Ö k o n o m i s c h e B i l d u n g [612715]

Ö k o n o m i s c h e B i l d u n g
i s t A l l g e m e i n Bi l d u n g
se lBs t v e r s t ä n d n i s u n d th e s e n
z u r etA Bl i e r u n g i n sc h u l e u n d
ge s e l l s c h Af tInstitut für
Ökonomische Bildung IÖB
An-Institut der Carl von Ossietzky Universität Oldenburg

Ö k o n o m i s c h e B i l d u n g
i s t k e i n sp e z i Alw i s s e n
01„Ohne ein Grundwissen über
wirtschaftliche Zusammenhänge
lässt sich die Welt von heute
kaum verstehen und ist eine Mit –
wirkung an gesellschaftlichen
Veränderungsprozessen schwie –
rig: Ökonomische Bildung ist
kein Spezialwissen für Wenige
und sollte daher selbstverständ –
licher Gegenstand des Unter –
richts an allgemein bildenden
Schulen sein.“ (Prof. Dr. Dr. h.c.
Hans Kaminski, Leiter IÖB)
die diskussion um die Bedeutung
ökonomischer Bildung hat sich in den letzten Jahren zwar deutlich
verstärkt und die Anerkennung
ihres allgemein bildenden cha-
rakters hat ebenfalls zugenom –
men. die erforderlichen schritte
zur etablierung ökonomischer Bil –
dung in der schule werden aber in
vielen fällen gar nicht oder nur
zaghaft angegangen. es gibt bis –
lang nur in einigen Bundesländern eigene fächer in der schule und
nur vereinzelt Ausbildungsstand –
orte für wirtschaftslehrkräfte.
von einheitlichen konzeptionen
für ökonomische Bildung ganz zu
schweigen.die Broschüre skizziert den erfor –
derlichen strategieansatz für mehr
ökonomische Bildung in schule und
gesellschaft in form von zehn
thesen und der kurzdarstellung
des „oldenburger modells“ für die
förderung ökonomischer Bildung
als Allgemeinbildung.
mit der etablierung einer innova –
tion im schulsystem ist es aller –
dings wie in der forstwirtschaft –
man braucht einen langen Atem!
01

02 03ÖK OnO M I S cHe BI L D U nG –
W aS Ve rSt eHe n W Ir Da rUn t e r ?
Ökonomische Bildung ist die Ge –
samtheit aller erzieherischen Be-
mühungen in allgemein bilden –
den Schulen, Kinder und Jugend-
liche von Jahrgang 1 bis 12 mit
solchen
Kenntnissen, Fähigkeiten,
Fertigkeiten,Verhaltensbe-
reitschaften und einstel-
lungen auszustatten, die sie
befähigen sich mit den ökonomischen Bedingungen
ihrer existenz und deren
sozialen, politischen, recht-
lichen, technischen, ökolo-
gischen und ethischen Di-
mensionen
auf privater, betrieblicher,
volkswirtschaftlicher und
weltwirtschaftlicher ebene
auseinanderzusetzen.kinder und Jugendliche werden
tagtäglich mit wirtschaftlichen
sachverhalten konfrontiert. wenn
schülerinnen und schüler lernen
sollen, ihre Alltagswirklichkeit zu
verstehen, dann müssen sie auch ökonomische zusammenhänge ver-

stehen. erst das wissen über die
Verflechtungen von Wirtschaft, politik und gesellschaft und die
einsicht in marktwirtschaftliche strukturen und prozesse können
heranwachsende dabei unterstüt

zen an der weiterentwicklung un –
serer wirtschafts- und gesell –
schaftsordnung mitzuwirken.Ökonomische Bildung ist deshalb
weder vorberufliche Bildung noch verkleinerte volks- oder Betriebs

wirtschaftslehre. sie ist kein
schlichtes Abbild einer universi –
tären fachdisziplin. Ökonomische
Bildung ist integraler Bestandteil
von Allgemeinbildung – genauso wie mathematik, deutsch oder englisch.di e we i t e r e n t w i c k –
l u n g u n s e r e r wi r t s c h Af t s –
o r d n u n g s e t z t t h e o r e t i s c h e
u n d p r Ak t i s c h e ei n s i c h t e n
u n d er fAh r u n g e n v o r Au s

04or d n u n g s v e r s u c h e i n d e r
Ök o n o m i s c h e n B i l d u n g
es bedarf einer ordnung, inner –
halb derer gesamtzusammenhän –
ge wirtschaftlicher strukturen
und prozesse erfasst werden. so
können lernende die Bedeutung
einzelner ökonomischer tatbe-
stände im kontext erkennen und
die eigene individuelle position
im wirtschaftsgeschehen bestim –
men. gedankliche ordnung unter –
stützt das orientierungsvermögen
der lernenden und ihre organisa –
tion der wahrnehmung. wir schla –
gen auf den folgenden seiten vier
ordnungsversuche vor, die immer
gleichzeitig zur Analyse eines wirtschaftlichen phänomens her-
angezogen werden können. ent-
scheidend für die Auswahl der vier
ordnungsversuche ist, dass die wirtschafts- und gesellschafts

ordnung eines landes als der all –
gemeine handlungsrahmen und
erfahrungshintergrund für jedes individuum gewählt wird und dem lernenden nützliche instrumente
zur Analyse ökonomischer sach

verhalte an die hand gegeben
werden, um sich in der vielfalt
wirtschaftlicher phänomene nicht
zu verlieren.eIn KOnZePt Für Den ÖKOnOMIeUnterrIcHt
05or d n e n i s t d i e ve rBi n d u n g
d e s vi e l e n n Ac h e i n e r re g e l .
IMManUeL Kant, DeUtScHer PHILOSOPH, 1724–1804

07wi e me n s c h e n w i r t s c h Af t l i c h e
en t s c h e i d u n g e n t r e f f e n1. DaS ÖKOnOMIScHe VerHaL tenSMODeLL
wi e me n s c h e n w i r t s c h Af t l i c h
z u s Am m e n w i r k e n2. KreISLaUFZUSaMMenHänGe UnD WecHSeLWIrKUnGen
das ökonomische verhaltensmo –
dell unterstellt, dass individuen
grundsätzlich von ihrem eigenin –
teresse gesteuert werden und
entsprechend versuchen, ihren
nutzen zu maximieren. wirkungs –
faktoren auf das v erhalten sind
die wünsche, motive, einstel-
lungen und ziele ( präferenzen)
der individuen und
die handlungsbeschränkungen
(z. B. güterpreise, realein-
kommen, zeitliche oder recht-
liche einschränkungen) und An-
reizstrukturen, welche die in-
dividuen in ihren handlungen
beeinflussen oder beschränken (restriktionen). veränderungen im
verhalten der Akteure werden
nicht auf änderungen der präfe-
renzen, sondern nur auf solche der restriktionen und Anreize zu

rückgeführt.
Beispiel: die kundin einer Bäcke –
rei hat eine vorliebe für crois-
sants (p räferenz) und den wunsch,
morgens zeit zu sparen, indem sie
nur schnell etwas auf die hand
kauft. handlungsbeschränkungen
sind die preise für croissants,
welche die monatlichen Ausgaben belasten, die langen schlangen im
geschäft, usw.wirtschaft vollzieht sich in kreis

läufen und die handlungen der
Akteure (p rivate haushalte, un-
ternehmen, staat) in einer volks-
wirtschaft sind eng miteinander verknüpft. die wirtschafts- und
gesellschaftsordnung liefert mit ihrem institutionen- und regelsy

stem die spielregeln für die hand –
lungen der Akteure, die sich wie –
derum gegenseitig beeinflussen.
Beispiel: das geld, das die kundin
der Bäckerei für Backwaren aus –
gibt, kann sie nicht mehr für an –
dere güter ausgeben. die Bäckerei
zahlt mit dem geld dieser kundin und weiteren einnahmen die löh-
ne und gehälter der Angestellten.
Der Staat profitiert von den Ein –
nahmen der Bäckerei durch die im preis enthaltene mehrwert

steuer, usw.
06

08 09wi e me n s c h e n s i c h Ök o n o m i s c h e
or d n u n g e n s c h Af f e n3. InStItUtIOnen- UnD reGeLSySteM Der WIrtScHaFtSOrDnUnG wi e w i r t s c h Af t l i c h e s Ac h v e r h Alt e
m i t hi l f e Ök o n o m i s c h e r k At e g o r i e n
u n t e r s u c h t w e r d e n4. KateGOrIen BZW . MerKMaLe
wirtschaftsordnungen werden als
kombinationen einer begrenzten
zahl von ordnungsformen verstan-den. die ordnungsformen ( formen
der planung und lenkung, eigen –
tums-, markt- und preisbildungs –
formen sowie formen der geld-
und finanzwirtschaft) können
unterschiedlich ausgeprägt sein.
in jedem fall liefert die wirt-
schaftsordnung den handlungs –
rahmen für die spielzüge der
wirtschaftssubjekte. das verständ-
nis des charakters von wirt-
schaftsordnungen schafft eine grundlage für deren permanente weiterentwicklung und entspre-
chende folgen für die handlungs

möglichkeiten eines individuums.
Beispiel: Die Preise für Backwa –
ren bilden sich in Deutschland
auf dem Markt und werden nicht staatlich festgesetzt. Das an-

gebot des Bäckers richtet sich nach der nachfrage der Verbrau

cher. Die Bäckerei erfüllt keinen
staatlichen Wirtschaftsplan, son-dern muss am ende des Jahres
einen überschuss erwirtschaf

ten, um weiter zu existieren. Die Produktionsmittel sind ei

gentum des Unternehmens, usw.wirtschaftliches handeln lässt sich anhand
ökonomischer kategorien * analysieren.
diese sind ein wichtiges instrument, um die komplexität der wirtschaftlichen
realität auf ein gerüst von allgemeinen
typischen einsichten zu reduzieren. wirtschaftliches handeln ist z. B.
bedürfnisgetrieben,
entscheidungsorientiert,
risikobehaftet,
nutzen- und gewinnorientiert,
knappheitsbedingt,
arbeitsteilig,
wirtschaftsordnungsabhängig,
interdependent.
es bedarf der
koordination und
vollzieht sich in kreislaufpro-
zessen. Beispiel: Der einkauf in der Bäckerei ist
bedürfnisgetrieben (die Frau hat Hun –
ger), entscheidungsorientiert (croissant
oder Brötchen?), risikobehaftet (schmeckt das croissant auch oder sieht es nur
lecker aus?), nutzenorientiert (wird man
davon satt?), knappheitsbedingt (das Geld reicht nur für ein croissant), usw.
* zu stoff- und Bildungskategorien ökonomischer
Bildung vgl. dauenhauer 1997, 2002 und 2004.
emts e ys i l ne eg r e W R ir d t n s u ch – a n f e ts no oi r t du n t u it n sg nIemts e ys i l n e er ge W R ir d t n s u ch – a n f e ts no oi r t du n t u it n sg nImets e ys i l n e e g r e W R ir d t n s u ch – a n f e ts no oi r t du n t u it n sg nIStaat
Private
Haushalt eUnternehmen
Vermögens-
änderungskonto Auslan d

10 11wi e Ök o n o m i s c h e B i l d u n g e t A Bl i e r t
w e r d e n k An n 1 0 th e s e n z u r Ök o n o m i s c h e n B i l d u n g
10 thesen skizzieren unseren
strategieansatz zur nachhaltigen
etablierung ökonomischer Bildung im deutschen Bildungssystem. sie
geben das selbstverständnis öko

nomischer Bildung sowie inhalt –
liche grundpositionen wieder und
veranschaulichen notwendige schritte.
die Ausgangsfassung der thesen
wurde von den instituten für Öko

nomische Bildung der universi –
täten oldenburg ( prof. kaminski
u.a.) und münster (p rof. krol u.a.)
als ergebnis einer fachtagung zur ökonomischen Bildung erarbeitet.
namhafte vertreterinnen und ver-
treter der ökonomischen Bildung von den beteiligten hochschulen
aus deutschland und Österreich
haben die in den thesen formu

lierten forderungen unterzeich –
net. das original des strate-
giepapiers sowie eine liste der
Unterzeichner finden sich
unter www.ioeb.de.1. wer nichts üBer wirt-
schAft weiss, muss viel
glAuBen.
2. nur gAnzheitliche
Bildung kAnn den gAnzen
menschen Bilden.
3. frühes Ökonomisches
verhAlten erfordert frühe Ökonomische

Bildung.
4. die welt ist und w Ar nie
ohne wirtschAftskennt-
nisse zu verstehen.5. Ökonomische Bildung für
eine welt wie sie ist und
wie sie sein sollte.
6. die gef Ahr des Ökonomie-
unterrichts liegt in der
episode.
7. AusBildung von kindern
setzt Bei der AusBildung
von lehrern An.
8. Ökonomische Bildung muss
sich in der Bildung emAn-
zipieren: Als schulf Ach.9. Bildungsst AndArds stei-
gern den Bildungsgewinn –
Auch für Ökonomische Bildung.
10. Auf die zusAmmenArBeit
Aller kommt es An.

121.we r n i c h t s ü Be r wi r t s c h Af t
w e i s s , m u s s v i e l g l AuBe n
die wirtschaftliche tätigkeit ist
ein grundlegender Bestandteil
menschlichen lebens. schon kin-
der und Jugendliche werden täg –
lich mit wirtschaftlichen sachver –
halten konfrontiert, zuhause wie auch in ihren Bezugsgruppen. mel-
dungen in den Medien – zur Infla –
tion oder zur Ausbildungs- und
Arbeitsplatzsituation – gehören zu ihrem Alltag. unsere gesellschaft
ist tiefgehend arbeitsteilig orga –
nisiert. unsere umwelt wird zu –
nehmend globaler. in solch einer
komplexer werdenden welt kann
verständnis- und orientierungslo –
sigkeit ihrer mitglieder fatale fol-
gen haben, privat, beruflich und auch politisch. wer nichts über
wirtschaft weiß, der ist nicht auf
das leben vorbereitet. ohne
grundkenntnisse über wirtschaft
muss man viel glauben und kann entwicklungen nicht kritisch be –
urteilen. deshalb muss ökono –
mische Bildung ein selbstver –
ständlicher Bestandteil der All-
gemeinbildung sein. die allge-
mein bildende schule verfehlt
ihren Bildungsauftrag und ihr Bil –
dungsziel, wenn sie junge men-
schen ohne grundlegende kennt-
nisse wirtschaftlicher zusammen-
hänge aus der schule entlässt.
142.nu r g An z h e i t l i c h e B i l d u n g
kAn n d e n g An z e n me n s c h e n Bi l d e n
die meisten deutschen wissen zu
wenig über finanzfragen. der rich-
tige umgang mit geld ist allein
schon deshalb bedeutsam, weil
Millionen Deutsche finanziell über-
schuldet sind und der staat von
seinen Bürgern finanzielle Eigen –
verantwortung abverlangt. trotz-
dem darf der kernbestandteil des-
sen, was als ökonomische Bildung an der schule gelehrt und gelernt
wird, nicht allein aus finanzieller perspektive und Betroffenheit her
gesehen werden. Ökonomische Bildung ist mehr als das wissen
über typisch ökonomische le

bensthemen wie geldanlage, kon-
sum, Arbeit, Altersvorsorge oder unternehmertum. es geht um die
fähigkeit eine ökonomische per

spektive einzunehmen, d.h. bei der Analyse gesellschaftlicher struk

turen und prozesse neben ande -ren sozialwissenschaftlichen fach-
disziplinen auch den ökono –
mischen denkansatz einzubezie –
hen. dies gilt z. B. bei der Analyse
der fehlenden integration auslän –
discher mitbürger: soziologisch
könnte gruppenkohäsion eine
rolle spielen, psychologisch gese –
hen gibt es vielleicht schwel –
lenängste, bildungspolitisch spie –
len sicherlich mangelnde sprach-
kenntnisse und fehlende schul-
abschlüsse eine rolle. Ökono-
mische Argumente könnten feh-
lende Arbeit für Geringqualifi-
zierte und mangelnde flexibilität
des Arbeitsmarktes sein. kurz:
um komplexe gesellschaftliche fragen zu verstehen, brauchen un

sere schüler die fähigkeit, ver –
schiedene perspektiven einzuneh –
men – auch die ökonomische.
13

14 153.fr ü h e s Ök o n o –
m i s c h e s ve r h Alt e n
e r f o r d e r t f r ü h e
Ök o n o m i s c h e B i l d u n g
früher denn je bekommen es un –
sere kinder mit wirtschaftlichen
situationen zu tun: beim einkau –
fen, auf werbetafeln, in zeit-
schriften. schon zwischen dem
dritten und vierten lebensjahr
treten kinder als eigenständige
konsumenten auf. Beim einkaufen
greifen sie nach verpackungen
mit bekannten Fernsehfiguren,
gespielt wird mit den „original-
puppen oder -Bausteinen“.
später steht die bekannte
handymarke auf der
wunschliste. wer als
kind kein kriti-
sches verständ-
nis zu dem
auf-baut, was einen großen teil seines
lebens bestimmt, dem fällt es
später umso schwerer, selbstbe –
stimmt zu entscheiden und zu
handeln. deutschlands kinder,
wenn auch nicht alle, haben so viel geld wie nie. verschuldung
und unkritischer konsum sind aber
auch Anzeichen für die überfor

derung unserer Jugend. deshalb
kennt ökonomische Bildung keine Altersgrenzen. es gilt ein gesamt

konzept zu entwickeln, in dem
lernbedeutsame und bildungsre –
levante inhalts- und themen –
felder der ökonomischen Bildung
identifiziert werden – von der Grund-
schule bis zum Abitur.4.di e we lt i s t u n d w Ar n i e o h n e
wi r t s c h Af t s k e n n t n i s s e z u v e r s t e h e n
wirtschaft ist eine universale
menschlichen lebens. wirtschaft
gehört zur kulturgeschichte des
menschen und bestimmt das schick-
sal ganzer völker. die schifffahrts –
routen, die tauschwerte und
rechtsgrundlagen der Antike sind
nicht mehr identisch mit den heu –
tigen. Aber die welt ist und war
nie ohne wirtschaftskenntnisse zu
verstehen. internationalisierung
und globalisierung machen öko –
nomische Bildung erforderlicher als je zuvor. was steckt hinter
dem etikett „made in Bangladesh
oder polen“? wozu brauchen wir
den euro? was heißt es, export

weltmeister zu sein? Auch ein –
fache fragen des Alltags haben häufig einen ökonomischen Hin –
tergrund: warum sind sonderan –
gebote im supermarkt oft schwer
zu finden? Erst ökonomische Bil –
dung befähigt die schülerinnen
und schüler zur erschließung der
welt, in der sie heute leben. sie
zielt auf inhalts- und themen –
felder, die gegenwarts- und zu-
kunftsbedeutsamkeit haben und ein verständnis von alltäglichen
situationen als auch der dahinter verborgenen strukturen und pro

zesse ermöglichen.

16 175. Ö k o n o m i s c h e
B i l d u n g f ü r e i n e
we lt w i e s i e i s t
u n d w i e s i e
s e i n s o l lt e
Ökonomieunterricht heißt weder
rechtfertigung bestehender ge –
sellschaftlicher verhältnisse noch
gesinnungs- und dogmenproduk –
tion. Ökonomische Bildung ist die erarbeitung und vermittlung revi

sions- und erweiterungsfähigen wissens, das sich in Anwendungs

kontexten bewährt. zunächst ein –
mal müssen die schülerinnen und
schüler beispielsweise die funkti –
onsweise von märkten und der
marktwirtschaft verstehen, bevor sie diese kritisieren. ziel ist die Qualifizierung junger Menschen für eine welt wie sie ist und deren
Bildung für eine welt, wie sie sein
sollte.6.di e ge fAh r d e s
Ö k o n o m i e u n t e r r i c h t s
l i e g t i n d e r ep i s o d e
wie fundiert sollte ökonomische
Bildung sein? wenn sie den ler-
nenden die notwendige einsicht
in grundstrukturen und –prinzi-
pien des wirtschaftlichen gesche –
hens vermitteln soll, dann gehö –
ren zum kernbestand: das denken
im rahmen des ökonomischen
verhaltensmodells, das denken in
kreislauf- und wirkungszusammen-
hängen, das denken in ordnungen
und das denken in kategorien
bzw. merkmalen, die allen wirt –
schaftlichen handlungen imma -nent sind. wirtschaftsunterricht
ist dann als prozess zu verstehen,
in dem theoretisches verständnis
aufgebaut und in handlungsbezü –
ge eingelagert wird. damit wird
vermieden, dass sich Ökonomie –
unterricht in der schlichten und
fachlich willkürlichen Addition von
ökonomischen episoden ohne er-
kenntnisgewinn und lernfort –
schritt erschöpft und nur „halb –
bildung“ erzeugt.

18 197. A u s Bi l d u n g v o n ki n d e r n s e t z t
Be i d e r A u s Bi l d u n g v o n le h r e r n An
neben den eltern fördern und lei –
ten in den ersten lebensjahren
vor allem die lehrerinnen und
lehrer die entwicklung unserer
kinder. in dieser phase kann aus
pädagogischer sicht viel richtig,
aber auch viel falsch gemacht
werden. wirtschaftlich gesehen
haben die ergebnisse der lehrer –
tätigkeit einen großen Einfluss auf unsere wettbewerbsfähigkeit. Bil-

dung ist standortfaktor. ohne fra-
ge ist deshalb, dass schulen qua –
lifizierte Lehrkräfte benötigen,
die für die ökonomische
Bildung grundständig aus-
gebildet werden.ohne eine fachlich und fachdi –
daktisch qualifizierte und qualifi –
zierende lehrerausbildung kann
ökonomische Bildung ihr Bildungs –
potenzial nicht entfalten. diese
lehrerausbildung ist um ein syste –
matisches Qualifizierungssystem in der fortbildung zur stützung
lebenslangen lernens zu ergän

zen.8. Ö k o n o m i s c h e B i l d u n g m u s s
s i c h i n d e r B i l d u n g e m An z i –
p i e r e n : Al s sc h u l f Ac h
die lücke in der Allgemeinbildung
unserer schülerinnen und schüler
kann nur durch ein eigenes schul –
fach zur ökonomischen Bildung geschlossen werden. dies bedeu

tet konsequenterweise auch, dass es entprechender lehramtsstudi

engänge bedarf. die Ausbildung
von zukünftigen lehrern und leh –
rerinnen in allgemeinen wirt –
schaftswissenschaftlichen studien-
gängen, die mit pädagogik unter-
füttert werden, bereitet den lehrernachwuchs bisher nur un

zureichend auf den Beruf vor. denn die studienfächer sind nicht
auf solche inhalte ausgerichtet, die später unterrichtet und in den lehrbüchern behandelt
werden. lehrer brauchen
eine Ausbildung, in der
sie befähigt werden ihre fachaufga

ben seriös wahr –
zunehmen. so
kann es ökonomo –
mische Bildung letzt –
lich nur in einem im in –
haltlichen fundament präzi-
sierten und organisatorisch ge-
sicherten rahmen geben – an schulen und hochschulen.

219. B i l d u n g s s t An dAr d s
s t e i g e r n d e n B i l d u n g s –
g e w i n n – Au c h f ü r
Ök o n o m i s c h e B i l d u n g
Bildungsstandards sollen helfen,
unsere schulen zu modernisieren.
An die stelle einer inputsteuerung
von schülern durch lehrpläne
tritt eine outputsteuerung. die
frage lautet dann: was hat schule
gebracht? unterricht soll weniger
mit stoff pauken zu tun haben
und stattdessen kompetenzen ver-
mitteln. Bildungsstandards bezie –
hen sich auf allgemeine Bildungs –
ziele und stellen damit auch einen
Bezug zum allgemeinen Bildungs –
auftrag von Fächern dar. Sie defi –
nieren, welche kompetenzen die
schülerinnen und schüler nach ei –
ner bestimmten klasse erworben
haben sollen. schließlich verlan –
gen sie nach verfahren, mit denen
am ende des schuljahres länder-übergreifend geprüft wird, inwie –
fern die schüler die standards er –
reicht haben. eine reform durch
Bildungsstandards bedeutet, am ende des schuljahres besser zu
wissen was schüler tatsächlich
können, wo Anhaltspunkte für die fortbildung der lehrer sind, wie
der unterricht verbessert werden
kann und wie schülern auch indi

viduell geholfen werden kann. letztlich hoffen Bildungspolitiker, dass diese standards schulen bes

ser machen können. inhaltliche
strukturen der ökonomischen Bil –
dung werden deshalb ihre gültig –
keit nicht verlieren. die verbin-
dung zwischen zielen, inhalten
und lehr-lernverfahren ist unauf –
löslich.10. A u f d i e zu sAm m e n –
ArBe i t Al l e r k o m m t e s An
Ökonomische Bildung braucht die zusammenarbeit aller: zur wei

terentwicklung ökonomischer Bil –
dung bedarf es der zusammenar –
beit von hochschulen, schulen,
ministerien, stiftungen, verbän –
den und unternehmen. Ökono –
mische Bildung ist auf intensive kooperationen zwischen fachdi

daktischer forschung und schul-
bzw. unterrichtspraxis ebenso an –
gewiesen wie auf seriöse politische
und finanzielle Rahmenbedin-
gungen. kinder wollen mehr über
wirtschaft wissen. Besonders be –
liebt sind handlungsorientierte methoden mit praxisbezug. es fehlt
das netz, das ihnen dies ermög-
licht. selbstbewusste schulen öff

nen ihre tore für die zusammen -arbeit mit den unterschiedlichen gesellschaftlichen gruppen und
überwinden Berührungsängste zwischen schule und wirtschaft.
damit nehmen sie dem vorwurf,
dass schule nicht mehr aufs leben
vorbereite, einmal mehr die grund-

lage.
20

22 23dAs ol d e n Bu r g e r mo d e l l
Aus den thesen leitet sich konse –
quenterweise ab, eine lücke im
deutschen schulsystem zu schlie –
ßen – damit der nachwuchs lernt,
was wirtschaft ist. nach dem ol-
denburger modell sind verschie –
dene teilaufgaben simultan zu
berücksichtigen, wenn wirtschaft
nachhaltig in den schulen eta –
bliert werden soll.Qualifi zierung
(Blended Learning)
•universitäre
Ausbildung
•Fort- und
WeiterbildungSchulpr axis
Entwicklung von:
• Unterrichtsmaterialien
•Curricul a
•Internetdatenbanken
•…ÖKONOMISCHE
BILDUNGPolitische und
organisatorische
Rahmenbedingungen
•Schuljahre
•Schulformen
•Stundendeputate
•…
Projektträger
und -förderer
Entwicklung von
„Best practice“-Beispielen

24 25li t e r At u r e m p f e h l u n g e n we i t e r e s z u m iÖ B
mit dieser Broschüre soll ein Bei –
trag zur breiten öffentlichen dis-
kussion über ökonomische Bildung
und die damit verbundenen kon-
sequenzen geleistet werden. das
thema kann jedoch lediglich an –
gerissen, keinesfalls ausführlich vorgestellt werden. die nachfol

gend aufgeführte literatur ge –
währleistet dem interessierten leser einen tiefergehenden ein

blick in die konzeption ökono –
mischer Bildung.Dauenhauer, e.: kategoriale
wirtschaftsdidaktik, münchwei –
ler: walthari; Bd. 1: Anregungen
zur inhaltlichen neugestaltung, 3.
Aufl., 1997; Bd. 2: Anregungen zur curricularen neugestaltung,
1. Aufl., 2002; Bd. 3: Anregungen zur praktischen neugestaltung,
2004.
Kaminski, H./Krol, G.-J. (2007):
Ökonomische Bildung – legiti –
miert, etabliert, zukunftsfähig?, ergebnisse einer fachtagung im
frühjahr 2006 am institut für Öko

nomische Bildung oldenburg, Bad
heilbrunn/obb.: klinkhardt, i. e.Kaminski, H./Brettschneider, V./eggert, K./Hübner, M./Koch,
M. (2007): mehr wirtschaft in die
schule, w iesbaden: universum.
Kaminski, H./Krol, G.-J./eggert,
K./Koch, M./Loerwald, D./Zoerner, a. (2005): praxiskon

takte – zusammenarbeit zwischen
schule und wirtschaft, Braun –
schweig: w estermann v erlag.

eggert, K./Koch, M./Kaminski,
H./Frintrop-Bechthold, D. (2005):
oec. Ökonomie – grundfragen
wirtschaftlichen handelns, Braun –
schweig: w estermann v erlag.
Institut für Ökonomische Bildung
(Hg.) (2007): Ökonomie inBegrif –
fen – die spotreihe, 20 grundbe –
griffe von „Arbeitsteilung“ bis „wirtschaftsordnung“, oldenburg:
iÖB. als an-Institut der carl von
Ossietzky Universität Oldenburg
betreibt das IÖB Grundlagenfor –
schung, die ihre praktische an-
wendung in Schule sowie aus-
und Weiterbildung im In- und ausland erfährt. Der einsatz von
e-Learning-anwendungen zu
ökonomischer Bildung spielt im –
mer eine zentrale rolle. Unser
Kompetenzprofil im Einzelnen:
Grundlagen- und anwendungs –
forschung
zur ökonomischen Bildung in
schule und gesellschaft
zur implementierung internet-
basierter Qualifizierungspro-
gramme und unterstützungs-
strukturen für den Berufsall-
tag
entwicklung und Umsetzung
berufsbezogener fort- und
weiterbildungskonzepte
attraktiver materialien für
den unterricht
neuer lernkulturen Beratung
bei der einrichtung von w irt-
schaftsunterricht oder ökono-
mischer Profile
bei der durchführung interna-
tionaler p rojekte
in bildungspolitischen Belangen
u. a.
in public private partnership-p ro-
jekten verwirklichen wir mit stif-
tungen, unternehmen, verbänden,
landesministerien, landesinstitu-
ten für lehrerfort- und –weiter –
bildung, in- und ausländischen
hochschulen zahlreiche Bildungs –
projekte. wir bringen die einzel –
nen partner zusammen und führen
anspruchsvolle und zielgruppen –
gerechte projekte mit hoher wir-
kung durch.

Institut für Ökonomische Bildung GmbH
an-Institut der carl von Ossietzky Universität Oldenburg
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