmann,
Henri
(1983):
“Georg
Büchner.
Dichtung
der
Revolution
und
Revolution
der
Dichtung”.

Berlin und Weimar: Aufbau-Verlag, S. 35,36.

11
Vgl. Dr. Brinkmann. S. 57, 58.

9

sehnte
sich
nach
Materiellem,
was
der
Woyzeck
ihr
nicht
bieten
konnte,
da
dieser
arbeitslos

war,
was
sehr
oft
zu
Missverständnissen
zwischen
den
beiden
führte.
Nicht
selten
hatte
die

Frau
die
finanziellen
Mängel
ihres
Mannes
in
aller
Öffentlichkeit
verspottet
und
ihn
von

ihrem
Geliebten
verprügeln
lassen.
Das
Ganze
hatte
Woyzecks
Wut
ausgelöst
und
ihn
zur

grausamen Tat gebracht.

12
Der
Fall
widerspiegelt
einen
klassischen
Eifersuchtsmord.
Was
aber
die

Aufmerksamkeit
der
Öffentlichkeit
reizte,
war
die
Diskussion
um
den
psychischen
Zustand

des
Angeklagten.
Der
Gerichtsmedizinische
Hofrat
Professor
Clarus
kümmerte
sich
um
das

Erstellen
des
psychologischen
Gutachtens
Woyzecks.
Seine
Untersuchung
zeigte,
dass
der

Angeklagte
”Sinnestäuschungen
und
Zweifelvorstellungen”
aufwies,
trotzdem
wurde
dieser

13
als
vollkommen
zurechnungsfähig
geschrieben.
Kurz
nachdem
diese
Vorschrift
bekannt

gegeben
worden
war,
kam
es
zu
einer
Auseinandersetzung
um
die
Richtigkeit
des
Gutachten

Woyzecks
zwischen
den
Gelehrten
im
Bereich
der
Medizin
und
Psychologie.
Der
Hofrat

Clarus
musste
deshalb
ein
zweites
Gutachten
erstellen,
was
zu
der
Verzögerung
der

Verurteilung
führte.
Das
zweite
Gutachten
lieferte
dasselbe
Resultat,
so
dass
Johann

Christian
Woyzeck
schließlich
am
27.
August
1824
auf
dem
Marktplatz
öffentlich

hingerichtet wurde.

14
Für
sein
Drama
benutzte
Büchner
das
zweite
von
Professor
Clarus
erstellte
Gutachten,

das
1825
in
der
Zeitschrift
für
Staatsarzneikunde

veröffentlicht
wurde

.

Büchners
Vater
hatte

selber
als
Mitglied
des
Medizinrates
für
die
Zeitung
geschrieben,
was
ihm
den
Zugang
zu
den

Materialien
erlaubte.
Trotz
seiner
Untersuchungen
der
gerichtsmedizinischen
und

gleichzeitig
rechtlichen
Seite
des
Mordfalls
und
seiner
Faszination
diesen
Aspekten

gegenüber,
fokussiert
sich
Büchner
und
sein
Drama
nicht
auf
sie,
sondern
auf
die
kränkhaften

sozialen
Hintergrundereignisse,
die
zu
einem
solchen
Mordfall
geführt
haben.
Büchner

15
übertrug
in
abgewandelter
Form
verschiedene
Berichte
über
die
Lebensumständen,
die

Moralität
und
die
Zurechnungsfähigkeit,
die
im
Gutachten
des
historischen
Woyzeck

12
Vgl.
Mayer,
H.
(1946):
”Georg
Büchner
und
seine
Zeit”,
in:
Kopfermann,
Thomas
(Hrgs.).
(2005):
“Georg

Büchner:Woyzeck. Lese- und Bühnenfassung mit Materialien”

.

Stuttgart: Ernst Kettel Verlag, S. 35-36.

13
Dr. Brinkmann, Karl: Erläuterungen zu Georg Büchners Dantons Tod und Woyzeck. 7. Auflage.

Hollfeld/Obfr.: C. Bange Verlag, S. 54.

14
Vgl. Dr. Brinkmann. S. 54.

15
Vgl. Dr. Brinkmann. S. 55.

10

vorkamen,
und
damit
wurde
die
wiederaufkehrende
Frage
um
die
Beziehung
des
Individuums

zur Außenwelt, zu den gesellschaftlichen Umständen, ans Licht gebracht.

16
Außer
dem
Fall
des
Leipziger
Perückenmachers
Woyzeck,
vermutet
man,
dass
der

deutsche
Schriftsteller
noch
zwei
andere
similaire
Mordfälle-
und
die
entsprechenden

Prozesse-
für
seinen
Stück
untersuchte
beziehungsweise
verarbeitete.
Die
Täter
dieser
Morde

weisen
Ähnlichkeiten
Woyzeck
gegenüber.
Der
eine
sei
laut
Dr.
Brinkmann
zum
Zeitpunkt

der
Tat
nicht
komplett
leistungsfähig
gewesen,
während
der
andere
genau
wie
Johann

Christian
Woyzeck
seine
Geliebte
aus
Eifersucht
während
eines
Missverständnisses

erstochen
habe.
Eine
andere
bedeutende
Gemeinsamkeit
dieser
Fälle
besteht
in
der

17
”´Zugehörigkeit
aller
Personen
zu
den
unteren
und
ärmeren
Schichten
des
Volkes,
ihre
Armut

und
Bedürftigkeit´”
was
Büchner
in
seinem
sozialen
Drama
durch
die
Hauptgestalt
auch

18
widerspiegelt.
Diese
authentische
aber
trotzdem
immer
noch
originelle
Darstellung
des

Schicksals
einer
unprivilegierten
Figur,
die
im
Mittelpunkt
des
Dramas
auftaucht,
macht

Büchners

Woyzeck

zu
einem
der
genialsten
schöpferischen
Kunstwerke
der
deutschen

Literatur.

Der
historisch-gesellschaftliche
Hintergrund
hat
einen
großen
Einfluss
auf
das
Drama

und
vor
allem
auf
die
Figur
Woyzecks
ausgeübt.
Die
Willkürherrschaft,
die
zu
Büchner
Zeit

herrschte,
hatte
jenes
liberale
und
revolutionäre
Gedanken
abschaffen
wollen,
was
zum

Aufbruch
von
Aufständen
und
Unruhen
untern
den
Bürgern
führte.
Die
Intellektuellen
hatten

sich
heimlich
versammelt
und
ihre
Widerstandsvisionen
vorgetragen
und
innerhalb
von

studentischen
Burschenschaften
verbreitet.
Dieses
Verhalten
blieb
aber
nicht
unbemerkt,
so

dass
alle
Anhänger
der
revolutionären
Bewegung
verfolgt
wurden.
Sie
galten
als
Feinde
der

nationalen
Sicherheit,
die
den
Menschen
gefährliche
Gedanken
wie
das
der
Freiheit
oder

Einheit beibrachten.

Die
Oppositionsbewegung
gab
aber
nicht
auf
und
verbreitete
sich
immer
schneller
in

allen
Fürstentümern
Deutschlands,
um
die
Verwirklichung
der
Freiheitsideale
und
der

deutschen
Vereinigung
zu
erreichen.
Bereits
1832
fanden
die
ersten
Demonstrationen
gegen

die
ungerechten
Machthabern
auf
dem
Hambacher
Schloss
statt.
Der
Höhepunkt
der

16
Vgl.
Mayer,
Hans
(1972):
“Georg
Büchner
und
seine
Zeit”.
Frankfurt
am
Main:
Suhrkamp
Taschenbuch

Verlag, S. 337, 339.

17
Vgl. Dr. Brinkmann, S. 55.

18
Krause, Egon (1969): “Georg Büchner. Woyzeck, Texte und Dokumente”. Leipzig: Insel Verlag, S. 162, zit.

n. Poschmann, Henri (1983): Georg Büchner. Dichtung der Revolution und Revolution der Dichtung. Berlin und

Weimar: Aufbau-Verlag, S. 250.

11

revolutionären
Bewegung
des
19.
Jahrhunderts
wurde
im
1848
erreicht,
als
die
sogenannte

Märzrevolution
sich
in
allen
deutschen
Bundesstaaten
konkretisierte
und
zur
Liberalisierung

der Politik führte.

19
Die
raschen
Veränderungen
auf
der
politischen
Szene
haben
die
literarische
Welt
auch

verändert.
Die
meisten
Schriftsteller,
die
bereits
am
Anfang
des
19.
Jahrhundert
in
dem

deutschsprachigen
Raum
tätig
waren,
hatten
sich
von
der
liberal-bürgerlichen
Denkweise

beeinflussen
lassen,
so
dass
viele
der
schriftlichen
Produktionen
eine
kritische
Stellungnahme

gegen
die
harsche
Meinungs-
und
Pressezensur
ausdrückten.
Diese
literarisch-politische

Gegenbewegung
ist
heutzutage
unter
dem
Namen
„Vormärz“
bekannt
und
umfasst
die

Autoren,
die
zwischen
den
Jahren
1815
und
1848
sozialkritische
Werke
schrieben.
Viele

wurden
aber
erst
Jahrzehnte
später
vom
Publikum
in
Acht
genommen
und
für
ihre

revolutionäre
Tätigkeit
anerkannt,
vor
allem
weil
1835
zahlreiche
Autoren
wegen
der

kritischen
Einstellung
verboten
wurden.
Die
Zuordnung
Büchners-
und
seines
Werks-
zu
der

Autorengruppe
des
Vormärzes
ist
problematisch
und
oft
in
der
Literatur
auch
umstritten,
da

in
der
ersten
Hälfte
des
19.
Jahrhunderts
sich
eine
zweite
literarische
Tendenz
in
Deutschland

entwickelte.
Dieser
entspricht
die
Benennung
„Junges
Deutschland“
und
hat
sich
mit
der

Epoche
des
Vormärzes
überlagert.
Zusätzlich
hatte
sich
der
Autor
nie
als
Anhänger
der
zwei

literarischen Bewegungen erklärt.

Eins
ist
aber
sicher,
Büchner
war
selbst
Anhänger
der
revolutionären
Bewegung
in

Hessen
und
kannte
sich
besonders
gut
aus
mit
den
ungerechten
Bedingungen
des

bürgerlichen
Milieus,
so
dass
er
diese
in
seiner
literarischen
Produktion
ans
Licht
brachte.

Das
Drama
Woyzeck
reflektiert
zwar
die
sozial-politischen
Strukturen
seines
Zeitalters,
das

Problem
der
bürgerlichen
Verelendung
bleibt
aber
im
Hintergrund
und
begleitet
das
tragische

Schicksal des gequälten Protagonisten, ein „Einzelner unter Einzelnen“
.

20
1.3 Die Gestalt des Woyzecks als Außenseiter. Charakterisierung

Die
Auseinandersetzung
mit
dem
Problem
Woyzecks
als
Außenseiterfigur
ergibt
sich
im

Verlauf
des
gesamten
Dramas
als
nachvollziehbar
und
das
trotz
der
fragmentarischen
und

unvollständigen
Form
des
Werkes.
Die
einzelnen
Szenen
kommen
zusammen
und

19


Vgl. Wollenstein, Günter (2010): “Märzrevolution und Liberalisierung”, auf: Bundeszentrale für politische

Bildung, abgerufen am: 2.2.2019, URL:

https://www.bpb.de/izpb/9875/maerzrevolution-und-liberalisierung?p=all

20
Elm, Theo (2004): “Das soziale Drama: von Lenz bis Kroetz”. Stuttgart: Reclam Verlag, S. 120.

12

widerspiegeln
die
gegenseitige
Wirkung
zwischen
der
Hauptgestalt
und
der
Gesellschaft,

wobei
jede
Szenenfolge
einen
Einblick
in
den
verschiedenen
Lebensbereichen
Woyzecks

liefert.
Dieser
stellt
den
Kern
des
Dramas
dar
und
ermittelt
durch
seine
Position
als
Antiheld

die gequälte Existenz eines Vertreters der niedrigsten sozialen Schicht.

Seine
soziale
Herkunft
und
Zugehörigkeit
gelten
als
das
offensichtlichste
Merkmal,

das
Franz
Woyzecks
Außenseiterkondition
schildert.
Er
übt
zwar
Tätigkeiten
in
der

Gesellschaft
aus
und
übernimmt
damit
auch
eine
gesellschaftliche
Pflicht,
muss
sich
aber

unerhört
um
das
Überleben
seiner
Frau
und
ihres
gemeinsamen
Kindes
kümmern
und
setzt

dafür
seine
ganze
Zeit
und
Energie
ein.
Die
Armut
und
die
unmenschlichen

Lebensbedingungen
entfremden
Woyzeck
von
dem
linearen
Ablauf
des
Lebens,
sie
isolieren

ihn
von
den
Mitmenschen
und
formen
ihn
zu
einem
einsamen
Individuum.
Sein
Hauptberuf

ist
im
militärischen
Wesen,
wo
er
aber
zu
einer
der
niedrigsten
Stufen
der
militärischen

Rangordnung
angehört.
Er
ist
bloß
ein
einfacher
Soldat-


Der
Aff’
ist
schon
ein
Soldat,
s’ist

noch
nit
viel,
unterst
Stuf
von
menschliche
Geschlecht”

der
seiner
Individualität
los
wird,
da

21
er
aus
seiner
Position
Befehle
empfangen
und
befolgen
muss
und
nicht
seinen
eigenen

Gedanken
ausüben
darf.
Dieses
Verhalten
der
Unterordnung,
das
als
Folge
der
strengen

Militärregierungen
und
der
Armut
in
Woyzeck
auftaucht,
macht
ihn
zum
schwachen

Menschen,
der
sich
nicht
gegen
seine
Kondition
wehrt
und
vertieft
somit
seine

gesellschaftliche
Isolation.
Woyzeck
ist
kein
Klassenkämpfer,
er
akzeptiert
seinen
Status
als

Outsider
und
versucht
nicht
etwas
dagegen
zu
unternehmen,
weil
für
ihn
die
Chance
zu

überleben
viel
wichtiger
ist
als
die
soziale
Anerkennung
und
Wiederaufnahme
in
das

gesellschaftliche
Leben.
Er
fühlt
sich
Marie
und
Christian
gegenüber
verantwortlich
und

erträgt
deswegen
die
Entwürdigung
seinen
Beruf.
Seine
Aufopferung
bleibt
aber
wirkungslos,

da
sein
Gehalt
nicht
einmal
für
alltägliche
Bedürfnisse
ausreicht,
geschweige
denn
um
Maries

Sehnen nach materiellem Wohlstand und Stabilität.

Der
prekäre
finanzielle
Zustand
führt
ihn
dazu,
Nebendienste
einzunehmen.
Um

durch
die
verschiedenen
Nebenbeschäftigungen
Geld
für
die
Familie
zu
gewinnen,
entzieht
er

sich
aus
dem
öffentlichen
Leben
aber
gleichzeitig
auch
dem
familiären.
Sein
Kind
selbst

erkennt
den
Protagonisten
nicht,
da
seine
Abwesenheit
ihn
zu
einem
Fremden
macht,
und

seine
Frau
bleibt
von
Woyzecks
Opferbereitschaft
unbefriedigt,
so
dass
er
wiederum
wegen

21
Büchner, Gregor (1979): Woyzeck. Lese- und Bühnenfassung mit Materialien. Stuttgart: Ernst Klett Verlag,

S. 6, V. 36-37.

13

der
Armut
am
Rande
der
Gesellschaft
gerät.
Unter
anderem
rasiert
er
den
Hauptmann.
Sein

Zusammentreffen
mit
dem
Hauptmann
in
der
fünften
Szene,

Hauptmann.
Woyzeck,

verdeutlicht
Woyzecks
Position
als
gesellschaftlicher
Außenseiter,
wobei
der
Protagonist

selbst
Anspielung
auf
die
Armut
und
den
sozialen
Status
als
Ursachen
seiner

Außenseiterposition
macht.
Der
Hauptmann
wirft
Woyzeck
vor,
er
entspreche
nicht
der

Moral
der
Gesellschaft,
in
der
er
lebe,
da
dieser
unverheiratet
ist
und
“ein
Kind,
ohne
den

Segen
der
Kirche”
hat.
Woyzeck
wehrt
sich
überhaupt
nicht,
das
einzige
was
er
tut,
ist
sich

22
zu
rechtfertigen,
indem
er
dem
Hauptmann
erklärt,
dass
er
zu
arm
sei,
um
moralisch
handeln

zu
können.
Die
Armut
hat
für
ihn
jede
Spur
von
Moral
vernichtet
und
das
obwohl
Woyzeck

die
moralischen
Regelungen
seiner
Gesellschaft
noch
immer
als
gültig
ansieht.
Er
ist
sich

dessen
bewusst,
dass
es
einen
strengen
Zusammenhang
zwischen
Moral
und
der
sozialen

Position
gibt.
Dieser
verfügt
nicht
über
die
finanzielle
Komponente,
die
eigentlich
die

23
Voraussetzung
dafür
ist,
moralisch
zu
sein,
und
wird
dafür
aus
der
Gesellschaft

ausgeschlossen.

Die
Art
und
Weise
wie
der
Hauptmann
Woyzeck
anspricht,
ist
ein
Beweis
dafür,
dass

er
wegen
seines
niedrigen
sozialen
Status
nicht
als
gleichwertiges
Mitglied
der
Gesellschaft

aufgenommen
wird.
Der
Hauptmann
benutzt
während
des
Gesprächs
die
dritte
Person

Singular
um
den
Protagonisten
anzureden
und
betrachtet
ihn
demzufolge
als
wertloser

Ansprechpartner.
Außerdem
nutzt
der
Hauptmann
jene
Gelegenheit
aus,
um
Woyzeck
an

seine
unprivilegierte,
unterwürfige
Kondition
zu
erinnern,
um
ihm
klarzumachen,
dass
er

anders
als
die
Norm
ist.
Woyzeck
kann
aber
dem
Hauptmann
nicht
widersprechen,
er
ist
nur

“ein
armer
Kerl“
,
der
die
Verspottung
des
Hauptmannes
ertragen
muss,
und
alles
nur
weil
er

24
von
ihm
finanziell
abhängt.
In
dieser
Sequenz
kommt
es
also
zwischen
den
zwei
Gestalten

nicht
zu
einer
tatsächlichen
Kommunikation,
und
dass
weil
aufgrund
der
materiellen

Abhängigkeit
die
zwei
Gestalten
unterschiedliche
gesellschaftliche
Stellungen
ausüben.
Der

Hauptmann
übernimmt
die
Rolle
eines
Vorgesetzten,
während
Woyzeck
der
Untergebene
ist,

auf
dem
soziale
Ängste
und
Demut
projiziert
werden.
Jene
Spur
von
Gleichberechtigung

25
und
zwischenmenschlichen
Beziehungen,
die
durch
Kommunikation
erzeugt
werden
kann,

wird damit unterbunden.

22
Büchner (1979), S. 10, V. 14.

23
Vgl. Meier, Albert (

3

1993): “Georg Büchner. Woyzeck”. München: Wilhelm Fink Verlag, S. 45.

24
Büchner (1979), S. 11, V. 8.

25
Vgl. Meier, Albert (

3

1993), S. 44.

14

Ein
weiterer
Aspekt,
der
auf
das
Verhindern
der
Kommunikation
aufweist
und
damit

Woyzecks
Position
als
Außenseiter
verstärkt,
ist
seine
ständige
Eile.
Obwohl
zwischen
dem

Hauptmann
und
Woyzeck
keine
anständige
Kommunikationssituation
entsteht,
scheint
die

Hauptgestalt
während
des
gesamten
Zusammentreffens
eher
abgelehnt
zu
wirken.
Schon
am

Anfang
der
fünften
Szene
fleht
der
Hauptmann
den
Protagonisten
an,
langsamer
seine

Pflichten
durchzuführen
und
dabei
seine
Zeit
sinnvoller
einzuteilen.
Woyzeck
kann
sich
das

aber
nicht
leisten
und
versucht
die
Arbeit
mit
gewisser
Geschwindigkeit
zu
vervollständigen,

so
dass
er
alle
seine
Aufträge
rechtzeitig
beenden
kann,
und
somit
noch
ein
bisschen
Geld
für

die
finanzielle
Sicherheit
der
Familie
mitbringen
kann.
Er
befindet
sich
im
ständigen

Herumlaufen
zwischen
den
verschiedenen
Einbringungen,
die
er
ausschließlich
für
Geld

ausübt,
und
vergisst
dabei
sich
den
Anderen
zuzuwenden.
Die
Überarbeitung
führt
Woyzeck

zur
gesellschaftlichen
Distanzierung
beziehungsweise
Isolierung.
Er
wird
durch
diesen

ununterbrochenen
Druck,
seinen
materiellen
Zustand
zu
verbessern,
deformiert,
in
dem

Sinne, dass er über keine Fähigkeit mehr verfügt, sich den Menschen annähern zu können.

Neben
der
Aufgabe
den
Hauptmann
zu
rasieren,
übt
Woyzeck
einen
weiteren
Auftrag

aus,
den
die
Hauptgestalt
für
den
Unterhalt
der
Familie
durchführt,
nämlich
als

Versuchsobjekt
für
den
Doktor
tätig
zu
sein.
Zur
Zeit
arbeitet
der
Doktor
an
einem

wissenschaftlichen
Experiment,
das
den
Einfluss
der
Ernährung,
die
ausschließlich
aus

Erbsen
besteht,
auf
den
menschlichen
Organismus
erkundigen
soll.
Für
eine
unerhebliche

Geldsumme
nimmt
Woyzeck
an
dem
Experiment
teil,
darf
nur
Erbsen
essen
und
muss
dem

Doktor
Urinproben
zum
Untersuchen
übergeben.
Die
Unmenschlichkeit
dieser
medizinischen

Behandlung
stört
dem
Protagonisten
nicht,
da
er
diese
Gelegenheit
nicht
nur
für
den

finanziellen
Gewinn
ausnutzt,
sondern
auch
dafür,
kostenlos
essen
zu
können.
Wiederum

befindet
sich
Woyzeck
in
der
Situation,
wo
er
sich
seiner
Familie
zuliebe
erniedrigen
und

gleichzeitig
entfremden
lässt,
wobei
er
seine
Zeit
bei
dem
Doktor
verbringt,
und
an
seine

sinnlosen und kaum wissenschaftlichen Versuche teilnimmt.

Die
Absicht
des
auf
Woyzeck
durchgeführten
Experiments
bleibt
unbekannt,
da

Woyzeck
sich
angeblich
nicht
an
den
Vertrag
gehalten
hat,
so
dass
der
Doktor
die
erwartete

Harnprobe
nicht
mehr
bekommt,
um
die
Untersuchungen
beenden
zu
können.
Diese
Episode

enthüllt
eine
Unterhaltung
zwischen
den
zwei
Gestalten,
die
Woyzecks
Passivität
und
erneut

seine
von
den
Menschen
entfremdete
Natur
ans
Licht
bringt.
Die
Redeanteile
der
zwei

Gestalten
sind
disproportioniert,
so
dass
Woyzeck
nur
selten
spricht
und
gewöhnlich
nur

15

kurze
und
einfache
Aussagen
benutzt.
Einen
ersten
längeren
Redefluss
hat
Woyzeck
erst
als

er
den
Doktor
davon
zu
überzeugen
versucht,
dass
er
den
Vertrag
nicht
gebrochen
hat,
da
er

nur
seine
Natur
gefolgt
habe.
Der
Doktor
nimmt
sich
aber
gar
keine
Zeit
Woyzecks
Variante

einmal
in
Sicht
zu
nehmen.
Er
sieht
sich
den
armen
Soldaten
gegenüber
überlegen,

unterbricht
ihn
und
lehnt
seine
Gedanken
sofort
ab,
obwohl
der
Protagonist
Recht
hat.
Er

kommt
wieder
in
einer
Situation
vor,
wo
er
kaum
eine
Verbindung
zu
seinen
Mitmenschen

herstellt, da er nicht geachtet wird und folglich die Kommunikation auch verhindert ist.

Woyzeck
versucht
in
der
Figur
des
Doktors
einen
Heiler
für
seine
seltsamen

Erscheinungen,
die
schon
bereits
am
Anfang
des
Dramas
beschrieben
werden,
zu
finden.
Der

Soldat
fühlt
sich
von
Stimmen
verfolgt
und
gesteht
seinem
besten
Freunden
Andreas,

Freimaurer
gesehen
zu
haben.
Ironischerweise
ist
der
Arzt
selbst
teilweise
für
Woyzecks

Geistverwirrungen
schuldig,
da
Woyzecks
Wahnvorstellungen
laut
Alfons
Glück
Symptome

der
einseitigen
Ernährungsweise,
die
von
dem
Doktor
vorbestimmt
wurde,
sein
können.
Der

26
Doktor
weigert
sich
aber
Woyzecks
kränkliche
Symptome
überhaupt
zu
behandeln
und
sieht

in
seiner
Situation
bloß
nur
eine
medizinische
Gelegenheit,
um
weitere
wissenschaftliche

Beiträge
zu
gestalten,
“Er
ist
ein
interessanter
casus.
Subject
Woyzeck”
.
Der
Doktor
nutzt

27
Woyzeck
für
seine
Zwecke
aus
und
profitiert
von
seiner
hilflosen
Kondition,
denn
er
weiß,

dass
dieser
finanziell
von
ihm
abhängig
ist.
Durch
dieses
Verhalten
wird
die
Kluft
zwischen

Woyzeck
und
der
Gesellschaft
vertieft,
da
dieser
nicht
einmal
in
der
Figur
eines
Arztes

Verständnis und Heilung finden kann und erneut diskreditiert wird.

Die
Gestalten
des
Hauptmannes
und
Doktors
treten
zusammen
mit
dem
Protagonisten

in
der
Szene
9,

Straße

,
auf.
Diese
Begebenheit
ist
ein
bedeutender
Beweis
der

Unmenschlichkeit
der
Gestalten
Woyzeck
gegenüber,
was
seine
Position
als

gesellschaftlichen
Außenseiter
verstärkt.
Der
Hauptmann
und
der
Doktor
unterhalten
sich
auf

der
Straße
bis
diese
die
Hauptgestalt
erblicken.
Der
Hauptmann
ist
derjenige,
der
ihn
aufhält

und
ähnlich
wie
in
der
Szene
5
von
seiner
Eile
spricht.
Er
nutzt
diese
Gelegenheit
aus,
um

Woyzeck
zu
erniedrigen
und
um
seine
Überlegenheit
nicht
nur
dem
Woyzeck,
sondern
auch

dem
Doktor
zu
beweisen.
Er
macht
Anspielung
auf
das
Verhältnis
seiner
Geliebten
Marie
mit

dem
Tambourmajor.
Woyzeck
nimmt
die
Nachricht
erst
als
einen
gemeinen
Scherz
auf,
wird

26
Vgl. Glück, Alfons: “Der Menschenversuch. Die Rolle der Wissenschaften in Georg Büchners Woyzeck”. In

Georg-Büchner- Jahrbuch 5 (1985), S. 147.

27
Büchner (1979), S. 14, V. 12.

16

sich
aber
dessen
bewusst,
dass
der
Hauptmann
tatsächlich
die
Wahrheit
spricht
und
wird

äußerst
unruhig.
Keiner
der
zwei
Gestalten
versuchen
Woyzeck
zu
unterstützen,
der

Hauptmann
ist
froh
den
Woyzeck
verspottet
zu
haben,
während
der
Doktor
die
Situation
des

Protagonisten
bloß
als
einen
medizinischen
Fall
betrachtet:
“Den
Puls
Woyzeck,
den
Puls,

klein,
hart,
hüpfend,
unregelmäßig”
.
Die
Zwei
Gestalten
erblicken
wie
verwirrt
und

28
gleichzeitig
innerlich
zerstört
Woyzeck
ist,
zeigen
ihm
keine
Mitleidgefühle
und
helfen
ihm

auch
nicht,
sehr
wahrscheinlich,
weil
Woyzeck
ihnen
sozial
angesehen
untergeordnet
ist
und

demzufolge nicht als anständiges Mitglied der Gesellschaft aufgenommen wird.

Die
Beziehung
zu
der
Figur
des
Tambourmajors
nimmt
im
Drama
eine
zentrale
Rolle

ein,
da
sie
einerseits
durch
die
Funktion
des
Tambourmajors
als
Gegenspieler
Woyzecks

Schwächen
und
Mängel
enthüllt
und
andererseits
den
Wut-
und
Wahnsinnausbruch
der

Hauptgestalt
am
Ende
der
Handlung
verursacht.
Der
Tambourmajor
wird
überwiegend

äußerlich
beschrieben,
das
heißt,
dass
jene
Charaktereigenschaften
weggelassen
werden.
Er

ist
ein
attraktiver,
selbstbewusster
Mann,
der,
vom
militärischen
Rang
angesehen,
eine

wichtigere
und
somit
besser
bezahlte
Position
besetzt.
Er
ist
sich
dessen
sozialen
Superiorität

bewusst
und
profitiert
unter
den
Vorteilen
seiner
Profession
in
dem
er
die
Frauen

schmeichelnd
begegnet.
So
ist
auch
der
Fall
mit
Woyzecks
Marie,
die
vom
Tambourmajor

kavaliermäßig
angesprochen
wird
und
mit
einem
wertvollen
Geschenk
verführt
wird.
Außer

den
physischen
und
finanziellen
Attributen,
die
den
Kontrast
zwischen
dem
Tambourmajor

als
angenehmes
und
beachtenswertes
Mitglied
der
Gesellschaft
und
Woyzeck
erläutern,

beweist
dieser
die
Ohnmacht
und
das
Alleinsein
der
Hauptfigur.
Woyzeck
erblick
den

Tambourmajor
und
Marie
beim
Tanzen.
Die
physische
Annäherung
seiner
Geliebten
einem

Fremden
gegenüber
löst
in
Woyzeck
das
Gefühl
des
Verlorenseins
aus,
da
Marie
seine

einzige Verknüpfung zu der Außenwelt darstellte.

Zusätzlich
zu
dieser
seelischen
Erniedrigung
kommt
auch
eine
körperliche.
Während

eines
dem
Geschehenen
folgenden
Besuches
auf
dem
Wirtshaus
wird
Woyzeck
vom

Tambourmajor
beim
Trinken
eingeladen.
Die
Aufforderung
wird
von
dem
Protagonisten

abgelehnt
und
der
Tambourmajor
demütigt
diesen
mit
seinen
Worten.
Die
Situation
erreicht

den
Höhepunkt
durch
die
körperliche
Auseinandersetzung,
die
vom
Tambourmajor
veranlasst

wird
und
Woyzeck
in
einem
erbärmlichen
Zustand
bringt.
Dieser
bleibt
alleine,
zitternd
und

mit
Blut
beschmiert
auf
einer
Bank
ohne
dass
ihm
Augenzeugen
geholfen
haben.
Die

28
Büchner (1979), S. 16, V. 11.

17

Hauptgestalt
befindet
sich
in
einer
Krisensituation
und
seine
Hilfeschreie
bleiben
ungehört,

weil er nur “ein armer Kerl”
ist.

29
Die
einzige
Gestalt,
die
für
Woyzeck
eine
Verbindung
zur
Gesellschaft
darstellt,
ist

seine
Geliebte
Marie.
Die
Bindung
der
Hauptgestalt
Marie
gegenüber
ist
seine
einzige

Möglichkeit
die
Erpressungen
und
Menschlosigkeit
der
Außenwelt
zu
ertragen.
Seine

Geliebte
nimmt
er
als
die
Mitte
seiner
Welt
auf,
als
das
einzige
was
ihm
die
Kraft
am
Leben

gibt.
Somit
sind
alle
Leistungen,
die
er
ausübt,
ihr
gewidmet
und
werden
ihr
und
ihrem

gemeinsamen
Kind
zuliebe
betrieben.
Marie
hat
aber
eine
andere
Einschätzung
von
dieser

Beziehung,
die
ihr
keine
materielle
Zufriedenheit
bringt,
und
sucht
ihre
Freude
in
den
Armen

eines
selbstbewussten,
von
den
Menschen
respektierten
und
reichen
Mannes,
die
ihr
die

materielle
Sicherheit
bieten
kann.
Die
sozialen
Verhältnisse
üben
einen
Einfluss
auf
die

Beziehung
der
zwei
Geliebten
aus
und
lösen
eine
zerstörerische
und
unmenschliche
Reaktion

der
Hauptgestalt
aus.
Diese
Verbindung
zu
Marie
kommt
ans
Licht
als
bloß
eine
Illusion,
die

von
Maries
Untreue
ausgelöscht
wird.
Woyzeck
fühlt
sich
somit
allein
und
von
der

Gesellschaft
ausgeschlossen.
Ohne
jene
äußere
Unterstützung
sieht
er
sich
gezwungen
alleine

den
Konflikt
zu
lösen.
Er
besitzt
kaum
kommunikative
Fähigkeiten
und
ist
von
der
Moral

entfremdet,
wie
er
dem
Hauptmann
schon
am
Anfang
des
Dramas
gesteht,
so
dass
er
an
Mord

greift.
Die
Tötung
Maries
stellt
den
Höhepunkt
seiner
Außenseiternatur
dar,
denn
durch
seine

selbstbestimmte
Tat
begeht
er
auch
eine
selbstzerstörerische
Handlung:
Woyzeck
ermordet

das
Geliebteste
auf
der
Welt
und
verurteilt
sich
zu
einer
komplett
aussichtslosen
und

einsamen
Existenz.
Kathrin
Geltinger
erklärt,
dass
die
Untreue
von
einer
Ehescheidung
hätte

gefolgt
werden
müssen,
wenn
die
Hauptgestalt
ein
echtes
Mitglied
der
bürgerlichen

Gesellschaft
gewesen
wäre.
Da
er
von
der
Gesellschaft
und
somit
auch
von
ihren

30
Regelungen entfremdet ist, kann er nicht dementsprechend handeln.

Die
sprachliche
Gestaltung
des
Dramas
dient
als
indirektes
Charakterisierungsmittel,

das
Woyzecks
Figur
als
Außenseiter
unterstützt.
Sein
sprachliches
Repertoire
ist
untypisch

für
eine
Hauptgestalt
des
Damas,
da
diese
fragmentarisch,
einfach
und
ungepflegt
ist,
also

sehr
von
der
Hochsprache
der
Literatur
abweicht.
Franz
Woyzeck
bedient
sich
elliptischer

Konstruktionen,
die
oft
dialektisch
gefärbt
werden,
und
stößt
gegen
die
grammatischen

29
Büchner (1979), S. 11, V. 8.

30
Vgl.
Geltinger,
Kathrin
(2008):
“Der
Sinn
im
Wahn.„Ver-rücktheit“
in
Romantik
und
Naturalismus”.

Marburg: Tectum Verlag S. 75-76.

18

Regeln.
Dieser
Verstoß
gegen
die
sprachliche
Norm
verstärkt
den
Unterschied
zwischen
der

Gesellschaft
und
Woyzeck
und
stärkt
gleichzeitig
seine
Position
außerhalb
dieser
normativen

Gesellschaft.
Die
Sprache
dient
auch
als
Indikator
der
sozialen
Herkunft
Woyzecks,
die
wie

schon erwähnt, ihn zum Außenseiter macht.

Die
Gestalt
Woyzecks
verdeutlicht
sich
als
ein
Outsider,
eine
am
unteren
Rand
der

Gesellschaft
stehende
Person,
der
um
sein
Überleben-
und
um
das
Überleben
seiner
Familie-

kämpft
und
eine
Existenz
am
Rande
der
Gesellschaft
führt.
Otto
C.
A.
spricht
von
der
Gestalt

Woyzecks
als
“ein
einziger
Aufschrei
der
gequälten
Kreatur
in
ihrer
untersten
Schicht”
,
ein

31
Vertreter
der
Unprivilegierten,
der
Aufgrund
der
sozialen
und
wirtschaftlichen

Schwierigkeiten
nie
in
der
Gesellschaft
aufgenommen
werden
kann.
Nicht
einmal
seine

Liebesbeziehung
kann
dafür
sorgen,
dass
er
eine
Verbindung
zu
den
Mitmenschen
herstellt.

Die
Armut
entraubt
der
Hauptgestalt
jede
Hoffnung
seine
Kondition
jemals
überwinden
zu

können
und
führt
dazu,
dass
er
immer
mehr
in
Unachtsamkeit
und
Vergesslichkeit

hineinrückt.

2. Wolfgang Borcherts Drama “Draußen vor der Tür”

Das
1947
veröffentlichte
Drama
erfreute
sich
über
eine
positive
öffentliche
Rezeption
und

machte
Wolfgang
Borchert
zu
einem
prominenten
Vertreter
der
deutschen
Jugend
der

Nachkriegszeit.
Das
Werk
erzählt
von
dem
existenziellen
Drama
eines
fünfundzwanziger

Kriegsheimkehrers.
Beckmann,
erschöpft
und
sehr
vom
Krieg
betroffen,
kehrt
am
Ende
des

Krieges zurück nach Hamburg, wo die gesamte Handlung spielt.

Das
Stück
wird
nicht
von
der
tatsächlichen
Handlung
eröffnet,
sondern
von
zwei

Szenen
nämlich
dem

Vorspiel
und

Der
Traum

.
Im

Vorspiel
handelt
es
sich
um
einen

Beerdigungsunternehmen,
der
an
die
Elbe
geht
und
einen
Soldaten
beim
Selbstmordversuch

beobachtet.
Ein
Alter
kommt
vorbei
und
tut
so
als
ob
er
Gott
wäre,
beweint
den
Soldaten
und

die
vielen
anderen,
die
sich
umgebracht
haben
und
wirft
den
Menschen
vor,
keiner
glaube

mehr an Gott.

Die
zweite
Einführungsszene
stellt
Beckmanns
Traum
vor.
Er
ist
der
Soldat,
der
in
die

Elbe
gesprungen
ist.
Im
Traum
spricht
die
Elbe
ihn
an
und
führt
ihn
dazu,
seine

Entscheidung,
sich
umzubringen,
zu
erklären.
Das
Hungern,
die
psychischen
und
physischen

31
Otto
C.
A.
zit.
n.
Dr.
Brinkmann,
Karl:
“Erläuterungen
zu
Georg
Büchners
Dantons
Tod
und
Woyzeck”,
7.

Auflage. Hollenfeld/Obfr.: C. Bange Verlag, S. 68.

19

Wunden
und
die
Untreue
seiner
Frau
hätten
ihn
so
betroffen,
dass
er
nicht
mehr
leben

möchte.
Die
Elbe
fordert
ihn
auf,
um
einen
Platz
in
der
Gesellschaft
zu
kämpfen
und
wirft

ihn in Blankenese, ein Bezirk Hamburgs, heraus.

Die
erste
Szene
beginnt
mit
Beckmann,
der
nass
durch
die
Straßen
geht
und
einem

Fremden
begegnet,
der
sich
als
„der
Andere“
vorstellt,
und
als
seine
Gegengestalt
wirkt.
Ein

Mädchen
sieht
Beckmann,
empfindet
Mitleid
und
nimmt
ihn
mit
zu
sich
nach
Hause.
In
der

Ferne
kann
man
den
Anderen
noch
philosophieren
hören.
Zu
Hause
angekommen
macht
sich

das
Mädchen
über
Beckmanns
seltsames
Aussehen
lustig,
da
dieser
eine
Gasmaskenbrille

trägt,
um
sehen
zu
können.
Das
Mädchen
nimmt
die
Brille
weg
und
gibt
dem
ehemaligen

Soldaten
die
Kleider
seines
im
Krieg
vermissten
Mannes.
Beckmann
kann
sie
nicht

annehmen
und
verlangt
seine
nassen
Kleider
und
die
Maske
zurück.
Plötzlich
betritten
ein

einbeiniger
Mann
das
Haus
und
wiederholt
Beckmanns
Namen
mehrmals.
Er
ist
der

vermutlich vermisste Mann des Mädchens, der eben aus dem Krieg heimgekehrt ist.

Erschrocken
verlässt
Beckmann
das
Haus.
In
der
Figur
des
Einbeinigen
erkennt
er

den
Bauer,
der
sein
Bein
verloren
hat,
als
er
einen
Befehl
von
Beckmann
durchgeführt
hat.

Auf
der
Straße
begegnet
er
dem
Anderen
und
versucht
Unterstützung
und
Verständnis
bei

ihm
zu
finden.
Er
fragt
den
Anderen,
wie
er
mit
seiner
Schuld
umgehe.
Der
Andere
schlägt

ihm
vor,
denjenigen
zu
besuchen,
an
den
Beckmann
seine
Schuldgefühle
und
Verantwortung

weitergeben kann. Von der Idee begeistert beeilt sich Beckmann zu seinem Oberst.

Beckmanns
früherer
Oberst
ist
gerade
mit
der
ganzen
Familie
beim
Abendessen.
Mit

seiner
Maske
an,
in
zerrissener
Uniform
und
mit
einem
Bürstenhaarschnitt
geht
Beckmann

ins
Haus
hinein
und
stört
die
Familie.
Er
kritisiert
das
Verhalten
seines
Vorsitzenden,
die
so

schnell
die
schmerzliche
Erinnerung
das
Krieges
und
die
grausamen
Taten,
die
sie
im
Krieg

begangen
haben,
vergessen
haben.
Beckmann
erzählt
von
seinem
Traum
von
Skeletten,
die

seinen
Namen
ununterbrochen
brüllen,
und
von
den
Gewissensqualen,
die
er
jede
Nacht

empfindet
und
die
ihn
nicht
einschlafen
lassen.
Damit
er
endlich
einschlafen
kann,
will

Beckmann
jetzt
seiner
Verantwortung
loswerden,
indem
er
sie
dem
Oberst
zurückgibt.
Der

Oberst
habe
dem
Beckmann
seine
Schuld
im
Krieg
übertragen,
als
elf
Soldaten
ums
Leben

gekommen
sind.
Der
Oberst
versteht
Beckmann
aber
nicht
und
nimmt
alles
als
ein

Theaterstück auf, so dass er Beckmann empfiehlt, einmal auf die Bühne zu treten.

Von
den
Wörtern
des
Oberst
beeinflusst
spricht
Beckmann
mit
einem

Kabarettsdirektor.
Er
will
das
Publikum
mit
seinem
Aussehen
und
seiner
schmerzlichen

20

Geschichte
unterhalten.
Der
Direktor
ist
aber
davon
nicht
begeistert
und
zweifelt
daran,
dass

ein
fünfundzwanzigjähriger
ohne
jede
Erfahrung
das
Publikum
unterhalten
könne.
Trotzdem

gibt
er
Beckmann
eine
Chance.
Dieser
singt
einen
Kriegsschlager,
in
dem
er
die
Wahrheit

über
die
Gesellschaft
der
Zeit
äußert,
was
der
Direktor
als
unangebracht
fürs
Theater
findet,

so
dass
Beckmann
verzweifelt
hin
zur
Elbe
geht
und
in
den
Fluss
springen
will.
Dem

Anderen gelingt es, ihn davon abzuhalten.

Beckmann
geht
zurück
zu
seinem
Elternhaus
und
hofft
endlich
eine
„offene
Tür“
zu

finden,
doch
auch
dort
erfährt
er,
dass
seine
Eltern
Selbstmord
begangen
haben.
Beckmann

sieht
sich
erneut
alleine
auf
den
Straßen
von
Hamburg,
wo
er
dem
Anderen
begegnet.

Beckmann
schläft
auf
der
Straße
ein
und
während
dem
Schlaf
versucht
der
Andere,
ihn
davon

zu
überzeugen,
dieser
Welt
noch
eine
Chance
zu
geben.
Noch
im
Schlaf
spricht
Beckmann

mit
Gott
und
versucht
eine
Erklärung
für
den
Krieg
zu
finden.
Der
Andere
versucht

Beckmann
zum
Aufstehen
zu
bringen,
als
die
Gestalt
des
Todes
sich
ihm
nähert.
Während

der
Tod
ihn
zum
Selbstmord
lockt,
versucht
der
Andere,
Beckmann
von
der
Güte
der

Menschen
zu
überzeugen.
Dieser
erinnert
sich
aber
an
den
Mann
des
Mädchens,
der

inzwischen
ertrunken
ist,
an
den
Direktor
und
am
Oberst,
und
will
sterben.
Beckmann
wacht

auf
und
ist
unzufrieden
damit,
dass
er
noch
lebt.
Er
will
wissen,
warum
er
weiterleben
soll,

doch in seiner Verzweiflung bleibt er ohne eine Antwort.

2.1 Wolfgang Borcherts Leben und Werk

Wolfgang
Borcherts
wurde
am
20.
Mai
1921
in
Hamburg
geboren.
Seine
Eltern
sind
nach

ihrer
Heirat
in
1914
aus
Mecklenburg
nach
Hamburg
gezogen.
Der
Vater,
Fritz
Borchert,

stammte
aus
einer
Schornsteinfegerfamilie,
war
aber
äußerst
verschlossen
und
sensibel,
so

dass
er
als
Lehrer
tätig
war.
Von
seinem
Beruf
gezwungen,
zog
Fritz,
zusammen
mit
seiner

Frau,
nach
Hamburg,
um
dort
zu
unterrichten.
Die
Übersiedlung
zeigte

Anpassungsschwierigkeiten
für
die
Mutter,
die
sich
sehr
nach
den
einfachen
Verhältnissen

der
Mecklenburgischen
Umgebung
sehnte
und
somit
beschloss,
kurze
Geschichten,
die
die

dörfliche Stimmung ihres Heimatortes darstellten, zu schreiben.

Der
junge
Borchert
war
als
Kind
von
seiner
Mutter
fasziniert
und
liebte
sie
abgöttisch,

was
aber
mit
dem
Vater
nicht
passierte.
Die
zurückhaltende
und
auch
kränkliche
Natur
seines

Vaters
hat
für
eine
kalte
Beziehung
gesorgt,
die
einzigen
Erinnerungen,
die
selbst
der
Vater

noch
aus
der
Kindheit
Borcherts
hatte,
waren
die
Lebensgeschichten
des
Vaters,
deren

21

Borchert
als
Kind
sehr
aufmerksam
zuhörte.
Der
Einfluss
der
Mutter
blieb
nicht

32
unauffällig,
da
dieser
im
Verhalten
des
jungen
Borchert
sehr
früh
auftauchte.
Er
zeigte
oft

unerwartete
Stimmungsveränderungen,
so
dass
sein
Temperament
zwischen
Übermut
und

Depression
schwankte.
Seine
Labilität
führte
dazu,
dass
er
während
seiner
Jugend
als

“sensibler
Einzelgänger
[…],
der
sich
selten
einer
Gruppe
angeschlossen
hat(te)”

33
aufgenommen wurde.

Diese
Außenseiter-Philosophie
wurde
von
seinem
strengen
Glauben
an

Ungezwungenheit
und
Freiheit
geprägt
und
während
seines
ganzen
Lebens
ausgeübt.
1933

sah
er
sich
durch
die
politischen
Umständen
gezwungen
Teil
der
HJ
(Hitlerjugend)
zu

werden,
er
versuchte
zwar
als
Querpfeifer
eines
Musikzuges
dem
Dienst
zu
entgehen,
was

ihm
aber
nicht
gelingt.
Seine
Verpflichtungen
als
HJ-Mitglied
entsprachen
nicht
seiner

Anforderungen
nach
Freiheit,
so
dass
er
sehr
selten
an
Veranstaltungen
teilnahm
und
sich
von

der
Gruppe
entfremdete.
Diese
Anforderung
machte
ihn
auch
zum
unterdurchschnittlichen

Schüler.
Anstatt
sich
an
des
Curriculum
zu
halten,
nutzte
er
seine
Schulzeit
aus
um
Gedichte

zu komponieren, so dass dieser frühzeitig seinen Schulabschluss machte.

34
Von
seinem
Vater
gefragt,
was
er
werden
wolle,
entschied
sich
Borchert
für
den

Schauspielerberuf,
der
aber
von
der
Familie
als
unsicher
betrachtet
und
dann
auch
abgelehnt

wurde.
So
begann
Borchert
1939
seine
Buchhändlerlehre,
besuchte
doch,
ohne
dass
die

Eltern
es
wussten,
einen
Schauspielunterricht
an
der
Hamburger
Schauspielschule.
Ein
Jahr

später
bestand
er
seine
Schauspielprüfung
vor
den
Vertretern
der
Reichstheaterkammer
und

bekam
sein
erstes
Engagement
in
Osthannover.
Er
erfreute
sich
aber
nicht
lange
an
dem

Genuss
des
Theaters,
da
Borchert
1941
in
der
Wehrmacht
einberuft
wurde.
In
der

Tannenbergkaserne
bei
Weimar
erlebte
Borchert
das
strenge
Ausbildungsprogramm,
das
er
in

seinen
Briefen
an
der
Familie
und
den
Freunden
ironisierte
und
heftig
kritisierte.
Sein

Andersdenken
blieb
nicht
unauffällig,
so
dass
der
Gestapo
seine
Korrespondenz
verfolgte
und

die
Beweise
für
die
Nazi-Justiz
aufbewahrte
bis
er
am
Ende
des
Jahres
kommandiert
wurde.

Folglich
wurde
Borchert
in
Dezember
1941
an
die
Ostfront
geschickt
und
musste
bei

Minustemperaturen
von
ungefähr
50
Grad
in
der
Winterschlacht
bei
Moskau
für
das

32
Dieses genaue Beobachtungsvermögen scheint Borcherts einzige Frühbegabung zu sein und das trotz seines

eher labilen Charakters.

33
Rühmkorf, Peter (1961): “Wolfgang Borchert in Selbstzeugnissen und Bilddokumenten”. Reinbeck bei

Hamburg: Rowohlt Taschenbuch Verlag, S. 27.

34
Vgl. Rühmkorf (1961), S.27-28

22

Deutsche
Reich
kämpfen.
Der
Mangel
an
neuen
militärischen
Truppen
und
das
Wetter,
das

für
die
deutschen
Soldaten
ungewöhnlich
war
und
sie
zum
Opfer
des
Todes
durch
Erfrierung

wurden, machte die Schlacht zu einer bedauerlichen Niederlage.

35
Borchert
überlebte
den
harschen
Bedingungen
der
Winterschlacht,
erlitt
aber
eine

Verwundung
an
der
linken
Hand.
Seine
Verwundung
wurde
untersucht
und
laut
der
Aussage

eines
Feldwebels,
habe
Borchert
selbst
sich
die
Schusswunde
angetan,
so
dass
er
in
Mai
1942

für
drei
Monate
in
Nürnberger
Einzelhaft
festgenommen
wurde.
Seine
Gerichtsverhandlung

fand
in
August
statt
und
man
entschied
für
die
Freisprechung
Borcherts.
Doch
aufgrund

seiner
staatsgefährdenden
Aktivität-
nämlich
die
Briefe,
die
er
während
seiner

Soldatenausbildung
geschrieben
hatte-
wurde
er
auf
sechs
Wochen
Haft
verurteilt.
Aus
der

Haft
befreit,
übernahm
Borchert
seine
Pflicht
als
Soldat
zurück,
verbrachte
zwei
Monate
bei

der
Garnison
in
Jena
und
wird
bereits
Ende
des
Jahres
1942
an
der
Ostfront
als
Melder

eingesetzt.

Während
dieses
zweiten
Aufenthaltes
in
der
Sowjetunion
verschlechterte
sich
sein

gesundheitlicher
Zustand.
Er
erkrankte
an
Typhus
und
empfand
ständige
Leberschmerzen,
so

dass
er
seine
Zeit
im
Lazarett
verbrachte.
Er
fand
somit
die
Gelegenheit,
Gedichte
zu

schreiben,
die
er
an
seine
Freunde
widmete.
Die
Behandlung
blieb
in
der
Sowjetunion

wirkungslos,
so
dass
Borchert
in
1943
zurück
nach
Deutschland
transportiert
wurde,
wo
er

sich
am
Reservelazarett
in
Elend
medizinisch
behandelt
ließ.
Kurz
nach
dieser

Erholungspause
machte
Borchert
Antrag
auf
eine
Urlaubsgenehmigung
in
seine
Heimatstadt

Hamburg,
die
1943
bombardiert
wurde
und
zu
der
Zeit
noch
immer
in
Trümmer
und
Asche

lag. Er nutzte seine Zeit in das zerstörte Hamburg aus um wieder ans Theater zu greifen.

36
Aus
der
Heimatstadt
zurückgekommen
wurde
er
dienstuntauglich
geschrieben
und

bekam
einen
Platz
bei
einer
Durchgangskompanie
Kassel-Wilhelmshöhe,
wo
er
Fronttheater

produzieren
musste.
Ein
Witz
kostete
ihn
aber
erneut
seine
Freiheit.
Borchert
ironisierte
den

Reichsminister
Goebbels
unter
seinen
Kollegen,
wurde
denunziert
und
sofort
verhaftet-

dieses
Mal
in
Berlin.
Für
ungefähr
neun
Monate
blieb
er
in
der
Untersuchungshaft,
wurde

damals
jedoch
befreit.
Die
Freiheit
dauerte
nicht
einmal
einige
Monate
und
er
wurde
erneut

festgenommen,
dieses
Mal,
weil
er
mit
einer
französischen
Fremdarbeiterin
gesehen
wurde.

35
Vgl. Freund, Winfried und Freund-Spork, Walburga (2008):” Lektüreschlüssel für Schülerinnen und Schüler:

Wolfgang Borchert. >> Draußen vor der Tür<<”. Stuttgart: Reclam Verlag, S. 52-54.

36
Vgl. Rühmkorf (1961), S. 170

.

23

Und
es
war
doch
nicht
seine
letzte
Festnahme.
Im
Frühjahr
1945
nahmen
ihn
die

französischen
Truppen
in
Mainz
fest.
Zum
Glück
gelang
es
ihm,
während
des
Transportes
in

die
französische
Haft
zu
fliehen,
mit
der
Absicht
in
Hamburg
anzukommen.
Schwer
erkrankt

und
übermüdet
hinterlegte
er
eine
600-Kilometer-Strecke
und
kam
am
10
Mai
1945
in

Hamburg an.

37
Seine
letzten
Lebensjahre
verbrachte
er
in
Hamburg,
wo
er
versuchte,
wieder
in
die

Theaterwelt
aufgenommen
zu
werden.
Er
gründete
sein
eigenes
Hinterhoftheater
und
hatte

die
Absicht
als
Kabarettist
tätig
zu
sein,
was
er
aber
wegen
seines
Leberschadens
nicht

schaffte.
Sein
Zustand
wurde
immer
prekärer,
so
dass
er
am
Anfang
des
Jahres
1946

bettlägerig
wurde.
Diese
schmerzhafte
Zeitspanne
war
ihm
schwer
erträglich,
das
einzige
was

er
noch
unternehmen
konnte,
war,
zu
schreiben.
So
produzierte
er
einen
Gedichtzyklus,

gefolgt
von
Erzählungen,
über
29
Kurzgeschichten
und
dem
Drama

Draußen
vor
der
Tür

.

Bereits
am
20
November
1947
starb
Wolfgang
Borchert
in
einer
Klinik
in
Basel.
Die
Ursache

war
seine
überempfindliche
Leber,
die
besonders
an
der
Front
und
während
seiner
Zeit
in
der

Haft geschädigt wurde.

38
2.2 Hintergrund des Dramas “Draußen vor der Tür”

Ein
Stück,
das
kein
Theater
spielen
und
kein
Publikum
sehen
will

lautet
der
Untertitel
des

Meisterstücks
Wolfgang
Borcherts.
Er
schrieb
das
Schauspiel

Draußen
vor
der
Tür
im
Jahre

1947
und
brauchte
für
den
Schaffensprozess
nur
acht
Tage.
Seine
Freunde
waren
die
Ersten,

39
die
das
Drama
hörten,
und
sorgten
für
eine
gute
Verbindung
zur
Öffentlichkeit.
Die

wichtigste
Verbindung
wurde
zum
Nordwestdeutschen
Rundfunk
hergestellt,
so
dass
der

Chefdramaturg
der
Hörspielabteilung,
Ernst
Schnabel,
für
die
Ausstrahlung
des
Dramas
als

Hörspiel
sorgte.
Die
Hörspielfassung
war
aber
dem
Original
nicht
im
Ganzen
treu.

40
Einzelheiten
über
die
Judenverfolgung
und
Hinweise
auf
das
Dritte
Reich
kamen

überberhaupt nicht mehr vor. Trotzdem blieb die Substanz noch erhalten.

Die
Premiere
des
Hörspiels
war
von
positiven
Kritiken
gefolgt,
die
Borchert
kurz

danach
zu
einem
der
bedeutendsten
Vertreter
des
kollektiven
Kummers
einer
Generation

machten,
die
von
der
grausamen
Erfahrung
des
zweiten
Weltkrieges
beeinflusst
und

37
Vgl. Rühmkorf (1961), S. 170.

38


Vgl. Freund und Freund-Spork (2008), S. 57

.

39


Vgl. Rühmkorf (1961), S. 133.

40
Vgl. Freund und Freund-Spork (2008), S. 5.

24

erschüttert
war.
Diese
„Generation
ohne
Glück,
ohne
Heimat
und
ohne
Abschied“

41
identifizierte
sich
mit
Borcherts
Drama
und
vielmehr
mit
der
Hauptgestalt,
den

heimgekehrten
Soldaten
Beckmann.
Die
Bühnenaufführung
fand
am
Tag
nach
Borcherts

42
Tod
in
den
Hamburger
Kammerspielen
statt
und
erfreute
sich
auch
großen
Erfolgs.
Die

Heimkehrer,
Hinterbliebene,
Überlebende
der
Konzentrationslager,
Ausgebombte,
alle
hatten

sich mit Borcherts Drama identifiziert.

Das
Werk
kannte
insgesamt
drei
Fassungen:
eine
Urfassung,
eine
Hörspielfassung

und
eine
Buch-
und
Bühnenfassung.
Die
Urfassung
des
Dramas
war
unter
den
Titel

Ein

Mann
kommt
nach
Deutschland
bekannt
und
wurde
von
Borchert
ohne
Rücksicht
auf
formale

und
dramaturgische
Konventionen
niedergeschrieben.
Unter
der
Bearbeitung
von
Ernst

Schnabel
wurde
das
Stücke
zum
heutigen
Titel
umbenannt
und
auch
leicht
verändert,
um
der

Form
und
des
Inhaltes
eines
Hörspiels
zu
ähneln.
Die
Buch-
und
Bühnenfassung
erschien
erst

im
Juli
1947
und
entsprach
ausschließlich
der
Urfassung
ohne
jene
Veränderungen
des

Hörspiels
zu
übernehmen.
Die
erste
Auflage
des
Stückes

Draußen
vor
der
Tür

wurde
vom

43
Rowohlt
Verlag
als
Bühnenfassung
veröffentlicht.
Erst
mit
der
zweiter
Auflage,
die
ein
Jahr

später erschien, kam das Drama im Buchhandel.

Die
wichtigste
Inspirationsquelle
für
sein
Drama
war
Borcherts
Lebenserfahrung

selbst,
und
zwar
die
als
Soldat
im
Krieg
und
danach
als
Heimkehrer.
Er
verarbeitete
die

Problematik
der
vor
kurzem
abgeschlossenen
Vergangenheit
und
der
schmerzenden

Gegenwart
und
leitete
somit
die
sogenannte
„Heimkehrerliteratur“
oder
„Trümmerliteratur“

ein,
eine
literarische
Bewegung,
die
sich
bis
in
die
Sechzigerjahre
mit
dem
Krieg
und
mit

allen
Katastrophen,
die
von
ihm
verursacht
wurden,
befasste.
Im
Mittelpunkt
dieser
Literatur

stehen
die
Kriegsheimkehrer,
die
sich
mit
den
vom
Krieg
hinterlassenen
Trümmern

auseinandersetzen
mussten.
Außerdem
versuchten
die
Autoren
die
Fragen
nach
der

Verantwortung
und
Schuld
aber
auch
die
nach
einem
Neuanfang
zu
beantworten.
Dieser

literarischen
Bewegung
der
Nachkriegszeit
entspricht
auch
die
sogenannte

Gruppe

47

,
die

zum
Wortführer
der
neu
eingeführten
literarischen
Konventionen
wurde.
Obwohl
Borcherts

literarische
und
gesellschaftliche
Position
die
Voraussetzungen
und
Ziele
der
Gruppe
erfüllte

41


Borchert, Wolfgang (1946): “Generation ohne Abschied”, in Steinbach, Dietrich (Hg.) (1980): “Editionen für

den Literaturunterricht: Materialien. Wolfgang Borchert >>Draußen vor der Tür<<”. Ausgewählt und eingeleitet

von Wilhelm Große. Stuttgart: Ernst Klett Verlag, S. 14.

42


Vgl. Steinbach, Dietrich (Hg.) (1980): “Editionen für den Literaturunterricht: Materialien. Wolfgang Borchert

>>Draußen vor der Tür<<. Ausgewählt und eingeleitet von Wilhelm Große”. Stuttgart: Ernst Klett Verlag, S. 4.

43


Gumatau, Helmut (1969): “Wolfgang Borchert”. Berlin: Colloquium Verlag, S. 83.

25

und
er
als
Repräsentant
der
damaligen
Jugend
galt,
erlebte
er
nicht
mehr
die

Auseinandersetzung der Bewegung.

44
Das
Drama

Draußen
vor
der
Tür

widerspiegelt
den
geschichtlichen
und
sozialen

Kontext
seiner
Entstehungszeit
im
authentischsten
Sinne
und
macht
das
Werk
zu
einem

Manifest
einer
gesamten
Generation.
Die
Grundlagen
des
Werkes
sind
schon
im
Krieg

verwurzelt,
wo
Borchert
die
schmerzliche
Erfahrung
schwer
ertragen
hat,
und
wiedergeben

die
damalige
Wirklichkeit,
die
aber
literarisch
umgeschrieben
wird.
Außer
dem
Bild
des

Krieges
gelten
auch
seine
Folgen
als
stoffliche
Grundlage.
Der
Zusammenbruch
des
Dritten

Reiches
im
Krieg
und
seine
Kapitulation
im
Mai
1945
hinterließ
eine
erschöpfte
Gesellschaft,

die
auf
der
Suche
nach
Neuem
und
Besserem
war,
so
dass
der
architekturale
Wiederaufbau

auch von einem gesellschaftlichen und kulturellen gefolgt wurde.

Die
wichtigste
Problematik,
die
Borcherts
literarische
Produktion
geprägt
hat,
ist
die

des
heimgekehrten
Soldaten,
die
eine
unmittelbare
Folge
der
nationalsozialistischen
Diktatur

und
des
unmenschlichen
zweiten
Weltkrieges
ist,
die
den
Menschen
und
seinen
Zu-
und

Wohlstand
sehr
veränderte.
Vom
Krieg
psychisch
und
physisch
betroffen,
sah
man
sich
vor

einem
Bild
des
zerstörten
Deutschlands,
wo
zerfallene
Wohn-,
Theater-
und
Krankenhäuser,

bombardierte Schulen, Kirchen und Geschäfte das Alltagsbild waren.

Die
Heimkehrer
fanden
sich
mitten
in
den
Trümmern,
ausweglos,
vergessen
und

alleine.
Ihr
Drama
wurde
aber
schriftlich
ans
Licht
gebracht.
Die
jungen
Autoren
des

Heimkehrerliteratur
nutzten
ihre
Stimmen,
um
verantwortungsvoll
und
selbstbewusst
die

Wirklichkeit
des
wahren
Bildes
der
deutschen
Gesellschaft
nach
1945
zu
schildern.
Begriffe

wie
„Humanität
und
Menschenwürde“
gehörten
nicht
mehr
zu
den
Vokabeln
der

45
Alltagssprache
und
dieselbe
Stellungnahme
kam
dann
auch
in
der
Literatur
vor.
Die

negativen
Folgen,
die
unmenschlichen
Bedingungen,
die
Kälte
den
heimgekehrten
Soldaten

gegenüber
schafften
die
Bildlichkeit
der
Heimkehrerliteratur.
Jene
positive
Deutung
der

damaligen Situation wurde als Wunsch und zukünftige Hoffnung dargestellt und vorgetragen.

Borchert
war
aber
nicht
nur
im
gesellschaftlichen
Leben
präsent
und
gleichzeitig

davon
auch
beeinflußt.
Er
schuf
beim
Verfassen
des
Dramas
Parallelen
auch
zu
anderen

44


Vgl. Bernhardt, Rüdiger (2013): “Königs Erläuterungen. Textanalyse und Interpretation zu Wolfgang

Borchert. >>Draußen vor der Tür<<” (eBook). Hollfeld: C. Bange Verlag, S. 21.

45

Tank,
Kurt
Lothar,
Jacobs,
Wilhelm
(1960):
“Zwischen
den
Trümmern”,
in:
Steinbach,
Dietrich
(Hg.)
(1980):

Editionen
für
den
Literaturunterricht.
Materialien.
Wolfgang
Borchert.
>>Draußen
vor
der
Tür<<.
Ausgewählt

und eingeleitete von Wilhelm Große. Stuttgart: Ernst Klett Verlag, S. 8.

26

literarischen
Produktionen
wie
Ernst
Tollers
Tragödie

Hinkemann
und
Georg
Büchners

Woyzeck.

Gleichzeitig
werden
auch
Borcherts
kritische
Aufnahme
von
Goethes

Faust
und

seine
Faszination
mit
den
Strömungen
der
deutschen
Romantik
und
des
Impressionismus
als

Einflussquellen für sein Drama anerkannt.

Ihm
stand
ein
vielseitiges
künstlerisches
und
literarisches
Wissen
zur
Verfügung,
das

er
unbewusst
während
des
Schaffensprozesses
des
Dramas
eingesetzt
hatte.
Die
literarischen

Ressourcen,
die
die
Vollendung
des
Werkes
gesichert
haben,
weisen
Ähnlichkeiten
bezüglich

der
gesellschaftlichen
Aspekte
auf
wie
im
Fall
von
Tollers
Tragödie,
die
das
Leben
des

heimgekehrten
Soldaten
nach
dem
Ersten
Weltkrieg
widerspiegelt.
Die
Ähnlichkeiten
zu

Büchners

Woyzeck

beziehen
sich
auf
die
sozialen
Aussichten
und
auf
den
psychischen

Zustand des Protagonisten.

46
2.3 Die Gestalt Beckmanns als Außenseiter. Charakterisierung

Oft
wird
die
Figur
Beckmanns
als
eine
autobiographische
Umschreibung
Borcherts

betrachtet,
doch
er
widerspiegelt
mehr
als
nur
die
persönliche
Erfahrung
des
Autors
im
Krieg

und
in
der
Hamburger
Gesellschaft
der
Fühnfundvierzigerjahre.
Der
Protagonist
des
Dramas

Draußen
vor
der
Tür
schildert
das
Bewusstseinbild
einer
gesamten
vom
Krieg
gequälten

Generation.
Er
steht
für
die
Generation,
die
wegen
des
Kriegs
ihre
Jugend,
Gegenwart
und

jede
Hoffnung
auf
eine
bessere
Zukunft
verloren
hat.
Beckmann
ist
ein
Soldat,
der
am
Ende

des
zweiten
Weltkrieges
zurück
nach
Deutschland
kehrt.
Er
kommt
schon
am
Anfang
des

Dramas
als
gesellschaftlicher
Einzelkämpfer
vor,
der
am
Rande
der
Gesellschaft
gedrängt

wurde.
Die
Hamburger
Gesellschaft,
so
wie
Beckmann
sie
nach
dem
Krieg
kennenlernt,
ist

zerfetzt
und
entmenschlicht,
was
ihm
das
Leben
unerträglich
macht.
Der
Suizidversuch
in
der

ersten
Traumszene
widerspiegelt
ein
Individuum,
das
von
den
Anderen
weder
verstanden

noch
akzeptiert
wird,
ein
Umfeld,
das
ihn
zurückweist
und
keine
Hoffnung
auf
ein

Miteinander
anbietet.
Das
Scheiter
des
Selbstmordes
fordert
die
Hauptgestalt
auf,
seine

Chance zu nutzen und sich trotz aller Schwierigkeiten in der Gesellschaft einzubürgern.

Zurück
auf
den
Straßen
seiner
Heimatstadt
Hamburg
wird
er
zu
seiner
Enttäuschung

von
den
Menschen
misstrauisch
angeschaut
und
mit
Gleichgültigkeit
behandelt.
Seine
äußere

Erscheinung
erinnert
der
restlichen
Gesellschaft
an
die
vergangene
Zeit
des
Krieges,
die

deren
Leben
nur
geschadet
hat,
so
dass
sie
sich
von
Beckmann
fernhalten.
Der
heimgekehrte

46


Vgl. Bernhardt, Rüdiger (2013), S. 30-33.

27

Beckmann
trägt
einen
alten,
zerrissenen
Soldatenmantel
und
wandert
hinkend
durch
die

Straßen
alleine
und
verloren.
Mit
seinem
ungewaschenen
und
ungepflegten
Eindruck
wirkt
er

wie
eine
Vogelscheuche,
die
die
anderen
Menschen
erschreckt.
Seine
Haare,
die
„ulkige

47
versaute
Frisur“
,
hinterlässt
nicht
nur
den
Eindruck,
dass
er
als
Soldat
tätig
war,
sondern

48
auch,
dass
er
ein
Gefangener
ist.
Metaphorisch
gesehen
ist
Beckmann
ein
Gefangener
seiner

eigenen
Schuld,
die
ihn
seit
dem
Krieg
ununterbrochen
verfolgt.
Außer
der
zerrissenen

Klamotten
und
der
Bürstenfrisur
ist
die
Gasmaskenbrille
ein
leitmotivisches
Element
der

äußeren
Erscheinung,
die
Beckmann
von
den
Menschen
unterscheidet
und
auch
entfremdet.

Dadurch,
dass
er
noch
immer
das
Kriegsrequisitte
trägt,
zeigt
die
Gestalt
seine
Verbindung

zur
grauenhaften
Vergangenheit,
die
die
restliche
Gesellschaft
aber
um
jeden
Preis
vergessen

möchte.
Keiner
will
mehr
an
die
Kriegszeit
erinnert
werden,
so
dass
Beckmann
unerträglich

auf die Menschen wirkt und keine Verbindung zur Außenwelt herstellen kann.

Seine
äußere
Erscheinung
wird
von
der
inneren
Lebenshaltung
Beckmanns
ergänzt.

Es
gibt
einen
engen
Bezug
zwischen
dem
Aussehen
und
dem
Lebensgefühl
der
Gestalt,
der

schon
vor
dem
Vorspiel
angesagt
wird:
„Äußerlich
ist
er
ein
naher
Verwandter
jener
Gebilde,

die
auf
den
Feldern
stehen,
um
die
Vögel
zu
erschrecken.
Innerlich

auch.“
.
Die

49
Gasmaskenbrille,
die
ihn
wie
ein
Gespenst
erscheinen
lässt,
wird
vom
Mädchen
auch
zu

seiner
inneren
Haltung
zugeordnet.
Es
sagt
zu
der
Hauptgestalt,
dass
sie
auch
„innerlich
auch

so
eine
Gasmaskenbrille“
trage.
Diese
soll
der
Hauptgestalt
helfen,
sein
inneres

50
Lebensgefühl
verdeutlichen
und
verstehen
zu
können,
da
dieser
von
der
Gasmaskenbrille,
die

er
äußerlich
trägt,
behauptet,
dass
er
ohne
die
Brille
verloren
sei
und
alles
um
sich
nur
noch

verschwommen sehe.

Die
erste
menschliche
Verbindung,
nach
der
sich
Beckmann
am
Anfang
des
Dramas

sehnt,
ist
die
zu
seiner
Frau.
Er
kehrt
zurück
aus
dem
Krieg
und
versucht
seine
äußeren
und

inneren
Wunden
durch
die
Beziehung
zu
einer
Geliebten
zu
heilen,
so
dass
er
vor
dem

geträumten
Selbstmordversuch
nach
Hause
geht.
Zu
seiner
Enttäuschung
und
gleichzeitig
zu

seinem
Unglück
kommt
er
zwar
Zuhause
an,
wird
aber
nicht
liebevoll
empfangen
und
im

Haus
nicht
wieder
aufgenommen.
Er
erfährt,
dass
seine
Frau
jetzt
mit
einem
anderen
Partner

47


Vgl. Hirschenauer, Rupert und Weber, Albrecht (Hrgs.) (

5

1969): “Interpretationen zu Wolfgang Borchert

verfaßt von einem Arbeitskreis”. München: R. Oldenburg Verlag, S 31.

48


Borchert, Wolfgang (2018):”>>Draußen vor der Tür<< und andere Werke”. Stuttgart: Reclam Verlag, S. 38,

V. 27.

49
Borchert (2018), S. 7.

50


Borchert (2018), S. 22, V. 5-6.

28

zusammenlebt.
Die
dreijährige
Abwesenheit
Beckmanns
hat
sie
nicht
ertragen
können,
so

dass
sie
ihr
Glück
bei
jemand
anderem
gesucht
hat.
Sie
spricht
ihren
ehemaligen
Geliebten

nur
mit
seinem
Familiennamen
an,
als
ob
es
zwischen
den
beiden
überhaupt
keine

Verbindung
gegeben
habe.
Beckmann
fühlt
sich
verwirrt
und
identitätslos
wie
ein

„Möbelstück“
,
das
draußen
auf
dem
Trümmerfeld
geworfen
worden
und
für
keinen
mehr

51
nützlich
ist.
Das
ist
ein
erster
Versuch
des
Protagonisten
bei
den
Mitmenschen
Mitgefühl,

Anerkennung
und
Akzeptanz
zu
finden,
der
aber
trotz
seiner
Mühe
unerfüllt
bleibt
und
seine

Außenseiterposition
verstärkt.
Die
Figur
des
„Anderen“,
die
Beckmann
das
gesamte
Stück

begleitet, verdeutlicht seine innere Zerrissenheit und menschenfremde Natur.

Einsam
und
innerlich
leer
will
Beckmann
in
die
Elbe
springen,
wird
aber
von
einem

netten
Mädchen,
das
sich
um
Beckmanns
Zustand
besorgt
informiert,
gehört
und
gesehen.

Das
Mädchen
versucht
Beckmanns
Verhalten
zu
verstehen
und
zeigt
ihm
eine
gewisse

Zuneigung.
Sie
erkennt
seine
traurige,
leidende
und
entfremdete
Natur
und
versucht
ihm

Lebensmut
einzuflößen.
Das
Mädchen
nimmt
Beckmann
mit
nach
Hause,
hört
sich
seine

Geschichte
an.
Das
Mädchen
bietet
dem
Protagonisten
warme
und
saubere
Klamotten.
Er

erklärt
seine
äußere
Erscheinung,
die
das
Mädchen
komisch
findet,
und
macht
unentwegt

Anspielung
auf
seine
Kriegsvergangenheit
und
auf
die
Verantwortung
des

Kriegsheimkehrers.
Die
starke
Beziehung
Beckmanns
zu
seiner
traumatisierenden

Vergangenheit
erschwert
allgemein
seine
Wiederaufnahme
in
die
Gesellschaft,
das
Mädchen

scheint
aber
davon
nicht
gestört
zu
sein.
Die
scheinbare
Annäherung
zwischen
Beckmann

und
dem
Mädchen
wird
vom
Auftauchen
eines
einbeinigen
Mannes
unterbrochen.
Beckmann

wird
sich
dessen
bewusst,
dass
der
verletzte
Mann
der
Mann
des
Mädchens
ist,
der
so
wie
er,

auch
aus
dem
Krieg
zurückgekehrt
ist.
Beckmann
erkennt,
dass
er
beim
Mädchen
die
Rolle

einnimmt,
die
der
neue
Partner
bei
seiner
Frau
eingenommen
hat.
Das
Geschehen
löst
neue

Schuldgefühle
aus,
die
der
Protagonist
schwer
erträgt
und
ihn
zur
Flucht
aus
dem
Haus
des

Mädchen
zwingen.
Was
anfangs
als
eine
neue
menschliche
Beziehung
aussah
und

Beckmanns
Chance
einen
Platz
in
der
Gesellschaft
zu
finden
steigerte,
wird
zu
einer
traurigen

Begebenheit, die Beckmann wieder einsam und verloren draußen auf die Straßen führt.

Die
Verantwortung
und
Schuldgefühle,
die
Beckmann
keine
Ruhe
geben,
führen
ihn

zu
seinem
ehemaligen
Oberst.
Er
lässt
sich
vom
Anderen
überzeugen,
seiner
Verantwortung

51


Borchert (2018), S. 16, V. 5.

29

loszuwerden
indem
er
sie
demjenigen
übergibt,
dem
sie
ursprünglich
gehört
hat.
Sein

Vorgesetzter
befindet
sich
mit
der
gesamten
Familie
beim
Abendessen,
wobei
Beckmann

gleich
bemerkt,
dass
dieser
weder
physisch
oder
psychisch
vom
Krieg
betroffen
wurde.

Außerdem
erfreut
sich
der
Oberst
eines
ausgezeichneten
finanziellen
Zustands,
als
ob
er
nicht

im
selben
Krieg
wie
der
arme,
einbeinige
Beckmann
gewesen
wäre.
Die
Familie
scheint
froh

und
zufrieden
zu
sein,
überhaupt
nicht
von
den
grausamen
Folgen
des
Krieges
betroffen.

Beckmann
beobachtet
das
Verhältnis
der
Familie
durchs
Fenster
und
sehnt
sich
nach
einer

solchen
familiären
und
geborgenen
Atmosphäre,
die
er
unbedingt
„Von
innen“
selbst

52
erleben
möchte,
was
seine
gegensätzliche
Position
„Draußen
vor
der
Tür“
im
Vordergrund

bringt.
Kurz
nachdem
er
ins
Haus
reinkommt,
werden
komische
Blicke
auf
ihn
geworfen.

Seine
Anwesenheit
wird
als
Störung
des
Abendessen
empfunden
und
seine
äußere

Erscheinung
lässt
die
Kinder
und
die
Frau
des
Oberst
erschrecken:
„er
soll
die
Brille

abnehmen.
Mich
friert,
wenn
ich
das
sehe.“
.
Der
Oberst
scheint
nicht
verstehen
zu
können

53
wie
Beckmann
in
seinen
ungepflegten
Zustand
gekommen
ist,
obwohl
dieser
auch
an
der

russischen
Front
gewesen
war.
Die
Erfahrung,
die
der
Oberst
im
Krieg
gemacht
hat,
ist
im

Vergleich
zu
Beckmanns
gegensätzlich.
Während
der
Oberst
Kaviar
in
seinem
Büro
gegessen

hat,
hat
Beckmann
an
Hunger
gelitten.
Der
Oberst
hat
auch
nie
an
der
Front
gekämpft
und

empfindet
keine
Schuldgefühle
allen
seine
Untergeordneten
gegenüber,
die
im
Krieg
getötet

wurden,
das
nur
weil
er
sich
eines
höheren
militärischen
Ranges
erfreut
hat.
Beckmann
wirft

seinem
Oberst
vor,
er
habe
sich
ein
gemütliches
Leben
dank
des
Krieges
gemacht
und
die

kann
die
verantwortungslose
Stellungnahme
des
Oberst
nicht
verstehen.
Als
Erklärung

verwendet
der
Oberst
einen
Vorwurf,
nämlich
warum
habe
Beckmann
selber
nicht
eine

höhere
Stelle
im
Militärdienst
angenommen.
Die
hochempfindliche,
moralisch
getriebene

Natur
und
große
Verantwortung,
die
Beckmann
mit
einer
solcher
militärischen
Karriere
in

Verbindung
stellt,
haben
ihn
von
einer
Offizierstelle
fern
gehalten.
Der
Oberst
begreift
nicht,

was
Beckmann
mit
der
Verantwortung
und
den
Schuldgefühlen
meint,
er
hatte
den

grausamen
Krieg
längst
vergessen
und
möchte
auch
nicht
ständig
an
die
Vergangenheit

erinnert
werden.
Der
Oberst,
und
im
Grunde
genommen
auch
die
Mehrheit
der
deutschen

Gesellschaft
der
Nachkriegszeit,
möchte
sich
die
Erinnerung
an
den
Krieg
und
die

Verantwortung
ersparen,
um
sich
auf
die
Gegenwart
und
auf
ein
besseres
Leben

52


Borchert (2018), S. 28, V. 28.

53


Borchert (2018), S. 29, V. 2, 3.

30

konzentrieren
zu
können.
Für
den
Oberst
ist
die
Situation
der
Schuldgefühle
und
das

Verantwortungsgefühl
nur
ein
Missverständnis
der
Vergangenheit,
das
Beckmann
zu
ernst

genommen
habe
und
das
ihn
zum
Verrückten
gemacht
hat
„Aber
mein
lieber
Beckmann.
Sie

erregen
sich
unnötig.
So
war
das
doch
gar
nicht
gemeint.“
.
Die
schrecklichen
Folgen
des

54
Krieges,
die
einen
offensichtlichen
Einfluss
auf
Beckmanns
psychischen
Zustand
ausgeübt

haben,
rückten
ihn
aus
der
Gesellschaft
aus
und
machten
jene
Versöhnung
zwischen

Beckmann und seinen Mitmenschen unmöglich.

Das
Aussehen
Beckmanns
kommt
in
dieser
Szene
als
wichtiges
Element
vor.
Solange

er
vor
der
Familie
steht,
wird
er
beobachtet
und
als
merkwürdig
und
widerlich

wahrgenommen.
Der
Einfluss
der
äußeren
Erscheinung
scheint
ein
wichtiger
Faktor
beim

Urteil
über
eine
Person
zu
sein
und
stellt
ein
Grund
für
die
Außenseiterposition
Beckmanns.

Der
Oberst
sieht
in
Beckmann
wegen
seiner
zerrissenen
Klamotten
und
der
ungepflegten

Haare
kein
richtiges
Mitglied
der
Gesellschaft.
Beckmann
wird
für
ihn
als
richtiger
Mensch

gelten,
erst
nachdem
er
seine
alte,
zerfetzte
Uniform
los
wird:
„Schmeißen
Sie
ihre

zerrissenen
Klamotten
weg,
[…].
Und
dann
werden
Sie
erstmal
wieder
ein
Mensch,
mein

lieber
Junge!“
.
Es
ist
wichtig
zu
erkennen,
dass
es
im
engeren
Sinne
nicht
darum
geht,
dass

55
er
ungepflegt
aussieht,
sondern
es
geht
darum,
dass
sein
Aussehen
die
Erinnerung
aus
dem

Krieg
vorruft.
Die
Uniform,
die
Frisur
und
die
Gasmaskenbrille
sind
alle
Charakteristiken
der

vergangenen Ereignisse der Kriegszeit.

Bevor
Beckmann
das
Haus
des
Oberst
verlässt,
schlägt
er
ihm
vor,
auf
die
Bühne
zu

spielen
und
vor
den
Menschen
seine
Träume,
die
ihm
keine
Ruhe
geben
und
ihn
an
einen

unschuldigen,
im
Krieg
gestorbenen
Soldaten
erinnern,
mit
Musik
vorzuspielen.
Das
innere

Drama
des
Protagonisten
wird
nur
als
ein
Theaterstück
wahrgenommen,
so
dass
Beckmann

wieder
alleine
und
unverstanden
auf
den
Straßen
bleibt.
Vom
Vorschlag
des
Oberst
getrieben,

gelangt
Beckmann
in
einem
Kabarett
und
will
den
Direktor
sprechen
und
ihn
um
eine
Stelle

bitten.
Dem
Direktor
fällt
die
merkwürdige
physische
Gestalt
Beckmanns
sehr
schnell
auf

und
er
kann
nicht
verstehen,
wie
ein
junger
Mann
eine
so
merkwürdigen
Brille
und
eine
so

alte
Uniform
tragen
kann,
vor
allem
weil
der
Krieg
vorbei
ist:
„Aber
der
Krieg
ist
doch
schon

lange
vorbei![…]Und
Sie
zeigen
sich
noch
immer
in
diesem
militärischen
Anzug.“
.

56
54


Borchert (2018), S. 37, V. 6, 7.

55


Borchert (2018), S. 39, V. 14-17.

56


Borchert (2018), S. 43, V. 13-15.

31

Beckmann
rechtfertigt
sein
Aussehen
dadurch,
dass
er
gerade
aus
Sibirien
zurückgekommen

sei
und
nichts
habe,
keine
Brille,
keine
Klamotten
und
auch
kein
Zuhause.
Der
Direktor
wird

davon
nicht
innerlich
bewegt
und
versucht
Beckmann
davon
zu
überzeugen,
dass
seine

äußere
Erscheinung
das
Publikum
nur
abschrecken
würde.
Diese
Aussage
des
Direktors

drückt
die
herrschende
Stimmung
des
nachkriegzeitlichen
Milieus
aus,
die
jene
Erinnerung

an
die
trauerige
Vergangenheit
aus
der
Gesellschaft
vertreiben
möchte.
Beckmann,
ein

„Gespenst
aus
der
Unterwelt“
,
bringt
mit
seiner
militärischen
Uniform,
der
Gasmaskenbrille

57
und
der
Frisur
die
grausamen
Erinnerungen
des
Kriegs
ans
Licht,
was
ihn
erneut
zum

Außenseiter
machen.
Der
Direktor
scheitert
Beckmann
eine
Chance
im
Kabarett
zu
geben,

weil
dieser
keine
gesellschaftliche
Erfahrung
hat.
Das
einzige,
das
er
erlebt
hat,
ist
der
Krieg.

Außerdem
sind
der
Krieg,
die
Schuldgefühle
und
die
Verantwortung
die
einzigen
Themen

mit
welchen
Beckmann
sich
auskennt.
Der
Direktor
findet
Beckmanns
Aufführung

unpassend
für
die
Bühne,
obwohl
sie
die
Wahrheit
über
die
Heimgekehrten
und
die

unmenschliche
Gesellschaft
wiedergibt.
So
sieht
sich
Beckmann
wieder,
von
jedwelcher

menschlichen Präsenz verlassen, allein auf den Straßen.

Der
Misserfolg,
eine
menschliche
Verbindung
schließen
und
Verständnis
bei
seinen

Mitmenschen
finden
zu
können
und
den
Menschen
die
Wahrheit
beizubringen,
rufen
die

Suizidgedanken
wieder
hervor.
Beckmann
scheint
jene
Hoffnung
verloren
zu
haben
und

glaubt
nicht
einmal
an
seine
eigene
Person.
Er
macht
Anspruch
auf
sich
selbst
indem
er
die

Aussagen
des
Oberst,
seiner
Familie
und
des
Direktors
wiederholt,
so
dass
er
seine

Außenseiterposition
bestätigt:
„Ich
bin
nur
ein
schlechter
Witz,
den
der
Krieg
gemacht
hat,

ein
Gespenst
von
gestern.[…]Deswegen
stehe
ich
draußen,
bums.“
.
Der
Andere
versucht

58
Beckmann
vor
seinen
Selbstmordgedanken
davon
abzubringen
und
schlägt
ihm
vor,
seine

Mutter
zu
besuchen,
um
dort
Verständnis
zu
finden.
Die
Hoffnung
auf
eine

Wiedervereinigung
mit
seiner
Mutter
erweckt
in
Beckmann
ein
Gefühl
der
Lebensfreude,
das

aber
kurz
nachdem
er
das
Haus
und
das
Messingschild
erblickt,
der
Unsicherheit
weicht.
Das

Messingschild,
auf
welchem
früher
Beckmann
gestanden
hat,
ist
weg
und
an
der
Tür
steht

jetzt
der
fremde
Name:
Kramer.
Die
Haustür
wird
von
einer
Fremden
geöffnet,
die
Beckmann

die
traurige
Nachricht
über
den
Tod
seiner
Eltern
überbringt.
Dieses
Moment
stellt
den

Höhepunkt
seiner
gesellschaftlichen
Isolierung
und
seines
Alleinseins
dar.
Die
letzte

57


Borchert (2018), S. 44, V. 29.

58


Borchert (2018), S. 50, V. 26, 29.

32

Hoffnung
auf
eine
Versöhnung
mit
seinem
Leben,
so
wie
er
es
vor
dem
Krieg
gekannt
hat,

wird in einem Augenblick zerstört und nun steht Beckmann wieder „Draußen vor der Tür“.

Das
Verhalten
der
Frau
Kramer,
die
jetzt
im
ehemaligen
Haus
der
Familie
Beckmann

wohnt,
ist
der
Ausdruck
der
Gefühllosigkeit
und
Humanitätsverlust
der
Gesellschaft,
die

erneut
Beckmann
ausschließt
aber
gleichzeitig
auch
erniedrigt:
„Einen
Morgen
lagen
sie
steif

und
blau
in
der
Küche.
So
was
Dummes
sagt
mein
Alter,
von
dem
Gas
hätten
wir
einen

ganzen
Monat
kochen
können.“
,
sind
die
Wörter,
die
Frau
Krammer
benutzt,
um
Beckmann

59
die
Nachricht
des
Todes
seiner
Familie
mitzuteilen.
Sie
macht
sich
überhaupt
keine

Gedanken
darüber,
was
für
eine
Wirkung
ihre
Wörter
haben
könnten.
Beckmann
fühlt
sich
so

ohnmächtig
wie
nie
und
findet
gar
keinen
Grund
mehr
dafür,
weiter
zu
leben,
er
bricht

seelisch zusammen und bleibt wieder alleine.

Von
Selbstmordgedanken
verfolgt,
träumt
Beckmann
all
diejenigen,
die
ihn
aus
der

Gesellschaft
ausgeschlossen
haben.
Zuerst
träumt
er
vom
Oberst,
dann
vom
Kabarettdirektor

und
von
seiner
Frau.
Er
führt
kurze
Gespräche
mit
dem
Oberst
und
dem
Direktor,
die

arrogant
und
skrupellos
wirken.
Beckmann
versucht
mit
seiner
Frau
zu
sprechen,
es
wird
ihm

aber
nicht
einmal
zugehört.
Das
Verhalten
der
Drein
ihm
gegenüber
verstärken
die

Suizidgedanken,
er
wird
aber
vom
Mädchen
gerettet.
Das
Mädchen
scheint
Beckmann

annähern
zu
wollen,
doch
der
Einbeinige
erscheint
im
Traum
und
Beckmann
weckt
auf.
Der

Traum
ähnelt
dem,
was
er
im
ganzen
Drama
erlebt
hat
und
drückten
erneut
die

Außenseiterposition
des
Protagonisten,
der
erfolglos
um
einen
Platz
in
der
Gesellschaft

kämpft.
Beckmann
selbst
erkennt
seine
Natur
als
Außenseiter,
sieht
aber
seine
starke

Verbindung
zu
den
grausamen
Kriegsereignissen
nicht
als
Grund
dafür.
Er
sieht
sich
aus
der

Gesellschaft
ausgeschlossen,
weil
die
Gesellschaft
und
Gott
selbst
jene
Spur
von
Humanität

verloren haben.

Zusammenfassend
lässt
sich
deuten,
dass
Beckmann
tatsächlich
der
Typologie
des

gesellschaftlichen
Außenseiters
entspricht.
Seine
soziale
Isolierung
ist
in
seiner
Verbindung

zu
den
vergangenen
Jahren
des
zweiten
Weltkrieges
verwurzelt,
die
ihn
für
die
Gesellschaft

unerträglich
machen.
Keiner
will
Beckmann
eine
Chance
auf
gesellschaftliche
Integration

geben,
weil
sowohl
seine
äußere
Erscheinung
als
auch
seine
innere
Lebensstimmung
an
den

Krieg erinnert.

59


Borchert (2018), S. 57, V. 9-11.

33

3. Woyzeck und Beckmann. Eine vergleichende Analyse

Büchners

Woyzeck
und
Borcherts

Draußen
vor
der
Tür
liegen
über
mehr
als
100
Jahre

auseinander
und
wurden
in
ganz
verschiedenen
historischen
Umständen
verfasst,
trotzdem

weisen
die
Protagonisten
der
zwei
Dramen
Ähnlichkeiten
auf.
Wie
schon
erwähnt,
gilt

Woyzeck

als
eine
der
Inspirationsquellen
für
Borcherts
Theaterstück.
Den
auffälligen

Übereinstimmungen
zwischen
den
zwei
Werken
sind
keine
direkten
Beziehung

nachzuweisen,
sondern
finden
ihre
Wurzel
in
der
sozialen
Gestaltung
der
literarischen

Wirklichkeit.
Die
soziale
Hierarchie
kommt
in
den
beiden
Werken
vor
und
zeigt
den

Protagonisten
immer
als
Opfer
der
gesellschaftlichen
Struktur.
Außerdem
zählen
auch
die

psychischen
Zustände
der
zwei
Hauptgestalten
als
deutliche
Ähnlichkeit
zwischen
den

Werken.
Sowohl
Woyzeck
als
auch
Beckmann
liegen
unter
konstantem
Druck
ausgeübt
von

den
übergeordneten
Mächten.
Über
die
gequälte
Natur
der
zwei
Gestalten
spricht
auch
der

60
deutsche Schriftsteller und Kritiker Alfred Andersch:

So
kann
Beckmann
mit
Alfred
Andersch
als
Woyzeck-Figur
bezeichnet
werden.
Borchert
sowie

Büchners
Gestalten
sind
in
einer
gleichgültig-feindlichen
Welt
zu
Hause,
ohne
Möglichkeit
zur
freien

Gestaltung
ihres
Lebens,
gehetzt
durch
innere
Geschichte,
und
beiden
wird
durch
de
Verlust
der
kreatürlichen

Gemeinschaft
mit
einer
Frau
der
Boden
unter
den
Füßen
vollends
weggezogen,
so
daß
nur
noch
Mord
oder

Selbstmord übrigbleiben.

61
Die
Gemeinsamkeiten
schaffen
aber
aufgrund
der
verschiedenen
geschichtlichen

Rahmen
zwei
Gestalten,
die
nicht
ganz
übereinstimmen.
Dieser
Vergleich
wird
erstens
die

Ähnlichkeiten präsentieren und erst danach auf die Verschiedenheiten eingehen.

3.1 Gemeinsamkeiten

Für
die
beiden
Gestalten
spielen
die
Mitmenschen
eine
entscheidende
Rolle
bei
der

Kristallisierung
der
Außenseiterposition.
Das
Zusammentreffen
der
verschiedenen
Gestalten

und
der
Protagonisten
können
in
den
beiden
Dramen
als
Stationen
ausgewertet
werden.
Den

Hauptgestalten
werden
nach
jeder
Begegnung
zwischen
den
Protagonisten
und
den

handelnden
Gestalten
ihre
menschenfremden,
gesellschaftlich
isolierten
Positionen

angedeutet.

60


Vgl. Bernhardt, Rüdiger (2013), S. 33.

61

Hirschenauer,
Rupert
und
Weber,
Albrecht
(Hrgs.)
(

5

1969):
“Interpretationen
zu
Wolfgang
Borchert
verfaßt

von einem Arbeitskreis”. München: R. Oldenburg Verlag, S 34.

34

Im
Fall
Woyzecks
kann
seine
Außenseiterposition
einmal
in
dem
Gespräch
mit
dem

Hauptmann
erkannt
werden,
als
er
unmoralisch
genannt
wird.
Im
Gespräch
mit
dem
Doktor

zeigt
die
unmenschliche
Stellungsnahme
des
Doktors
Woyzeck
gegenüber,
dass
dieser

Woyzeck
nicht
als
gleichwertiges
Mitglied
der
Gesellschaft
anerkannt,
sondern,
dass
er
ihn

am
Rande
der
Gesellschaft
isoliert.
Die
Vorwürfe
Maries,
bezüglich
Woyzecks
materiellen

Zustand,
verdeutlichen
die
Isolierung
des
Protagonisten
von
der
restlichen
Gesellschaft
durch

seinen
finanziellen
und
sozialen
Status.
Die
gewalttätige
Konfrontation
zwischen
Woyzeck

und
dem
Tambourmajor
endet
mit
der
erschöpften
und
erniedrigten
Figur
Woyzecks,
der
von

keinem
geholfen
wird.
Er
bleibt
betrogen
und
verprügelt
auf
einer
Bank,
was
seine

Außenseiterposition aus einer neuen Perspektive erleuchtet.

Beckmanns
Außenseiterposition
wird
schon
in
der
Traumszene
angedeutet,
wo
er

sich
aus
der
Gesellschaft
ausgeschlossen
fühlt
und
mit
der
Elbe
über
seine
von
der

Gesellschaft
gequälten
Natur
spricht.
Sein
Zusammenkommen
mit
seiner
Frau
enthüllt

Beckmann
als
einsames
Individuum,
das
die
wichtigste
Verbindung
zu
der
Gesellschaft

verloren
hat.
Das
Treffen
mit
dem
Einbeinigen
im
Haus
des
Mädchens
zerstört
seine
Chance

auf
Familiarität
und
Verborgenheit.
Die
Figur
des
Oberst
bringt
Beckmann
nicht
die

gewünschte
Befreiung
von
den
Schuldgefühlen
und
der
Verantwortung,
was
die
Kluft

zwischen
dem
Individuum
und
der
Gesellschaft
vergrößert,
denn
nur
die
Distanzierung

Beckmanns
von
den
Kriegsgedanken
konnte
für
seine
Wiederaufnahme
in
der
Gesellschaft

sorgen.
Der
Kabarettdirektor
raubt
dem
jungen
Beckmann
ebenfalls
die
Gelegenheit,
sich
von

den
Kriegsgedanken
zu
befreien,
und
gleichzeitig
auch
die
Chance,
sich
durch
einen
Beruf
in

der
Gesellschaft
einzubürgern.
Die
Begegnung
mit
der
Frau
Krammer
stellt
den

Protagonisten
in
eine
Situation,
die
fast
auswegslos
scheint.
Jedes
Mal
wenn
er
seine

Außenseiterposition
überwinden
möchte,
wird
er
von
seinen
Mitmenschen
davon
abgehalten:

„Alle Türen links und rechts der Straße sind zu.“
.

62
Eine
weitere
Similarität
beruht
auf
die
weiblichen
Gestalten,
die
die
zwei

Protagonisten
am
Rande
der
Gesellschaft
platzieren.
In
Büchners
Drama
findet
Woyzeck

Geborgenheit
und
seine
Lebensfreude
nur
in
der
Figur
seiner
Geliebten.
Alles,
was
Woyzeck

unternimmt,
erfolgt
aus
seinem
Wunsch,
Marie
ein
besseres
Leben
schenken
zu
können.

Diese
Liebes-
und
Sorgegefühle
kommen
aber
bei
Marie
nicht
vor.
Sie
scheint
seine

Bemühungen
nicht
zu
schätzen
und
zeigt
ihrem
Geliebten
kein
Verständnis.
Außerdem,

62


Borchert (2018), S. 79, V. 26, 27.

35

nimmt
sie
eine
kritische
Position
Woyzeck
gegenüber,
indem
sie
ihm
vorwirft,
dass
er
nicht

genug
Zeit
mit
seinem
Kind
verbringen
würde.
Woyzeck
ist
so
verliebt,
dass
er
anfangs
das

kalte
und
distante
Verhalten
seiner
Geliebten
nicht
erkennt.
Erst
nachdem
er
von
der
Untreue

erfährt,
wird
er
sich
dessen
bewusst,
dass
die
Person,
die
für
ihn
die
ganz
Welt
bedeutet,
seine

Liebe
nicht
erwidern
kann.
Das
Fehlen
einer
gegenseitigen
emotionalen
Abhängigkeit

erweckt
in
Woyzeck
einerseits
das
Gefühl
der
totalen
Einsamkeit
und
andererseits
Wut
und

Aggressivität.

In
Borcherts
Drama
sind
drei
Frauengestalten
von
Bedeutung
was
die

Außenseiterposition
Beckmanns
betrifft.
Die
Geliebte
ebenfalls
eine
zentrale
Rolle.
In

Hamburg
angekommen
erhofft
sich
Beckmann
die
Liebe
und
das
Verständnis
seiner
Frau
zu

finden,
die
er
schon
vor
dem
grausamen
Krieg
erfahren
hatte.
In
der
Gestalt
seiner
Geliebten

sieht
er
eine
Gelegenheit,
die
Verbindung
zu
der
Gesellschaft,
die
er
wegen
des
Krieges

verloren
hat,
wiederherzustellen.
Zu
seiner
Enttäuschung
erfährt
Beckmann
aber,
dass
seine

Frau
ihr
Liebesleben
in
seiner
Abwesenheit
weitergeführt
hat,
indem
sie
eine
neue
Beziehung

geschlossen
hat.
Diese
Nachricht,
und
auch
die
Art
und
Weise
wie
sie
vermittelt
wird,
lösen

das
Gefühle
des
Alleinseins
und
auch
der
Identitätslosigkeit,
da
seine
Frau
ihn
mit
Kälte

empfängt: „Beckmann sagte sie (seine Frau), wie man zu einem Tisch Tisch sagt“
.

63
Die
Figur
der
Frau
Krammer
hat
eine
Ähnliche
Wirkung
auf
die
Hauptgestalt
in

Borcherts
Drama.
Beckmann
führt
seine
Suche
nach
Verständnis
und
Akzeptanz
weiter
und

kommt
zu
seinem
Elternhaus
an.
Statt
seiner
Mutter
zu
begegnen,
begegnet
er
der
neuen

Wohnungsbesitzerin,
Frau
Krammer.
Der
Schock
dieser
unerwarteten
Begegnung
wird
vom

Gespräch
der
zwei
Gestalten
verstärkt.
Beckmann
erfährt,
dass
seine
Eltern
Selbstmord

begangen
haben
und
auch,
dass
die
Familie
Krammer
keine
Mitleidgefühle
den
gestorbenen

Eltern
gegenüber
empfindet.
Das
Scheitern
der
Verbindung
zu
seiner
biologischen
Familie

und
Frau
Krammers
Unmenschlichkeit
heben
erneut
seine
solitäre
Natur
hervor
und
lösen

auch seine Heimatlosigkeit und Isolierung aus.

Die
dritte
weibliche
Gestalt
ist
das
Mädchen,
das
ähnlich
wie
Woyzecks
Marie,
das

Gefühl
der
Geborgenheit
in
Beckmann
reizt.
Es
nähert
sich
dem
Protagonisten
und
gibt
ihm

das
Gefühl,
endlich
irgendwo
dazuzugehören.
Das
Mädchen
bietet
dem
Protagonisten
ein

Zuhause
an
und
überzeugt
ihn
davon,
auf
seinen
zerrissen
Soldatenanzug
und
auf
die

Gasmaskenbrille
zu
verzichten,
die
zwei
äußeren
Elemente,
die
auf
seine
Verbindung
zur

63


Borchert (2018), S. 16, V. 4, 5.

36

Kriegszeit
Anspielung
machen
und
wovor
sich
seine
Mitmenschen
fernhalten.
Dieses
Gefühl

der
gesellschaftlichen
Zugehörigkeit
dauert
aber
nicht
lange.
Beckmann
erscheint
in
der

Position
eines
Betrügers,
der
die
Kleider
eines
anderen
Mannes
in
dessen
Haus
trägt,
eine

Position,
die
er
nicht
ertragen
kann,
so
dass
er
das
Angebot
der
gesellschaftlichen

Zugehörigkeit ablehnen muss.

Eine
weiter
Ähnlichkeit
beruht
auf
die
Beziehung
zwischen
den
Protagonisten
und

ihren
Vorgesetzten.
Im
Laufe
der
Handlung
werden
Woyzeck
und
Beckmann
dem

Hauptmann
beziehungsweise
dem
Oberst
gegenübergestellt,
wobei
die
beiden
ihre

Überlegenheit
den
Protagonisten
gegenüber
unterschiedlich
ausüben.
Woyzeck
muss

verschiedene
Aufträge
für
den
Hauptmann
durchführen,
weil
er
beruflich
und
sozial
dem

Hauptmann
unterordnet
ist.
Der
Hauptmann
behandelt
Woyzeck
als
einen
minderwertigen

Teil
der
Gesellschaft
und
nutzt
jede
Gelegenheit
aus,
um
den
armen
Soldaten
zu
erniedrigen.

Während
ihrer
Gespräche
verspottet
er
Woyzeck
„Er
[Woyzeck]
ist
dumm,
abscheulich

dumm!“
,
„Er
[Woyzeck]
hat
keine
Moral!“
und
versucht
die
Redeanteile
und
-inhalte
zu

64
65
kontrollieren
und
somit
die
soziale
Distanz
aufrecht
zu
erhalten.
Die
Gestalt
des

Hauptmannes
ist
auch
diejenige,
die
dafür
sorgt,
dass
Woyzeck
ausrastet,
indem
er
ihn
über

Maries Untreue benachrichtigt.

Die
Überlegenheit
des
Oberst
Beckmann
gegenüber
ist
auch
im
Gespräch
der
zwei

ersichtlich.
Der
Oberst
macht
Anspielung
auf
das
ungepflegte
und
widerliche
Aussehen
des

Protagonisten,
das
seiner
Meinung
nach,
Beckmann
zu
einem
Außenseiter
macht.
Beckmann

gilt
für
den
Oberst
nicht
als
richtiges
Mensch,
weil
seine
äußere
Gestalt
an
die
Kriegszeit

erinnert.
Außerdem,
erweist
sich
die
Überlegenheit
des
Oberst
auch
in
seinem
finanziellen

Zustand.
Beckmann
betritt
das
Haus
des
Oberst
und
erblickt
das
reiche
Abendessen,
die

raffinierten
Getränke
und
die
Kleidung
des
Obersts
und
seiner
Familie.
Dem
Protagonisten

fehlt alles, was der Oberst besitzt und wird zum Teil deswegen marginalisiert.

64


Büchner (1979), S. 10, V. 10, 11.

65


Büchner (1979), S. 10, V. 12, 13.

37

3.2 Unterschiede

Die
menschlichen
Beziehungen
heben
nicht
nur
die
Ähnlichkeiten
der
zwei
Protagonisten

hervor.
Diese
lassen
auch
einen
wichtigen
Unterschied
erkennen,
der
sich
auf
die
Reaktion

der
Protagonisten
bezüglich
der
miterlebten
sozialen
Isolierung
bezieht.
Im
Gespräch
mit

dem
Hauptmann
wehrt
sich
Woyzeck
nicht
gegen
die
unmenschliche
Behandlung
durch
seine

Vorgesetzten.
Im
Gegenteil,
er
erträgt
die
Worte
und
das
Verhalten
des
Hauptmannes,
die

seine
Position
als
Außenseiter
verstärken.
Das
gilt
auch
für
die
Beziehungen
zu
den
restlichen

Gestalten.
Woyzeck
lässt
sich
von
den
anderen
verspotten,
erniedrigen
und
betrügen
und

akzeptiert
somit
seinen
von
der
Gesellschaft
isolierten
Status.
Büchners
Hauptgestalt
ist
sich

deren
unprivilegierten
und
gleichzeitig
menschenfremden
Natur
bewusst
und
erhofft
keine

Wiederaufnahme
in
die
Gesellschaft.
Die
Außenseiterposition
ist
für
Woyzeck
vorbestimmt

und lässt ihnm keinen Ausweg.

Beckmann
teilt
diese
Akzeptanz
bezüglich
der
Außenseiterposition
nicht
mit
und
ist

im
Laufe
der
Handlung
auf
der
Suche
nach
sozialer
Annäherung.
Er
wandert
durch
die

Straßen
von
Hamburg
und
versucht
sich
von
seiner
isolierten
Position
zu
befreien.
Mit
jeder

Gestalt,
mit
der
er
in
Kontakt
kommt,
will
Beckmann
Geborgenheit
und
gesellschaftliche

Aufnahme
finden
und
wieder
ein
Teil
der
Gesellschaft
werden.
Der
Heimkehrer
Beckmann

erkennt
seine
Position
“Draußen
vor
der
Tür“,
wehrt
sich
aber
demnach,
einen
Platz
in
der

Gesellschaft wiederzufinden.

Ein
weiterer
Unterschied
zwischen
den
zwei
Außenseitern
bezieht
sich
auf
die

Folgen,
die
die
gesellschaftliche
Isolierung
auf
die
zwei
ausübt.
Man
erfährt
bereits
am

Anfang
der
Handlung,
dass
Woyzeck
an
Wahnvisionen
leidet,
die
zum
Teil
auch
vom

Germanisten
Alfons
Glück
als
eine
Folge
der
unmenschlichen
Behandlung
des
Doktors

erkannt
wird.
Auch
physische
Folgen
können
anhand
Woyzecks
asozialer
Position
bewiesen

66
werden.
Er
bleibt
allein
auf
einer
Bank,
wobei
sein
Gesicht
mit
Blut
beschmiert
ist,
und

erträgt
schwer
die
Schmerzen,
die
von
dem
Tambourmajor
durch
Gewalt
verursacht
wurden.

Die
schlimmste
Folge
kommt
mit
dem
emotionalen
Betrug,
der
Woyzeck
zum
absoluten

Einzelgänger
macht.
Er
verliert
seine
einzige
Verbindung
zur
Außenwelt
und
bleibt
somit

komplett
allein,
was
dazu
führt,
dass
seine
Welt
zusammenbricht.
Diese
Gefühle
führen

Woyzeck zu dem Entschluss, Marie zu erstechen.

66


Vgl. Glück, Alfons (1985), S. 147.

38

Beckmanns
Außenseiterposition
hat
einen
anderen
Einfluss
auf
den
Protagonisten.

Die
ständige
Einsamkeit
und
das
Scheitern
seiner
Versuche
erwecken
in
Beckmann

Selbstmordgedanken.
Borcherts
Held
wird
von
seiner
gesellschaftlichen
Isolierung
deprimiert

und
verliert
nicht
nur
die
Hoffnung
auf
ein
Wiederfinden
seines
Platzes
in
der
Gesellschaft

sondern
auch
jene
Spur
von
Selbstsicherheit
und
Selbstliebe.
Außerdem
führt
seine
am
Rande

der
Gesellschaft
liegenden
Position
dazu,
dass
Beckmann
sich
mit
existentiellen
Fragen

beschäftigt,
die
die
Menschlichkeit
und
Gott
selbst
in
Frage
stellen:
“Lieber
Gott!
Aber
ich

sage
nicht
lieber
Gott,
du,
ich
kenne
keinen,
der
ein
lieber
Gott
ist,
du!“
.
Die
absolute

67
Isolierung
und
Einsamkeit
verstärken
auch
seine
Schuldgefühle
und
die
Verantwortung,
die

ihn
auch
im
Traum
verfolgt.
Er
versucht
durch
die
anderen
Gestalten
sich
dieser
Gefühle

loszuwerden,
doch
jeder
Versuch
bleibt
ohne
Erfolg,
so
dass
die
Verdrängung
dieser
Gefühle

für Beckmann immer intensiver wird.

Auch
die
Ursachen
der
Außenseiterposition
ist
bei
den
zwei
Protagonisten

verschieden.
Woyzeck
ist
am
Rande
der
sozialen
Hierarchie
geraten,
weil
er
von
der

Gesellschaft
hingeführt
wurde.
Er
ist
ein
sozialer
Outsider
wegen
der
ungerechten

gesellschaftlichen
Ordnung
seines
Zeitalters.
Der
einfache
Soldat
kann
nicht
denselben

moralischen
Prinzipien
wie
der
Rest
folgen,
weil
er
sich
das
materiell
nicht
leistet,
und
wird

deswegen
isoliert.
Woyzeck
kann
keine
Zeit
mehr
mit
den
Mitmenschen
verbringen
um
somit

ein
Teil
der
Gesellschaft
zu
werden,
weil
er
von
den
Vorgesetzten
in
einer
niedrigen

finanziellen
Lage
gehalten
wird.
Er
wird
verachtet,
niedergetreten,
psychisch
und
emotional

verletzt
als
Folge
seines
unprivilegierten
Zustands.
Seine
Isolierung
wird
zu
einer

ausweglosen
Situation,
die
ausschließlich
soziale
Ursachen
hat,
deswegen
versucht
Woyzeck

nicht sich einen Platz in der Gesellschaft zu finden.

Beckmanns
Außenseiterposition
hat
nur
zum
geringen
Teil
die
soziale
Ordnung
als

Ursache.
Die
deutsche
Gesellschaft
der
Nachkriegszeit
versucht
sich
von
der
Erinnerung
des

Krieges
fernzuhalten.
Beckmanns
Aussehen
und
sein
Verhalten
wiederspiegeln
die
grausame

Zeit
des
Konfliktes,
so
dass
seine
Mitmenschen
ihn
nicht
zurück
in
der
Gesellschaft

aufnehmen
können.
Die
Entscheidung,
an
dem
Krieg
gebunden
zu
bleiben,
ist
an
der

Gefühlssphäre
und
Lebenshaltung
des
Protagonisten
verbunden.
Seine
Schuldgefühle
und
die

Verantwortung
für
seine
Taten
im
Krieg
verstärken
die
Distanz
zwischen
dem
Protagonisten

und
der
Gesellschaft.
Beckmann
selbst
kann
sich
von
der
Erinnerungen
an
seine

67


Borchert (2018), S. 64, V. 5-7.

39

Soldatentätigkeit
und
an
seine
Soldatenleben
nicht
befreien,
was
ihm
nicht
erlaubt,
sich
einen

Platz
in
der
Gesellschaft
zu
finden.
Alle
Versuche
Beckmanns
aus
seiner
isolierten
Position

herauszukommen,
können
nicht
verwirklicht
werden,
weil
er
zu
stark
an
seine
Vergangenheit

gebunden
ist.
Beckmanns
innere
Gefühlswelt
weist
eine
gewisse
Zwiespältigkeit
auf,

einerseits
versucht
er
wieder
ein
Mitglied
der
Gesellschaft
zu
werden,
andererseits
findet
er

keine
Stärke,
um
die
Kriegserinnerungen
loszuwerden.
Er
trägt
eine
gewisse
Schuld

bezüglich
seiner
Außenseiterposition
und
er
ist
auch
die
einzige
Gestalt,
die
die
Lösung
zu

seiner
Isolierung
besitzt.
Er
könne
endlich
ein
Teil
der
Gesellschaft
werden
und
nicht
mehr

alleine
vor
den
geschlossenen
Türen
warten,
muss
sich
dafür
mit
seiner
Vergangenheit

versöhnen und diese hinter sich lassen.

Die
zwei
Außenseiter
stellen
die
Figur
des
sozial
unangepassten
Individuums
dar,
das

aber
aufgrund
des
politischen,
sozialen
und
persönlichen
Kontextes
sich
in
den
zwei
Dramen

unterschiedlich
entwickelt.
Woyzeck
ist
ein
Außenseiter
des
19.
Jahrhunderts,
der
wegen
der

finanziellen
Mängel
verachtet
wird.
Die
damalige
Gesellschaft
funktioniert
nach
dem
Prinzip

einer
Pyramidengesellschaft,
in
welcher
die
Armen
vernachlässigt
und
entmenschlicht

werden.
Beckmann
gehört
der
Nachkriegszeitgesellschaft
an,
die
auf
ein
neu

wiederaufgebautes
Leben
hofft,
welches
jene
Verbindung
zum
Zweiten
Weltkrieg

ausschließt.
Diese
zwei
Paradigmen
formen
diese
Außenseiterfiguren
zu
zwei

verschiedenartigen und originellen literarischen Schlüsselfiguren.

40

4. Fazit

Die
Analyse
im
Hinblick
auf
die
Außenseiterpositionen
der
zwei
Hauptgestalten
der
Dramen

Woyzeck
und

Draußen
vor
der
Tür
lässt
folgendes
zusammenfassen.
Die
zwei
literarischen

Gestalten
wurden
von
unterschiedlichen
sozialpolitischen
Umfelder
geformt
und

widerspiegeln
somit
eine
kontextgebundene
Außenseiterfigur.
Trotz
dieser
Milleuunteschiede

heißt
es
aber
nicht,
dass
Woyzeck
und
Beckmanns
isolierte
Positionen
keine
Ähnlichkeiten

aufweisen.
Die
zwei
Hauptfiguren
schaffen
trotz
des
hundertjährigen
zeitlichen
Entfernung

der
Leserschaft
gemeinsame
Elemente
vorzustellen.
Die
wichtigsten
Ähnlichkeiten
beruhen

auf
die
Beziehungen
zu
den
weiblichen
Gestalten
und
auf
die
Unterdrückung
durch
die

Vorgesetzten.
Die
Unterschiede
gehen
auf
die
politisch-gesellschaftlichen
Kontexte
der
zwei

Dramen,
auf
die
Einflüsse,
die
diese
gesellschaftliche
Position
auf
sie
ausgeübt
haben,
und

auf
die
Ursachen
der
Isolierung
ein.
Durch
die
vergleichende
Vorgehensweise
wurde
nun

beleuchtet,
dass
mehrere
Aspekte
dazu
führen,
dass
die
Unterschiede
zwischen
Woyzeck
und

Beckmann
als
gesellschaftliche
Außenseiter
hervorgehoben
werden.
Woyzeck
und
Beckmann

sind
sich
zwar
durch
ihr
einsames
Wesen
ähnlich,
treten
aber
als
verschieden
und
gleichzeitig

originell
auf.
Woyzeck
bleibt
ein
Opfer
der
sozialen
und
politischen
Ordnungen
seiner
Zeit,

während
Beckmann
sich
durch
seine
von
Schuldgefühlen
geprägten
Lebensweise
in
absoluter

Isolierung
platziert.
Woyzeck
besitzt
keine
Bestimmungskraft
über
seine
isolierte
Position,

während
Beckmann
durch
die
Veränderung
seines
Verhaltens
bezüglich
der

Kriegserinnerungen sich in der Gesellschaft seine Zeit sofort einen Platz finden könnte.

Durch
den
Fokus
auf
die
zwei
Figuren
sowohl
alleinstehend
als
auch
im
Vergleich

zeigen
die
Ergebnisse
der
durchgeführten
Untersuchung,
dass
im
Fall
der
zwei
deutschen

Dramen,
die
Außenseiterfiguren
sowohl
Ähnlichkeiten
als
auch
Unterschiede
aufweisen.
Die

vorliegende
Arbeit
bringt
die
Kontinuität
aber
gleichzeitig
auch
die
Originalität
der

Außenseiterfiguren
ans
Licht,
was
als
erster
Grundstein
für
weiterführende
Forschung
im

Bereich
der
deutschen
Dramaturgie
dienen
kann.
Dieser
Grundstein
stellt
die
Gelegenheit
dar,

die
diachronische
Entwicklung
der
Außenseiterfiguren
der
deutschen
Literatur
analysieren
zu

können,
um
die
vorliegenden
Gemeinsamkeiten
und
Unterschiede
zu
identifizieren.

Außerdem
kann
die
durchgeführte
Analyse
als
ein
Ausgangspunkt
für
eine
soziologische

Untersuchung der deutschen Gesellschaft anhand literarischen Produktionen dienen.

41

5. Literaturverzeichnis

5.1 Primärliteratur

Borchert, Wolfgang (2018):>>

Draußen Vor der Tür<< und andere Werke. Stuttgart: Reclam.

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Büchner, Georg (1999): „Woyzeck. Studienausgabe“. Stuttgart: Reclam.

5.2 Sekundärliteratur

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2014):
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Dr.
Brinkmann,
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„Erläuterungen
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Elm, Theo (2004): „Das soziale Drama: von Lenz bis Kroetz“. Stuttgart: Reclam Verlag.

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42

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Franz
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