Bolog Roxana (3) [615576]

UNIVERSITÄT „ALEXANDRU IOAN CUZA”, IAȘI

FAKULTÄT FÜR FREMDSPRACHEN

Der Unterg ang eines „goldenen Zeitalters“ und die Erfahrung des Exils in
Stefan
Zweigs Die Welt von Gestern

Wissenschaftliche Betreuerin,

Lect. u niv. dr. Francisca SOLOMON

Absolvent: [anonimizat] ,

Silvia Roxana BOLOG

Fächerkombination,

Sprache und Literatur: Englisch -Deutsch

Iași
– 2020 –

UNIVERSITÄT „ALEXANDRU IOAN CUZA”, IAȘI

FAKULTÄT FÜR FREMDSPRACHEN

Der Untergang eines „goldenen Zeitalters“ und die Erfahrung des Exils in
Stefan
Zweigs Die Welt von Gestern

Wissenschaftliche Betreuerin, Absolvent: [anonimizat] ,

Lect. u niv. dr. Francisca SOLOMON Silvia Roxana BOLOG

Iași
– 2020 –

Inhaltsverzeichnis

Einleitung ………………………….. ………………………….. ………………………….. ………………… 4
Kapitel I: Zur Geschichte des Exils und der Exilliteratur ………………………….. …. 10
1.1. Exilliteratur – eine konzeptuelle Annäherung ………………………….. ………………………….. ……………… 10
1.2. Literarisches Schaffen im Exil – berühmte Persönlichkeiten ………………………….. ……………………… 13
1.3. Exilliteratur im Kontext des Nationalsozialismus ………………………….. ………………………….. ………… 21
Kapitel II: Die Welt von Gestern ………………………….. ………………………….. …………. 26
2.1. Zum Leben und Werk von Stefan Zweig ………………………….. ………………………….. …………………………. 26
2.2. Zur Erscheinung des Romans/ Kurze Zusammenfassung ………………………….. ………………………….. ….. 30
2.3. Die psychologischen Auswirkungen des Exils auf die Kreativität des Künstlers ………………………….. .. 33
2.4. Die Rolle von Politik und Kunst in der Gesellschaft ………………………….. ………………………….. ………….. 35
2.5. Das Leben vor dem Ersten Weltkrieg ………………………….. ………………………….. ………………………….. … 37
2.6. Das Leben vor dem Zweiten Weltkrieg ………………………….. ………………………….. ………………………….. 40
2.7. Die Jugend früher versus die Jugend heute ………………………….. ………………………….. ……………………. 46
2.8. „Die Welt von Gestern” als Autobiografie ………………………….. ………………………….. ………………………. 58
Fazit ………………………….. ………………………….. ………………………….. ………………………. 67
Literaturverzeichnis ………………………….. ………………………….. ………………………….. .. 69

4
Einleitung

Die vorliegende Bachelorarbeit stellt die Synthese einiger in der Sekundärliteratur
vorhandener Forschungen unter Berücksichtigung der Themen und Motiven vor, die in der
Autobiografie des österreichischen Autors Stefan Zweig, „Die Welt von Gestern“, zu finden sind.
Die Problematik des kosmopolitischen Bürgers, verstanden als Symbol des europäischen Bürgers
und des überzeugten Pazifisten, betrachte te ich als ein aktuelles Thema, das sich aus den
persönlichen und unmittelbaren Erfahrungen eines Zeitgenossen der beiden Weltkriege speist.
Zweigs Autobiografie folgt dem Leben einer Person, die ein tiefes europäisches Bewusstsein
offenbart.
Die Arbeit ist in zwei große Kapitel gegliedert. Das erste Kapitel stellt eine theoretische
Herangehensweise an das Konzept der „Exilliteratur“ dar, und das zweite Kapitel bezieht sich a uf
eine Analyse der Autobiograf ie „Die Welt von Gestern“. Das erste Kapitel behandelt in seinen
Unterkapiteln das Thema der Exilliteratur, den Ursprung des Begriffs "Exil", verschiedene
Perspektiven von Linguisten und Forschern, die sich auf diesen Begriff beziehen. In Anbetracht
dieser unterschiedlichen Auffassungen der Spezialisten wurde festgestellt, dass das Exil sowohl
negativ als auch positiv beladen sein kann. Die Gründe, die die Menschen zur Auswanderung
treiben, werden in diesem Rahmen diskutiert. Zu diesen Überlegungen zählen natürliche
Phänomene, aber auch das politische Umfeld, das für die Entwicklung des Einzelnen von
besonderer Bedeutung ist und einen wesentlichen Faktor für diesen Auswanderungsprozess
darstellt.
Im ersten Unterkapitel haben wir die Auswirkungen des Exils auf den Einzelnen und auf
seine psychische Gesundheit er örtert, der an ein einfaches Alltagsleben gewöhnt ist, und wie das
Auftreten dieses Phänomens ihn aus dem Gleichgewicht bringt. Außerdem werden die
Hauptkategorien der Exilliteratur vorgestellt, die wie folgt eingeteilt sind: die primäre Literatur des
Exils, die sekundäre Literatur des Exils und Literatur des Gegenexils.
Dazu werden im ersten Kapitel bestimmte Persönlichkeiten erwähnt, die beginnend mit der
Antike die Erfahrung der Verbannung machten, wie zum Beispiel: Ovid, Dante und Napoleon
Bonaparte, so wie einige Autoren der modernen Zeiten, wie die Schriftsteller Bertolt Brecht,
Thomas Mann, Robert Musil, die österreichische Schriftstellerin Anneliese Felsenstein und Robert
Neumann. Sie alle haben mit ihren bekannten Werken zur Entwicklung der Exilliter atur und
zugleich der deutschen Literatur beigetragen. Die wichtigsten im Exil verfassten Werke Ovids
waren „Tristia“ und „Epistulae ex Ponto“; Dantes philosophisch behandelte Arbeit im Exil heißt „Il

5
Convivio“. Thomas Mann ist berühmt für sein Werk „Budde nbrooks“, „Der Tod in Venedig“ und
Bertolt Brecht schrieb das Gedicht „Gedanken über die Dauer des Exils“. Die Schriftstellerin
Anneliese Felsenstein ging in ihrem Gedicht „Der Heimatlose“ auf das Thema „Exil“ ein, wie im
zweiten Unterkapitel erwähnt ist.
Das erste Kapitel endet mit einem kurzen Bericht über Hitlers diskriminatorischer
Maßnahmen, wodurch die Werke der im Exil lebenden Schriftsteller, die Opfer des
nationalsozialistischen Regimes waren, verboten wurden. In diesem Rahmen werden die Begriffe
„Lebensraum” und „Antisemitismus” kurz beschrieben.
Im Kapitel II werden wesentliche Aspekte über die gesellschaftliche Konstellation während
Stefan Zweigs Lebenszeit, so wie diese aus der Sicht des Autors in seiner Autobiografie geschildert
wurde, im Gegen satz zu den heutigen Realitäten, analysiert. Die Methoden, worauf sich diese
Arbeit stützt und welche zur Hervorhebung und Erleichterung des Verständnisses der untersuchten
Gegenstände dienen, sind das Zurückgreifen auf Zitate, die für jedes der behandelte n Themen eine
wichtige Rolle spielen, sowie die Analyse aufschlussreicher Fragmente aus der Primär – und
Sekundärliteratur, indem verschiedene theoretische – philosophische und literaturwissenschaftliche
– Perspektiven zum autobiografischen Werk Stefan „Die Welt von Gestern“ angeführt und
besprochen werden.
Der Anfang des zweiten Kapitels besteht aus biografischen Informationen über Stefan
Zweig. Erwähnt werden seine emblematischsten Werke, wobei er als der am meisten geschätzte
österreichische Autor gilt, w ie im ersten Unterkapitel beschrieben ist. Dabei wird auf seine
Erfahrungen im Exil kurz eingegangen, indem die Bedeutung aller seiner Exilstationen für die
Entwicklung Stefan Zweigs Anschauung hervorgehoben wird.
Im Unterkapitel II wird Zweigs Buch „Die W elt von Gestern“ kurz vorgestellt, in dem drei
Perioden erwähnt wurden, nämlich: die Zeit vor dem Ersten Weltkrieg, die Zwischenkriegszeit, die
als eine stille und produktive geistige Periode beschrieben wird, und die Periode, in der Hitler an
die Macht ka m. In diesem Zusammenhang setzt sich der Autor mit den zeitgenössischen politischen
Umständen auf kritische und reflexive Weise auseinander.
Weiterhin habe ich mich auf ein Unterkapitel konzentriert, das sich auf die psychologischen
Folgen der Exilerfahrun g bezieht. In diesem Rahmen wird darauf hingewiesen, dass die Kreativität
des Künstlers durch diese Erfahrungen kategorisch beeinflusst wird. Auf diese Weise findet der
Künstler, der gezwungen ist, sich an die neue Heimat und an die neuen Realitäten anzupa ssen, die
Hauptlösung in der künstlerischen Tätigkeit. Die Veräußerlichung und die Verschriftlichung seiner
eigenen Ideen und Gedanken stellen die Art und Weise dar, wie sich der Künstler von dem Gefühl
der Angst und der Unruhe, sowie vom Gefühl der Gefang enschaft befreit. Das ist sowohl körperlich

6
als auch geistig. In Anlehnung an die Theorien zahlreicher Forscher kann man den Schluss ziehen,
dass das Exil gleichfalls einen produktiven Weg für die menschliche Psyche illustriert.
Kunst und Politik waren ein weiteres beliebtes Thema in Stefan Zweigs Werk, daher werden
sie auch im Rahmen der vorliegenden Arbeit zum zentralen Interpretationsgegenstand. Wie mir auf
den ersten Seiten des Buches aufgefallen ist, war „In kaum einer Stadt Europas war nun der Drang
zum Kulturellen so leidenschaftlich wie in Wien.”1 Das Theater war ein prestigeträchtiger Ort für
die Bürger und alle kulturellen und künstlerischen Aktivitäten waren aus Sicht der Gesellschaft
wichtiger als der oberflächliche Bereich der Politik.
In den nächsten zwei Unterkapiteln werden die Aussichten der Bürger vor dem Ersten
Weltkrieg in Bezug auf die Zukunft und auf ihren Werdegang als V olk analysiert, im Gegensatz zu
den V orstellungen der Bürger vor dem Zweiten Weltkrieg. Dabei soll angemerkt werden , dass die
Wahrnehmung und das Verständnis der politischen Umstände sich allmählich gravierend verändert
haben. Die Gesellschaft vor dem Ersten Weltkrieg vertraute ihren Staatsoberhäupter vollkommen,
ohne Rücksicht auf die Möglichkeit eines Krieges. Es war eine ruhige und ausgeglichene
Gemeinschaft, die keine Schwierigkeiten hatten, im Vergleich zu derjenigen Gesellschaft vor dem
Zweiten Weltkrieg, die den täglichen Schwierigkeiten gewöhnt war und ständig von Angst geplagt
war, dass ein Krieg jederzeit ausb rechen kann. Alle Versprechungen und Enttäuschungen, die
Menschen im Laufe der Zeit von all jenen erhalten haben, die für den Wohlstand ihres Landes
verantwortlich waren, veranlasste das ganze V olk dazu, gegenüber den Machthabern skeptisch zu
sein.
V on bes onderer Bedeutung war das Unterkapitel „Die Jugend früher versus die Jugend
heute“, weil ich es für ein aktuelles Thema halte. In diesem Unterkapitel habe ich mir
vorgenommen, einen Vergleich zwischen der Generation junger Menschen aus der Vergangenheit
vor dem Ersten Weltkrieg und der Generation junger Menschen in den Jahren kurz vor dem Zweiten
Weltkrieg und während des Zweiten Weltkrieges anzustellen, eine Generation, die meiner Meinung
nach den heutzutagigen jungen Menschen ähnelt. Diese Parallelität wu rde unter Berücksichtigung
der Perspektive von Stefan Zweig und seiner auf diese Kategorie der Gesellschaft bezogenen
Meinungen vorgenommen.
Junge Menschen der früheren Zeiten haben nicht von der Unabhängigkeit profitiert, obwohl sie
dazu berechtigt waren, denn sie mussten bestimmten Regeln folgen, die vor allem für das weibliche
Geschlecht, sehr streng waren, und mussten zahlreiche soziale Normen berücksichtigen. Das
Bildungssystem stellte oft ein Hindernis für die Entwicklung der Jugendlichen und der jung en
Menschen dar, weil ihre Kreativität und der Wunsch eine moderne und zeitgemäße Bildung zu

1 Stefan Zweig (2010), Die Welt von Gestern: Erinnerungen eines E uropäers, S. Fischer Verlag , Frankfurt am Main,
S.26.

7
bekommen, von den Lehrern beschränkt wurden, die auch wiederum den von dem Führungssystem
gegebenen V orschriften unterworfen waren. Unter den Interessen und V orlie ben der jungen
Menschen jener Zeit soll an ihre Begeisterung für Kultur, Kunst,Theater, Literatur, Schach und
Kartenspielen erinnert werden. Im Gegensatz zu der zuvor genannten Generation, die sich am Sport
völlig uninteressiert war, zeigen die Vertreter d er neuen Epoche ein besonderes Interesse an diesen
Tätigkeiten, sie verteidigten ihre eigenen Rechte und kämpften gemeinsam gegen die gesamte
Regierung, die sie benachteiligte. Sie haben eine viel offenere Sicht auf den Verlauf des
menschlichen Lebens und wählen einen anderen Weg, um alle Schwierigkeiten zu lösen. Sodass die
Demut und die Schüchternheit der Mädchen, die in der Vergangenheit als adäquates Verhalten für
die Mädchen eingesehen war, für die Mädchen der heutigen Zeiten, die sich durch Leitichkei t und
Gleichberechtigung mit dem männlichen Geschlecht auszeichnen, nicht mehr geeignet sind.
Der letzte Teil der vorliegenden Bachelorarbeit enthält eine Analyse Stefan Zweigs Werk
„Die Welt von Gestern“, das in diesem Rahmen als Autobiografie verstanden und beleuchtet wird.
In diesem Sinne habe ich aus dem Buch jene Zitate gewählt, die auf transparente Weise die Gefühle
und Gedanken des Autors ausdrücken, indem sie die vom Autor im Exil verbrachten Momente und
die Ereignisse der beiden Weltkriege widerpie geln. Stefan Zweig gesteht in seinem Buch, dass es in
seinem Leben so viele Umstellungen gegeben hat, dass er sich fragt, in welchem Leben er jetzt
lebt.2
Zweig beklagt in diesem Buch den Verlust einer Welt, wobei er dies eher bescheiden tut,
wie er selbst am Anfang seines Werkes feststellt, indem er nie geglaubt hätte, ein so
bemerkenswerter Mann zu sein, um anderen die Geschichte seines Lebens zu erzählen.3
In diesem Unterkapitel habe ich verschiedene Standpunkte einiger Literaturkritiker zum
Thema „Die Welt von Gestern“ als Autobiografie analysiert. In Anlehnung an diese Befunde stellte
sich heraus, dass Stefan Zweig, obwohl er für dieses wunderbare Werk mit hist orischen Details
gelobt wurde, auf dem Gebiet der Literatur stark kritisiert wurde. Die Autobiografie von Stefan
Zweig lieferte jedoch Informationen in einem graduellen, maßgeblichen Stil, der die
Aufmerksamkeit vieler Leser auf sich zog und deren Vertrauen und Wahrhaftigkeit in Bezug auf
Ereignisse auf besondere Weise anregte.
Stefan Zweig b leibt für diese Epoche von besonderer Bedeutung, weil er ein literarisches
Erbe hintergelassen hat, das in der europäischen Literatur des 20. Jahrhunderts einen Ehrenplatz
einnimmt. Darüber hinaus ist es für die heutige Gesellschaft von Bedeutung, dass es das V orbild

2 Stefan Zweig (2010), Die Welt von Gestern: Erinnerungen eines E uropäers, S. Fischer Verlag , Frankfurt am Main,
S.10.
3 Ebenda, S.9.

8
eines Menschen ist, dessen persönliches Leben eng mit der Kultur der vorhergehenden Ära und den
brutalen Kräften verknüpft war, die die Errungenschaften der Menschheit zerstören wollten.4
Gemäß einigen aktuellen Forschungen, vergleicht man „Die Welt von Gestern“, wie es
Stefan Zweig in seiner Autobiografie vorstellt, mit der heutigen Situation der sogenannten „Welt
von heute“, so kann man sowohl den materiellen Fortschritt, als auch einen sozialen Fortschritt in
Europa beobachten, aber auch ein en Durchbruch in der westlichen Zivilisation. Das war es, was
Zweig schon immer anstrebte und verwirklichen wollte, nämlich die höhere Existenzstufe, die heute
zu finden ist. Zweig hat jedoch diese gesellschaftliche Entwicklung bereits vor hundert Jahren
vorausgesehen.5
Vielleicht sollten wir auf Stefan Zweigs „Die Welt von Gestern“ zurückblicken, um die „Die
Welt von morgen“ gesünder und besser aufzubauen.
Der von Zweig für seine Autobiografie „Die Welt von Gestern“ gewählte Untertitel
„Erinnerungen eines Europäers“ wurde kurz nach seinem Selbstmord veröffentlicht und stellt eine
Verbindung zu seinem gesamten Werk her, da Zweig die Idee einer „europäischen Einheit“
verteidigt hat.6
Stefan Zweigs Wahrnehmung von Wien, das er als kulturelles und intellektuell es Zentrum
ansieht, bringt uns zurück zu dem, was Kritiker in dieser Perspektive gewöhnlich verurteilen:7
„Wien war, man weiß es, eine genießerische Stadt, aber was bedeutet Kultur anderes, als
der groben Materie des Lebens ihr Feinstes, ihr Zartestes, ih r Subtilstes durch Kunst und Liebe zu
entschmeicheln?”8
Einige kritische Aufsätze über Zweig, die nach seinem Tod im Jahre 1942 veröffentlicht
wurden, betrachten seine Schriften, vor allem diejenigen mit autobiografischem Charakter, als
wesentliches Wahrze ichen seiner Existenz. Hannah Arendt interpretierte die wachsende
Verzweiflung Zweigs als Folge der Schande, aus dem „nostalgischen“ Paradies der europäischer
„Welt von gestern“ verbannt zu sein.9
Dazu bemerkte Hannah Arendt, dass Stefan Zweig viel mehr besorgt um das Privatleben
längst verstorbener Persönlichkeiten als um seine Mitmenschen sei, die dieselben Meinungen und

4 Mordecai Roshwald, Stefan Zweig: A Witness to the Collapse of Europe, https://isistatic.org/journal –
archive/ma/44_04/roshwald.pdf , 25.04.2019.
5 Ebenda .
6 http://euroacademia.eu/wordpress/wp -content/uploads/2018/ 09/David_Fontanals_ –
_Between_the_Universal_and_the_Particular_ -_Europe_and_the_Ethical_Commitment_of_Stefan_Zweig.pdf ,
26.04.2019.
7 http://www.mhra.org.uk/pdf/wph -11-5.pdf , 26.04.2019.
8 Stefan Zweig (2010), Die Welt von Gestern: Erinnerungen eines E uropäers, S. Fischer Verlag , Frankfurt am Main,
S.28.
9 http://www.mhra.org.uk/pdf/wph -11-5.pdf , 26.04.2019.

9
Werte teilen, und das Sammeln von Informationen über diese markanten Figuren dieser Genies das
befriedigendste, das einzige Engagement in seinem „unbeeindruckten“ Leben sei.10
Gemäß anderer Forschungen, betont der Schriftsteller Will Stein, dass, obwohl Zweig in
seiner Autobiografie über das goldene Zeit alter dieses Reiches spricht,weil er jung war, war er auch
glücklich, sich von der geschlossenen Welt der Wiener Intellektuellen zu trennen. Deshalb wollte er,
diese Umwelt für eine Weile zu verlassen und andere Teile Europas zu erkunden. So war er in
Deut schland und dann in Belgien, und dies war die Zeit, in der er als Schriftsteller wirklich
erfolgreich war. Will Stein sagte noch über Zweig und er bezieht sich auch auf sein Werk, dass
Stefan Zweig, obwohl er im 19. Jahrhundert lebte, denkte als ob er im 2 0. Jahrhundert sei und somit
zwischen diesen beiden Welten sich verteilte. Und auch wenn Zweig auf die „die Welt von gestern“
zurückblickte, war er kein Reaktionär. Tatsächlich schaute er die meiste Zeit in die Zukunft. Dieses
Essaybuch ist von Bedeutung f ür die Zukunft. Das Thema dieses Buches impliziert eher, was
Europa werden sollte, nicht was es wirklich war. Zweig schreibt und denkt also gleichzeitig über die
Zukunft Europas nach, obwohl er nicht sicher ist, ob er Teil dieser Zukunft sein wird oder nic ht.11

10 Ebenda .
11 https://kirkcenter.org/interviews/on -not-facing -the-death -of-a-civilization/ , 26.04.2019.

10
Kapitel I: Zur Geschichte des Exils und der Exilliteratur

1.1. Exilliteratur – eine konzeptuelle Annäherung

Das Exil wird im klassischen Sinne als das aufgezwungene Verlassen eines Landes definiert,
das von den Behörden befohlen wird. Dies ist eine strenge Anforderung, die den Menschen
verbietet, in ihre Heimat zurückzukehren. Die Menschen werden mit dem Gefängnis bedroht und
eingeschüchtert, sogar mit der Bestrafung, getötet werden zu können.12
Der lateinische Begriff „E xsilium“ soll im weiteren Sinne verstanden werden, d.h. jenseits
des Herkunftslandes zu leben. Dieses Wort bedeutet das Verlassen einer Komfortzone durch eine
unerwartete Veränderung.13
Der Linguist Paul Friedrich behauptet, dass der Begriff „Exil“ vom late inischen Wort
„exsilium“ stammt, das sich seinerseits vom griechischen „alashtai“ ableitet, was „sich verlieren“
bedeutet .14
Das Thema des Exils regte die Phantasie vieler Autoren in der Literaturgeschichte an,
entweder weil sie ihre Heimat aus politischen Gründen verlassen hatten, oder weil ihre
Enttäusc hung in der Gesellschaft zu groß war, indem sie gewählt haben, in einem anderen Land zu
leben.
Die Erfahrung des Exils und das Leben in einem anderen Land veranlasste die Produktion
vieler literarischer Schr iften, deren Autoren Meschen waren, die die Erfahrung des Exils gemacht
haben.
Das Exil kann sowohl positiv als auch negativ empfunden und konnotiert werden. Die
Konzentration auf das Problem des Exils, glauben viele Wissenschaftler, dass Exil in Betracht
gezogen werden sollte, basierend auf zwei Aspekte: die Verbannung, die in der Regel dem
politischen Exil entspricht und das Exil verstanden als freiwillige Trennung, indem man mit seinem
Leben in seiner Heimat unzufrieden sein kann und sich deswegen entsch eidet, sie zu verlassen.15
Obwohl das Exil von Anfang an als Zwangsmigration, eine Verurteilung wegen einer
gesetzeswidrigen Handlung, angesehen wurde, wurde das Exil im 20. Jahrhundert häufig genutzt,
um unerwünschte, störende und reaktionäre politische Üb erzeugungen zu verdrängen.

12 Briscan Zara (2016), Literatura din exil, Editura Universitatii „Alexandru Ioan Cuza” Iasi, S.24.
13 Ebenda, S.25.
14 Paul Friedrich zitiert nach Briscan Zara, ebenda .
15 International Journal of Humanities and Management Sciences (IJHMS) Volume 1, Issue 1 (2013) ISSN 2320 –4044,
The Poetics of Exile: Traveling to the Land of Intellectual Adventures
http://www.isaet.org/images/extraimages/IJHMS%200101201.pdf , 4.02.2019.

11
Der englische Geograf Ernest Ravenstein analysierte die Daten einer V olkszählung in
England und legte so die „Migrationsgesetze“ fest. Er behauptet, dass diese Reise, die räumlich
bestimmt wird, durch ein „Push -Pull“ genanntes Ha ndeln verwaltet wird. In diesem Prozess gibt es
„negative Push -Faktoren“ und „positive Pull -Faktoren“. Somit konnte es festgestellt werden, dass
einige negative Faktoren, die in einem bestimmten Gebiet vorhanden sind, „treiben“ die Menschen
in verschiedene Gebiete, andere als die einheimischen und zugleich „ziehen“ die positiven
Faktoren, die über die Grenzen hinweg herrschen, die Menschen.16
In diesem Fall kann angemerkt werden, dass das Anziehungs – und Abstoßungsphänomen
wie das eines Magneten zutrifft.
Es gibt eine Reihe von Kriterien und Gründen, warum Menschen migrieren und
auswandern. Die häufigsten Gründe sind die natürlichen Katastrophen, wie Hungersnot,
Überschwemmungen usw. Ein wichtiges Element, das zur Bevölkerungsmigration beiträgt, ist die
Polit ik. Politische Manifestationen haben immer existiert und werden auch weiterhin existieren. Sie
werden als natürliche Phänomene wie Verfolgung, Kriege und Veränderung des politischen
Regimes angesehen.
Soziale und politische Krisen bestimmen, ob der Einzeln e in ein Land einwandert, in dem er
sich geschützt fühlt. Er ist gezwungen, seine Heimat zu verlassen, obwohl es seine Komfort -Zone
ist. Dies ist eine Exilsituation.
Bertolt Brecht hielt die Unterscheidung zwischen den Begriffen „Auswanderer“ und
„Emigrant“ für wichtig und schrieb ein Gedicht darüber:

Immer fand ich den Namen falsch, den man uns gab:
Emigranten.
Das heißt doch Auswandrer. Aber wir
Wanderten doch nicht aus, nach freiem Entschluss
Wählend ein andres Land. Wanderten wir doch auch nicht
Ein in ein Land, dort zu bleiben, womöglich für immer
Sondern wir flohen. Vertriebene sind wir, Verbannte.
Und kein Heim, ein Exil soll das Land sein, das uns da
aufnahm
Unruhig sitzen wir so, möglichst nahe den Grenzen
Warte nd des Tags der Rückkehr […].17

16 Briscan Zara (2016), Literatura din exil, Editura Universitatii „Alexandru Ioan Cuza” Iasi, S.30.
17 Austria's Jewish exiles and their narratives of trauma, Adi Wimmer, Department of English and American Studies, A –
9020 Klagenfurt, AUSTRIA, http://wwwg.uni –
klu.ac.at/iaa/papers/adiwimmer/Austria's%20Jewish%20exiles%20and%20their%20narratives%20of%20trauma.pdf ,
9.02.2019.

12
Michael Seidel erklärte in seinem Buch „Exile and the Narrative Imagination“, dass „in Exil
jemand ist, der an einem Ort lebt und sich an die Realität eines anderen erinnert oder diese
projiziert“ .18
Exil bedeutet für Seidel, dass die Person sich an einem anderen Ort als zu Hause aufhält.
Edward Said beschreibt das Exil in seinem Aufsatz „Reflections on Exile“ als „Der
erzwungene, gewaltfreie Riss … zwischen sich und seinem wahren Zuhause“ (2001: 173).19
In diesem Sinne betrachtete Said das Exil a ls eine Situation des Schmerzes und des
Verlustes. Er gibt auch an, dass das 20. Jahrhundert ein Jahrhundert der Migration war.
Der Mensch fühlt sich unwillkürlich so stark an den Ort gebunden, an dem er Tag für Tag
lebt, dass er dort verwurzelt ist und erkennt daher nicht die Auswirkung der Migration / des Exils,
der geografischen Veränderung für eine lange Zeit auf seine Psyche. Das Verbannte fühlt sich
gezwungen, sich an die neuen Bedingungen anzupassen, und zwingt auf diese Weise seine Grenzen
zum Übe rleben oder Verschwinden. Der Verbannte wird immer Nostalgie für sein Land fühlen und
sein Land als höher stehend betrachten als das andere.

Die natürliche Bindung an einen bestimmten Ort, ausgedrückt von Edward Said, manifestiert sich
in der Situation de rjenigen, die von ihrem Land entfremdet wurden und noch eine moralische
Loyalität gegenüber den alten Werten haben, die die Kindheit und ihren Werdegang als
Erwachsenen tief beeinflussten. Der einheimische Raum wird zu einem Land der Verheißungen,
das nich t mehr bewohnt werden kann, zu einem weit entfernt en Ort, zu einem heiligen Raum.20

Es gibt auch einen positiven Punkt im Exil, denn nur auf diese Weise kann der Verbannte
Wissen, Entwicklung und Aneignung von Dingen erreichen, weil „das Exil dich über Na cht dorthin
bringt, wo es normalerweise ein Leben lang dauern würde zu erreichen.“21
Exilliteratur wird in verschiedene Formen eingeteilt. Insgesamt umfasst die Literatur des
Exils Werke, die hauptsächlich der Hingabe des Einzelnen an sein Heimatland sowie den von seiner
Kultur festgelegten Grundsätzen gewidmet sind. Auf diese Weise wird die Originalsprache, d.h. die
Muttersprache, bevorzugt. Diese Art von Literatur kann auch als „Literatur des Primären Exils“
bezeichnet werden. Innerhalb dieser Literaturen gibt es einen nostalgischen Fortschritt der
menschlichen und physischen Schönheit von allem, was die physische und die Vergangenheit

18 Michael Seidel zitiert nach Assmaa Mohamed Naguib. In: Representations of „Home” from the Setting of „Exile ”,
Submitted by Assmaa Mohamed Naguib to the University of Exeter as a thesis for the degree of Doctor of Philosophy
in Arab and Islamic Studies, https://ore.exeter.ac.uk/repository/bitstream/handle/10036/3839/NaguibA.pdf?sequence=1 ,
12.02.2019.
19 Ebenda .
20 Briscan Zara (2016), Literatura din exil, Editura Universitatii „Alexandru Ioan Cuza” Iasi, S.46.
21 Ebenda .

13
bezeichnet. In diese Kategorie fallen autobiografische Schriften und Tagebücher, Memoiren und
V olkslieder wie Legenden und Balladen.22
Eine andere Art von Exilliteratur ist die, in der den Alltag des Landes dargestellt wird, der
der exilischen Erfahrung des Autors entspricht . Diese Literaturkategorie wird als „Sekundärliteratur
des Exils“ bezeichnet. Thematisch sind sie vielfältig, etwa auf der Suche nach dem Sinn des Lebens
im Exil oder auf der Suche nach Identität.23
Dazu gibt es eine weitere Kategorie, in der sich das Exil positiv auswirkt, nämlich die
„Literatur des Gegenexils“. Dabei wird die Ablösung von Heimat, Kult ur und Herkunftsklasse in
künstlerischen Leistungen als positiv empfunden.24
Das Exil enthält hauptsächlich autobiografische Elemente und wird oft mit Nostalgie in
Verbindung gebracht. Im Gegensatz dazu wird das „Gegenexil“ mit der fiktiven und kreativen We lt
in Verbindung gebracht.

1.2. Literarisches Schaffen im Exil – berühmte Persönlichkeiten

Ovid ist einer der bekanntesten Verbannten der Antike. Er war ein römischer Dichter, dessen
Texte für ihre Eleganz und Raffinesse bekannt sind.
Ovid wurde mit dem Namen Publius Ovidius Naso in Italien geboren, etwa 90 Kilometer
von Rom entfernt. Sein Vater war reich und er wollte, dass sein Sohn Anwalt wird. Ovid hat von der
hervorragenden Ausbildung seines Vaters profitiert.
Er studierte in Athen, Griechenland, besuchte den Nahen Osten und lebte etwa ein Jahr in
Sizilien. V on seinem Vater überzeugt, kehrte er nach Rom zurück, wo er für mehrere kleinere
Rechtsbeistände arbeitete.
Nach kurzer Zeit gab Ovid seine juristische Tätigkeit auf und hatte die Möglichkeit, sich in
die besten literarischen Kreise zu integrieren. Gerade als er in der Schule war, wurde er als Dichter
wahrgenommen und es gelang ihm allmählich, Bewunderer zu haben.
Ovids frühes Werk basierte hauptsächlich auf dem Thema Liebe. Die meisten seiner
Gedichte beziehen sich auf Ovids Liebe zu einer Frau, die als unwirklich gilt.
Ovid wurde nach Tomis verbannt, einer Stadt am Schwarzen Meer, im heutigen modernen
Rumänien. Die Gründe, warum Ovid ins Exil geschickt wurde, wurden zum Gegenstand vieler

22 Ebenda, S.103.
23 Ebenda, S.104.
24 Ebenda, S.104.

14
Anna hmen. Er selbst sagt, der Grund sei „eine Poesie und ein Fehler“.25 Die Poesie war genau seine
Liebe. Dieses Gedicht soll die akademische Liebesdichtung ironisiert haben, die gesellschaftlich
akzeptiert wurde und lebende Porträts der gegenwärtigen römischen Gesellschaft darstellt.
Das Werk hatte einen sofortigen Erfolg und weckte das Interesse der Gesellschaft daran,
doch dieser Ruhm, der Ovig genoss, wurde von Kaiser Augustus nicht als positiv empfunfen. Der
Kaiser entfernte das Werk zusammen mit anderen W erken von Ovid aus den öffentlichen
Bibliotheken in Rom. Die Reise in sein Exil nach Tomis dauerte etwa ein Jahr. Die verborgenen
Ursachen von Ovids Exil bleiben jedoch ungeklärt.
Das Meisterwerk von Ovid gilt als sein episches Gedicht „ Metamorphosen “. Es ist ein
langes Gedicht, das aus 15 Büchern besteht und speziell für das Thema der Formänderungen
gedacht ist. Die ersten zwölf Bücher basieren auf Geschichten und Sagen der griechischen
Mythologie und dreizehn bis fünfzehn Bücher auf römischen Legenden un d Geschichten.
Übergänge zwischen verschiedenen Erzählungen werden mit viel Geschick geregelt. Ovidiu hatte
die nötigen Fähigkeiten, um die alten Geschichten einer Mythologie zu extrahieren und ihnen
Charme zu verleihen.
Im Exil schrieb Ovid zwei Gedichts ammlungen mit dem Titel „Tristia“ und „Epistulae ex
Ponto“, die seine Traurigkeit und Verzweiflung darstellen. Die fünf Bücher von Tristia sind eine
Reihe von Gedichten, die die Verzweiflung des Dichters im Exil zum Ausdruck bringen und seine
Rückkehr nach Rom fordern, stammen aus den Jahren 9 -12 nach Christus. In „Tristia“ appelliert
Ovidius direkt an den Kaiser, aber er schlägt außerordentlich vor, dass der Kaiser mit seinem Exil
einen Fehler gemacht hat.26
Solange Übersetzungen nicht existierten, hatten Ovid und andere Schriftsteller, seit sie in ein
anderes Gebiet geschickt wurden, große Schwierigkeiten, sich auszudrücken, weil sie eine einzige
Sprache sprachen. Die Unangemessenheit der Umgebung, in der er lebte und die fremde Sprache
führten Ovid dazu, sich nutzlos zu fühlen, weil er das Schreiben gewidmet ist „ein Gedicht zu
verfassen und das niemanden lesen zu können / ist wie ein Tanz in der Dunkelheit“27, wie er selbst
sagt. Der Dichter ist besorgt, dass es möglich sein könnte, seine eigene Sprache, Latein, ganz zu
vergessen und schließlich seine Fähigkeit als Künstler verschwinden zu machen, wie dieses Gefühl
unter denen war, die wählten ihren Ursprungsort zu verlassen.

25 https://www.notablebiographies.com/Ni -Pe/Ovid.html , 16.02.2019.
26 https://alina_stefanescu.typepad.com/_patrick_and_alina_weddin/2011/10/ovids -exile -to-romania -a-historical –
inquiry.html , 18.02.2019.
27 Briscan Zara (2016), Literatura din exil, Editura Universitatii „Alexandru Ioan Cuza” Iasi, S.50.

15
Seine Geschichten, vor allem die „ Metamorphosen “ waren eine wichtige Quelle der
Inspiration für zahlreiche Künstler, insbesondere für Maler. Während der Renaissance war Ovid der
einflussreichste lateinische Dichter.28
Dante Alighieri, bekannt als Dante, war ein italienischer Dichter, der als größten
europäischen Schriftsteller des Mi ttelalters betrachtet wird. Er wurde 1265 in Florenz geboren. Er
studierte toskanische Poesie zu einer Zeit, als die sizilianische Schule in der Toskana bekannt
wurde. Seine Neugier inspirierten ihn, die lateinische Poesie der Antike zu entdecken.29
Dante wurde aus Florenz verbannt, nachdem er die gefallene Seite der Schlacht zwischen
weiβen Guelfs und schwarzen Guelfs erreicht hatte. Nach einem umfassenden Sieg der schwarzen
Guelfs wurde Dante zu zwei Jahren Exil verurteilt und zu einer Geldstrafe gezwunge n. Er zahlte die
Geldstrafe nicht, weil er glaubte, nicht schuldig zu sein, und vor allem, weil alle seine Waren in
Florenz von schwarzen Guelfs beschlagnahmt wurden. Dante wurde daher zu einer
ununterbrochenen Verbannung verurteilt, und wenn er nach Flore nz zurückgekehrt wäre, ohne die
Geldstrafe zu zahlen, wäre er auf dem Scheiterhaufen verbrannt worden.
Dante hat nie geschaffen, nach Florenz zurückzukehren, auch wenn sein Todesurteil zu
Hausarrest reduziert wurde, und der letzte Gesang der „ Göttlichen K omödie “ sich auf die Situation
des Exils bezog.30
In einem Aufsatz über mittelalterliches Exil hat Robert Edwards festgestellt, dass „das Exil
von Natur aus eine psychologische Erfahrung ist, die Reaktion von Geist und Seele auf Sitten,
Gebräuche und polit ische Handlungen“ widerspiegelt.31
Diese Sitten, Gebräuche und Handlungen sind politisch im etymologischen Sinne: Exil
definiert man in Bezug auf die Polis, die Gemeinschaft, aus der man sich entfremdet. Dantes
Definition als „ exul immeritus “ scheint unvollständig ohne das zusätzliche „florentinus“. In der
„Göttlichen Komödie“, die erste offensichtliche Bezugnahme auf die Erfahrung von Dante im Exil,
konzentriert sich auf der Rückkehr beziehungsweise auf die Fragen, wie man die
Herkunftsgemeinschaft na ch Hause zurückzukehren, und deshalb wiederkehrt es im ganzen
„Komödie“, auch zu Lied XXV des „Paradiso “.32
Die „Göttliche Komödie“ von Dante erfreut seit mehr als 650 Jahren über Erfolg bei ihren
Leseren und wurde als eine äußerst wichtige Arbeit betrach tet. In diesem Sinne hat Giovanni
Boccaccio eine Biographie von Dante in 1373 verfasst. V on 1400 wurden mindestens 12

28 https://www.notablebiographies.com/Ni -Pe/Ovid.html , 16.02.2019.
29 http://www.travelingintuscany.com/art/dante.htm , 17.02.2019.
30 A Very Florentine Problem – Ending Dante's Exile , https://www.italymagazine.com/featured -story/very -florentine –
problem -ending -dantes -exile , 18.02.2019.
31 https://www.reading.ac.uk/web/files/GCMS/RMS -2001 -03_C._Keen,_The_Language_of_Exile_in_Dante.pdf , S.80,
20.02.2019.
32 Ebenda .

16
Kommentare über die Bedeutung dieses Gedichts geschrieben. Diese Arbeit ist ein Hauptteil des
westlichen Kanons und T.S. Eliot, der von Da nte stark beeinflusst wurde, hat Dante in eine
Klassierung mit einem anderen Dichter der modernen Welt gebracht, Shakespeare, und sagte: „sie
teilen die moderne Welt zwischen sie beiden. Es gibt keinen dritten.“33
Dantes persönliche Interpretation dessen, was es bedeutet, verbannt werden zu sein, wurde
von andere Figuren in der Geschichte beeinflusst. Der Begriff „Peregrino“ aus dem lateinischen
„peregrinus“ wird auch von Dante häufig verwendet, um sich auf eine Person zu beziehen, deren
Existenz in gewisse m Sinne in der umweltlichen Gemeinschaft nicht integrieren kann.34
Die erste wichtige Arbeit von Dante nach seiner Vertreibung aus Florenz ist der
philosophischer Vertrag „Il Convivio“ und schließt seine Beschreibung als Pilger, die deutlich
macht, dass e r Erfahrung aufgrund früherer Aktivitäten modelliert hat und verwendet das Wort
„Pilger“ im rechtlichen Sinne.
In seiner Arbeit „Il Convivio“ interpretiert Dante nicht nur die rechtlichen und politischen
Themen, die der römischen Geschichte vorangehen, so ndern auch die intellektuellen Themen. Er
stellt klar, dass seine derzeitige Arbeit an der Ausarbeitung eines philosophischen Vertrags eine
ehrenvolle und rationale Antwort auf die Widrigkeiten des Exils ist.35
Wie die Philosophen der Antike Cicero bewunder t, versucht er die Ignoranzen die
normalerweise mit Exil zu überwinden sind und hebt den Satz, dass dei Strafe nicht mit sein
Verhalten übereinstimmt, aber das er leidet „Strafe, ungerechte Strafe, sag ich, Exil und Armut.“36
Wir können sagen, dass „jeder s owohl ein verbannter Ovid, und ein Dante ist, ein ständig
unglücklicher und inspirierter anpassungsfähiger Mensch, der zwischen den beiden inneren
Zuständen schwingt. Ovid konnte nicht seine Erinnerungen an die Pracht von Rom aufgeben und
kaum überleben, D ante fand Kraft und Inspiration vom Leiden in Exil in Ravenna, wo er die
Göttliche Komödie geschrieben hat.“37
Napoleon Bonaparte, eine außergewöhnliche Figur des 19. Jahrhunderts, wurde 1769 in der
korsischen Stadt Ajaccio geboren. Er wurde später als „Kai ser Napoleon I.“ bekannt und war ein
französischer militärischer und politischer Führer. Napoleon begann an einer Jungenschule in
Ajaccio zu studieren. Mit 10 Jahren durfte er dann die französischen Militärschulen für Aristokraten

33 A&E Television Networks (2014), Dante Biography , https://www.biography.com/people/dante -9265912 ,
21.02.2019.
34 Ebenda .
35 Ebenda .
36 Ebenda .
37 Briscan Zara (2016), Literatura din exil, Editura Universitatii „Alexandru Ioan Cuza” Iasi, S.69.

17
betreten. Er half einer n euen Ära der europäischen Politik und etablierte einen napoleonischen Code
für religiöse Toleranz, rationale Werte und ein gewisses Maß an Liberalismus.38
Die napoleonischen Kriege haben seit 1799 stattgefunden, aber von 1814 haben sich die
französische n Truppen vollständig abgezogen. Die Koalitionswaffen, zu denen Österreich, Spanien,
Russland und das Vereinigte Königreich gehörten, gingen nach Frankreich und befa nden sich im
März in Paris. Die katastrophale russische Invasion stürzte die Aktionen der fr anzösische Kaiser
und auf diese Weise bekam er aus dem Herrscher von Europa, im Exil, der sich in zwei Etappen
entwickelt hat. Sein erstes Exil war auf der Insel Elba. Napoleon musste abdanken, weil Paris im
Belagerungszustand war. Die Sieger schlossen den Vertrag von Fontainebleau ab, während der
ehemalige Kaiser auf eine Insel vor der Küste der Toskana geschickt wurde.39
In Elba revolutionierte der Kaiser in der kurzen Zeit, die er auf der Insel verbrachte, sowohl
die Gesellschaft als auch die Wirtschaft. Weniger als ein Jahr auf der Insel, entschied Napoleon,
dass es der richtige Zeitpunkt war, nach Frankreich zurückzukehren. Er ist von den britischen
Garnisonen unbemerkt geblieben und so nach Frankreich gegangen. Die französische Armee
bereitete einen ne uen Krieg vor und kämpfte gegen Napoleon, der in Waterloo besiegt wurde.
Nach dieser Niederlage schickte der Gegner von Napoleon ihn ins Exil auf St. Helena, die
Insel die sich weit bis zu den Küsten Westafrika befindet. Diesmal hatte der Kaiser kein Entr innen.
So starb der großer Militärführer später in der Einsamkeit.
Thomas Mann, eine wichtige Figur in der deutschen Literatur, war ein deutscher Romancier
und Essayist, deren frühen Romane „Buddenbrooks“, „Der Tod in Venedig“ und „Der Zauberberg“
ihm den Nobelpreis im Jahr 1929 brachten. Er widersetzte sich den Nazisten und verließ
Deutschland 1933, ließ sich in der Schweiz nieder und zog dann in wenigen Jahren in die USA.
Seine Beziehung zu Stefan Zweig war lang, fest und ungleichmäßig. Zweig hat ihn
vergöttert und Mann antwortete höflich und distanziert. Partnern in verschiedenen Unternehmen,
um Persönlichkeiten wie Sigmund Freud zu würdigen, waren sie auch Mitglieder des Amsterdamer
Bücherforums, das die von den Nationalsozialisten verbotenen Werke deu tschsprachiger Autoren
veröffentlichte.
Bertolt Brecht war ein deutscher Dichter und Theaterreformer, ein Zeitgenosse von Stefan
Zweig im Exil. Im Jahr 1933 wanderte er nach Skandinavien aus, nach Dänemark und dann ließ er
sich in den Vereinigten Staaten (1941 -1947) nieder, wo er einen Job in der Filmbranche in
Hollywood gemacht hat. Während des Nationalsozialismus wurden in Deutschland seine Bücher
verbrannt und der Bürger zurückgezogen.

38 https://www.notablebiographies.com/Mo -Ni/Napoleon -Bonaparte.html , 23.02.2019.
39 https://www.historyanswers.co.uk/history -of-war/lieutenant -frank -alexander -de-pass-hero-of-history/ , 1.03.2019.

18
Er schrieb eine Reihe von Gedichten, darunter Gelegenheitsgedichte, Gedichte, die Musik
und Aufführungen gewidmet wurden, Lieder und Gedichte für seine Lieder, Gedichte als
persönliche Anekdoten, geflügelte Wörter und politische Gedichte.
Bertolt Brecht schrieb 1937 im dänischen Svendborg das Gedicht „Gedanken über die D auer
des Exils“. Wir können sagen, dass Brecht diesen Ort des Exils nicht zufällig gewählt hat. Er wollte
in der Nähe von Deutschland sein, um sofort zurück zu kommen, wenn sich die politische Sphäre
änderte. Jedoch wollte er, dass dieses Zurückkehren nich t schnell passiert. Aus diesem Grund
musste Bertolt Brecht immer mehr über das Thema nachdenken, wenn solche Hoffnungen eine
reale Grundlage hatten.
In diesem Gedicht, hat der Erzähler des Gedichts eine Art Gespräch mit sich selbst über den
Widerspruch zw ischen dem Wunsch, den Exil -Status loszuwerden und die Notwendigkeit, zu
beginnen, sich bequemer am Ort des Exils zu fühlen. Er adressiert auch das Thema des Exils in
vielen Gedichten.40
Die Tschechoslowakei, eines der Länder, in denen viele österreichis che Schriftsteller ins
Exil gingen, schien ein aussichtsreiches Exil zu sein, weil es eines der sichersten und stabilsten war.
Aus einer anderen Perspektive, als Nachbarland Österreichs, war die Auswanderung in diesem Land
akzeptabel, da sich viele Mensche n über enge Beziehungen zu Österreich unterhielten.
Zu den in die Tschechoslowakei ausgewanderten Autoren gehört der Dramatiker Max
Zweig, ein Altösterreicher, der 1934 aus seiner tschechischen Heimat ausgewandert ist. 1938 schuf
er ein erfolgreiches Dram a mit dem Titel „Die Marranen“, das zu den beliebtesten
tschechoslowakischen Dramen zählt. Nachdem er nach Palästina ausgewandert ist, schrieb er die
Dramen „Der Abgrund“, „David“, „Franziskus“, „Die Verdammten“, „Pia Cameron“, „Die
Entscheidung des Lorenz o Moreno“ und andere.41
Das Drama „Die Marranen“, geschrieben von Zweig, wurde am Nationaltheater in Israel
erfolgreich inszeniert und erhielt auch zwei Auszeichnungen, eine aus einem internationalen
Wettbewerb namens „Bregenzer Festspiele“ und der andere ein Literaturpreis.42
Ein weiteres repräsentatives Stück seiner Arbeit ist das Stück „Ghetto Warschau“, das als
eine der auffälligsten Illustrationen in der Literatur über die Verfolgung der Juden gilt.
Nach der Tschechoslowakei galt die Schweiz als eine weitere Heimat, die buchstäblich die
österreichischen Verbannten empfing. Aufgrund der Nachbarschaft und der Tatsache, dass die
Schweizer die gleiche Sprache wie die Österreicher, die deutsche Sprache, sprechen, gab es eine

40 https:// kuenste -im-exil.de/KIE/Content/EN/Objects/brecht -gedanken -ueber -die-dauer -en.html?single=1 , 1.03.2019.
41 Joseph P. Strelka (1999), Des Odysseus Nachfahren: Österreichische Exilliteratur seit 1938, FranckeVerlag,
Tübingen, S.107.
42 Ebenda .

19
Rivalität zwischen den Schweizer Schriftstellern und den im Exil lebenden Schriftstellern in
Österreich. In diesem Sinne wurde ein recht strenges Berufsverbot aller deutschen und
ausländischen Autoren verhängt.
Anneliese Felsenstein, eine weitere österreichische Schriftstellerin, veröff entlichte 1942 das
Buch „Gedichte“ und schrieb nach einer Weile ein Drama mit dem Titel „Daniel in der
Löwengrube“ über die Ereignisse im Exil. „Der Heimatlose“ war eines der Gedichte die eine
bestimmende Zeit der Welt im Exil, der Verfolgung und der Fluch t darstellte. In diesem Gedicht
hieß es:

Tief in sich hinein steigt der Verstoßene,
reißt die Fugen der Steele auf
und trägt die Steine der Qualen und Sehnsucht
in sie hinein.
Dort formt era us Leiden und Hoffen
die Welt seiner Zukunft
und stützt sie mit Pfeilern des Wissens
und schmückt sie mit Freiheit und Würde.
Er birgt sie bei sich wie ein schwangeres Weib
und wird sie gebären!
Wo die Trümmer des Hasses einst standen,
wird er sie bauen …
und die Erde wird beben vor seiner Liebe.43

Robert Musil, der philosophische Schriftsteller, der als bedeutendster Autor des
österreichischen Exils in der Schweiz gilt, glaubt in seinem ersten Exiljahr, dass es nur Gutes gibt,
aber nach einer Weile nimmt er auch die negativen Aspekte seines Status wahr.
Während des Exils bemühte sich Musil, zahlreiche literarische Werke zu vermitteln. Er
schrieb für ein Buch mit dem Titel „Laientheologie“, von dem einige Texte in Zeitschriften
aufgenommen wurden, und er arbeitete auch an einer Sammlung von Aphorismen. Er verfasste
mehrere Texte in einer Broschüre zum Thema Politik und Poesie, die schließlich in einem Brief an
Viktor Zuckerkandl festgehalten wurden. Er beabsichtigte tatsächlich, diese Broschüre zu einer
Autobiografie zu machen, die genannt werden sollte „Eine Art Stand ortbestimmung im sechzigsten
Altersjahr.”44
„Dem Sinn nach durchaus parallel notiert Musil im Schweizer Exil unter dem Stichwort
„Laientheologie” das von Schopenhauer aufgegriffene Sadi -Zitat: ‘Geh an der Welt vorüber’, sie ist
nichts.” 45

43 Joseph P. Strelka (1999), Des Odysseus Nachfahren: Österreichische Exilliteratur seit 1938, Francke Verlag,
Tübingen, S.10.
44 Ebenda, S.16 .
45 Ebenda, S.17.

20
Obwohl keines de r oben genannten Werke auf Grund eines Schlaganfalls von Musil
entstanden ist, zeugen seine Exilwerke von seiner Pracht auf dem Gebiet der Poetik.
Vielen österreichischen Erzählern ist es gelungen, ihre Werke in der Sprache ihres
Exillandes zu verfassen, zum Beispiel in Englisch. Darunter waren Gabriel Beer -Hoffman, George
Clare, Wili Frischauer, Thomas Wiseman und Robert Neumann.
Robert Neumann war ein österreichischer Schriftsteller, der zur Veränderung der deutschen
Sprache beitrug. Er hat zahlreiche R omane und autobiografische Texte, Theaterstücke und
verschiedene Szenarien geschrieben.
Seine Werke wurden beim Bücherverbrennungim Jahre 1933 vernichtet, wonach er vom
Dritten Reich verboten wurde. Mit der Errichtung der österreichisch -faschistischen Dik tatur verließ
Neumann 1934 Wien und zog nach Großbritannien, dem Land, in das er verbannt wurde. Nach drei
Jahren verbrachte er mehrere Monate in Österreich, wo seine Schriften aus den Bibliotheken
entfernt wurden.46
Neumann kam 1933 nach England und war e iner der ersten, die in dieses Land verbannt
wurden. Im Alter von 36 Jahren, als er ankam, hatte er wenige Kenntnisse der englischen Sprache,
aber er entwickelte Verbindungen mit wesentlichen Publikationen und in den folgenden Jahren sind
mehrere Schriften in England und erschienen. Einer seiner Romane erschien in englischer Sprache
im Jahr 1939, bevor die erste deutsche Ausgabe in einer limitierten Auflage von Oxford
veröffentlicht wurde. Nur im Jahr 1942 kam sein erster „englisches“ Roman „Szene in Passin g“
geschrieben und er sagte dazu, „in einer Sprache, welche Nicht -Engländer für Englisch halten.“47
Neumann bemühte sich, das erste Buch in englischer Sprache zu verfassen, dass „die
Nichtengländer für Englisch halten, Engländer für >irgendwoher, von der äußeren Hebriden
vielleicht oder amerikanisch<, Amerikaner ebenfalls für amerikanisch,  aber nicht dorther, wo ich
zu Hause bin  Amerika ist ein großes Land.”48
Nach dem ersten Versuch, fuhr er fort, weiter zu schreiben, sodass der zweite Versuch ein
großer Erfolg hatte, die Veröffentlichung trägt den Namen „Die Untersuchung“ und wurde in einer
großen Anzahl von der Leserschaft erworben. Diese waren die Leser von Kriminalromanen von
Hutchinson, aber das Buch wurde nicht von ihnen verstanden, für die es geschrieben wurde, sie

46 https://upclosed.com/people/robert -neumann/ , 2.03.2019.
47https://books.google.ro/books?id=uXdyujq4jTEC&pg=PA313&lpg=PA313&dq=robert+neumann+austrian+writer&s
ource=bl&ots=fcnXbjkn98&sig=ACfU3U1kG2eFQCqTzLd3nxA Y-
vr0N14Arg&hl=en&sa=X&ved=2ahUKEwiflobfht3gAhWPsKQKHXU2BI8Q6AEwBnoECAwQAQ#v=onepage&q=r
obert%20neumann%20austrian%20writer&f=false , 2.03.2019, S.313 -314.
48 Joseph P. Strelka (1999), Des Odysseus Nachfahren: Österreichische Exilliteratur seit 1938, Fran cke Verlag,
Tübingen, S.70.

21
konnten sich nicht vorstellen, was er klar durch diese Schrift gemeint hat. Der 1944 im Exil
erschienene politische Roman gilt als Neumanns b eliebtestes Buch.49
Im Gegensatz zu diesem Buch, das nächste Buch Neumanns, „Children of Vienna“ ist als
seine erfolglose Schöpfung betrachtet. Das autobiografische Buch von Neumann „Mein altes Haus
in Kent“ (1957) bezieht sich im Vergleich zu seinen beide n anderen autobiografischen Büchern
„Ein leichtes Leben“ (1963) und „Vielleicht das Heitere“ (1968) auf seine Zeit in Exil.50
Neumann kehrte nur als Gast nach Österreich zurück, erhielt jedoch die britische
Staatsbürgerschaft in Locarno, wo er sein letztes Exil schuf.

1.3. Exilliteratur im Kontext des Nationalsozialismus

Die Begriffe „national“ und „sozial“ wurden in Deutschland vor dem Ersten Weltkrieg
populär. Der Nationalsozialismus war eine deutsche politische Bewegung unter der Führung von
Adolf Hitler.51
Die nationalistische Sozialideologie war eine Weiterentwicklung der bisherigen politischen
Doktrinen, die später den Faschismus hervorbrachten. Dies war eine politische Bewegung, die in
Italien einige Zeit vor der deutschen Machtübernahme durch d ie Nationalsozialisten verbreitet
wurde. Viele Menschen sind als Folge des deutschen Nationalismus gestorben.
„Immer war es ja die Technik des Nationalsozialismus, seine durchaus eindeutig egoistichen
Machtinstinkte ideologisch und pseudomoralisch zu unter kellern.“52
Die Nazis brachten auch den Begriff des Rassenantisemitismus und die Konzepte des
Sozialdarwinismus und des Lebensraums mit. Der Antisemitismus hat in ganz Europa eine lange
Tradition und bezieht sich auf die Tatsache, dass Juden ihrer eigenen Rasse unterlegen waren und
der Sozialdarwinismus durch die Tatsache repräsentiert wird, dass bestimmte Individuen oder
Gruppen aufgrund ihrer genetischen Vorteile vorherrschen.53
Der Begriff „Lebensraum“ ist der Glaube, dass die Deutschen mehr Platz zum Leb en
brauchen, ein größeres Land, insbesondere in Osteuropa .54

49 Ebenda, S.71.
50 Ebenda, S.72.
51 Shoah Resource Center, The International School for Holocaust Studies , National Socialism ,
https://www.yadvashem.org/odot_pdf/Microsoft%20Word%20 -%205941.pdf , 3.03.2019.
52 Stefan Zweig (2010), Die Welt von Gestern: Erinnerungen eines E uropäers, S. Fischer Verlag , Frankfurt am Main,
S.197.
53 https://www.yadvashem.org/odot_pdf/Microsoft%20Word%20 -%205941.pdf , 3.03.2019.
54 Ebenda .

22
Der Nationalsozialismus speiste sich aus imperialistischen Territorialideen. Bis zum Ersten
Weltkrieg gab es keine logische Vorstellung von einem deutschen Reich. Es gab zwei
widersprüchliche ideo logische Prinzipien für den Imperialismus: Weltpolitik und Lebensraum.

Die Weltpolitik bezog sich hauptsächlich auf eine moderne Form des Wirtschaftsimperialismus
und dominierte in Regierungs – und Geschäftskreisen. Lebensraum dominierte unter den
konserva tiven Gruppen, die den Antimodernismus befürworteten, das Agrarprojekt zum Schutz
der deutschen vorindustriellen Kultur durch Abwanderung in Kolonien im Ausland oder in
Osteuropa.55

Die nationalsozialistische Ideologie hat auch das abstrakte Paar „Blut und Boden“ ins Leben
gerufen. Diese Begriffe stellen eine territoriale und rassistische Anschauung dar, die eine wichtige
Rolle bei der Verwirklichung des Zweiten Weltkriegs gespielt hat.
Die nazionalsozialistische Partei wurde in den ersten drei Jahren ihrer Gründung zunächst in
Bayern unterstützt. Mitglieder dieser Partei nutzten emotionale und aggressive Anrufe, um mehr
Menschen anzulocken. 1923 versuchte Hitler die bayerische Regierung zu übernehmen, scheiterte
aber. Danach wurde die nazistische Partei geg en die Gerechtigkeit ausgesprochen und in dem
Moment wurde Hitler ins Gefängnis gesteckt. Hitler schrieb an diesem Ort einen Großteil des
Buches „Mein Kampf“, das bald zur nationalsozialistischen Bibel kam. In diesem Buch geht es um
Hitlers Hypothese über seine Lebensgeschichte, aber auch um seine öffentlichen Äußerungen zur
nationalsozialistischen Ideologie.56
Kurz nachdem Hitler aus dem Gefängnis entlassen worden war, erweckte er die
nazionalistische Partei zum Leben und schaffte es, in Nord – und Westdeutschland rasch zu
expandieren.
Aufgrund der sozialen und wirtschaftlichen Unsicherheit der deutschen Gemeinschaft nach
dem Ersten Weltkrieg wurden die Menschen vom Nationalsozialismus angezogen. Diese Leute
glaubten, Hitler sei die richtige Person, um mit den wirtschaftlichen und sozialen Schwierigkeiten
in ihrem Land loszuwerden, während andere von der antikommunistischen Ideologie angezogen
wurden.
Unter den Teilnehmern dieser Partei befanden sich Arbeitslose, aber auch ehemalige
Soldaten, darunter mittelgroße deutsche Untergebene. Hitler wurde von den Nachkommen des
Nationalsozialismus geschätzt.
Nach dem Tod von Präsidenten von Hindenburg übernahm Hitler die Funktion des
Präsidenten und erließ kurz darauf ein Gesetz, das ihn an die Macht Deutschla nds bringen sollte.

55 Smith zitiert nach Wiebke Keim (2014), Colonialism, National -Socialism and the Holocaust: On modern ways of
dealing with deviance, https://halshs.archives -ouvertes.fr/halshs -01091133/document , 5.03.2019, S.19.
56 https://www.yadva shem.org/odot_pdf/Microsoft%20Word%20 -%205941.pdf , 6.03.2019.

23
Die Nazis zerstörten den Einfluss der staatlichen Institutionen und setzten die eigenen
politischen Maßnahmen durch. Sie stellten auch diejenigen auf, die sich dem Regime widersetzten,
den Konzentrationslagern, um ihre Gegner zu deporti eren. Da die Nazis von Anfang an ihren
beabsichtigten Zweck erreicht haben, haben sie sich für vier Jahre der Stille zurückgezogen.
Während dieser ganzen Zeit konzentrierten sie sich auf den Abbau der Arbeitslosigkeit und leiteten
die Wiederbelebung der de utschen Armee ein.
Die Wirtschaft Deutschlands ist unter Hitlers Führung gewachsen, so wie es sich viele
erhofften. Außerdem hatte Hitler einen versteckten Plan: er wollte einen Großteil Europas für das
Deutsche Reich erobern, um „Das Dritte Reich“ zu ersc haffen.
Im Jahr 1938 marschierte die deutsche Armee mit der Aktion „Anschluss“ nach Österreich
ein und schloss sich dort an. Darüber hinaus zeigt der Nationalsozialismus schreckliche Gewalt
gegen die Juden in Deutschland und Österreich.57
Die Juden wurden besonders durch den Mechanismus des Nationalsozialismus gefoltert. Sie
mussten Österreich nach der Errichtung des Hitler -Regimes im Jahr 1938 verlassen, und bis 1945
konnten sie nicht mehr nach Hause zurückkehren. Die gewaltsamen Gewaltakte gegen das jüdis che
Volk begannen sich rasch und übertrieben zu vermehren. Die jüdische Bevölkerung wurde
misshandelt und der schädlichsten Arbeit ausgesetzt.
1938 wurden jüdische Häuser und Tempel niedergebrannt und jüdische Geschäfte zerstört.
Dieser Ausbruch von Adolf Hitlers öffentlicher Stimmung war hart, so dass alle jüdischen
Siedlungen mit Ausnahme des Tempels der Stadt Seitenstettengasse zerstört wurden. Die Juden
wurden geschlagen und misshandelt, unter ihnen waren Menschen, die getötet wurden, während
andere bes chlossen, ihre Augen von diesen Dingen fernzuhalten.58
Die Juden lebten mit dem Eindruck, dass sie als von Gott auserwähltes Volk getäuscht
wurden, sie werden Glück haben, und die Bibel bedeutete für sie Ordnung und Gesetz. Als sie auf
dem Scheiterhaufen ve rbrannt wurden, behielten die Juden die Bibel bei sich, weil das Biebel sie
Frieden brachte und den Schmerz der Flammen linderte. Im 20. Jahrhundert fühlte sich die jüdische
Gemeinde unterdrückt, in keiner Weise würdevoll, sie erfüllte nicht mehr die Gebot e ihrer
Schriften, die einst als heilig galten. Sie wollten sich so schnell wie möglich in die Gesellschaft
integrieren, um von der Verfolgung befreit zu werden und nicht in der Haltung eines ständigen
Flüchtlings zu sein. Niemand verstand, warum das jüdis che Volk diesem Regime unterworfen war,
warum es aus verschiedenen Ländern verbannt wurde.59

57 Ebenda .
58 https://www.wien.gv.at/english/culture/jewishvienna/history/nationalsocialism.html , 8.03.2019.
59 Stefan Zweig (2010), Die Welt von Gestern: Erinnerungen eines E uropäers, S. Fischer Verlag , Frankfurt am Main,
S.437.

24
Stefan Zweig erwähnt in seinem Buch „Die Welt von Gestern“ : „Selbst Freud, das klarste
Ingenium dieser Zeit, mit dem ich oft in jenen Tagen sprach, wußte keinen Weg , keinen Sinn in
diesem Widersinn.” 60
Somit kann es festgestellt werden, dass die jüdische Bevölkerung, die in Wien prosperierte,
von der sozialistischen Nationalität ausgeschlossen war.
Die Exilliteratur, die sich während dieser Zeit herauskristallisiert hat, ist eine Kategorie von
deutschen Büchern, die von denjenigen geschrieben und veröffentlicht wurden, die Anti -Nazis
waren, darunter viele Juden. In der Regel befanden sich Autoren und Verleger in mindestens zwei
Phasen des Exils. Zwischen 1933 und 1939 wurden viele europäische Städte wie Moskau, Prag,
Stockholm, Zürich, Amsterdam, Paris sowie die Städte Lateinamerikas und der Vereinigten Staaten
als Zentren der deutscher Exil -Schriftsteller, aufgrund Hitlers Machtergreifung.61
Die meisten europäischen St ädte wurden später von Nazi -Deutschland erobert, was zu einer
zweiten Phase der Auswanderung in die Vereinigten Staaten führte. Die Autoren und Verleger
haben mitgeholfen, die kulturellen Bedürfnisse der im Exil lebenden deutschen Kollektive zu
befriedigen , und ihre Bücher wurden auch als illegale Literatur in das nationalsozialistische
Deutschland geworden und nach Österreich gebracht. Viele deutsche Autoren die im Exil waren,
waren Juden, die wegen rassistischer Verfolgung aus Deutschland geflohen sind.62
Während des Nationalsozialismus stammten die Bücher der Schriftsteller nach dem alten
deutschen Brauch oder wurden verbrannt, als die patriotischen Gedichte ausgesprochen wurden. Es
war den Buchhandlungen verboten, die Bücher der Autoren in Vitrinen zu prä sentieren, aber das
Publikum trat nicht zurück.63
Die Schriften der Exilautoren sind charakteristisch für ihre vielfältigen Antworten auf ihre
Exilerfahrungen als Obdachlose während des nationalsozialistischen Regimes.
Stefan Lorants Werk „I was Hitler’s Prisoner “ erregte großes Aufsehen und galt als einer der
ersten Berichte über die nationalsozialistische Zeit. Ein halbes Jahrhundert nach der
Veröffentlichung des Originalbandes erschien das Buch auch in deutscher Übersetzung. 64
Das Buch bezieht sich auf Stefan Lorant, der als Redakteur in einen der deutschen
Zeitungen gearbeitet hat, als er plötzlich verhaftet und in Schutzhaft ohne jede Erklärung gesetzen
wurde. Lorant saβ 6 Monaten im Gefängnis und das Buch ist ein täglicher Bericht übe r seine

60 Ebenda, S.439.
61 https://www.lbi.org/collections/library/highlights -of-lbi-library -collection/german -exile -literature -collection/ ,
8.03.2019.
62 Ebenda .
63 Stefan Zweig (2010), Die Welt von Gestern: Erinnerungen eines E uropäers, S. Fischer Verlag , Frankfurt am Main,
S.376.
64 Joseph P. Strelka (1999), Des Odysseus Nachfahren: Österreichische Exilliteratur seit 1938, Francke Verlag,
Tübingen, S.96.

25
Erfahrungen. Er schrieb diese Zeilen auf jedes Blatt, das er finden konnte, sogar auf
Taschentücher.65
Während der Zeit des Nationalsozialismus wurden viele österreichische Autoren ermordert
oder hingerichtet, unter ihnen erwähnen wir folgende: Max Fleischer, Arnold Golz, Fritz
Grünbaum, Leo Grünstein, Peter Hammerschlag, Arthur Kraft, Walter Lindenbaum, Heinrich
Steinitz.
Einigen Schriftstellern gelang es jedoch den Konzentrationslagern zu entfliehen. Der alte
Österreicher Hans Günther Adler war ein deutscher Dichter, der den Lager überlebte.
Bemerkenswert waren seine beiden Werke „Theresienstadt“ und „Der vewaltete Mensch“. Sie
werden auf eine reichhaltige Weise präsentiert und als denkwürdig in Bezug auf die menschliche
Existenz während des totalit ären Systems angesehen.66
Das Buch „Theresien“ mit mehr als neunhundert Seiten, ist eine umfassende Analyse des
(Über -)lebens in den Lagern aus allen Blickwinkeln: soziologischen, historischen, wirtschaftlichen,
anthropologischen, psychologischen. Der ausge wanderte Romantikautor Hermann Broch erwähnte
in einem Empfehlungsschreiben an die amerikanischen Verlage, dass dieses Buch das
Standardwerk zu diesem Thema sein wird und dass „Adlers genaue Methode nicht nur alle
wesentlichen Details enthält, sondern auch das Ausmaß des Grauens zeigt in einer sehr lebendigen
Form.“67
„Theresienstadt“ bedeutete für Adler nur den Anfang, da er viele Artikel zum Thema
Holocaust verfasste, die aber von kaum anderem Autor übertroffen wurden.
Die Anti -Nazi -Literatur bestätigt de n deutschen Widerstand gegen die Nazis und bestreitet
das Konzept der deutschen Kollektivschuld, es war aber eine kleine Anzahl von Menschen. Wie der
deutsche Historiker Hans Mommsen sagte, war der deutsche Widerstand im Gegensatz zum
Widerstand in den von Deutschland eroberten Ländern „ein völkerloser Widerstand … der … von
einem kleinen Teil der Bevölkerung Unterstützung erfahren hat“.68

65 http://lifewordsmith.blogspot.com/2009/12/i -was-hitlers -prisoner -stefan -lorant.html , 9.03.2019.
66 Joseph P. Strelka (1999), Des Odysseus Nachfahren: Österreichische Exilliteratur seit 1938, Francke Verlag,
Tübingen, S.4.
67 https://www.newyorker.com/magazine/2011/01/31/the -long-view , 10.03.2019.
68 Jack Sherefkin (2013), Camouflaged Anti -Nazi Literature, https://www.nypl.org/blog/2013/02/14/camouflaged -anti-
nazi-literature , 11.03.2019.

26
Kapitel II: Die Welt von Gestern

2.1. Zum Leben und Werk von Stefan Zweig

Stefan Zweig wurde in Wien in einer reichen jüdischen Familie geboren. Seit der
Adoleszenz schickte Zweigs Gedichte, Literaturzeitschriften und Artikel bedeutenden Literaten.
Bereits in seiner Ju gend begann er auch Manuskripte verschiedener Schriftsteller und Künstler zu
sammeln. Dazu gehörten Manuskripte von Goethes und Beethovens Werken. Später enthielt diese
Sammlung einen Katalog von Mozarts Werken, die von seiner Hand geschrieben wurden .69
Zweig studierte Philosophie an der Universität Wien und im Jahr 1904 schloss er das
Studium mit einer Promotion ab. In diesen Studienjahren veröffentlichte Zweig sein erstes
Gedichtband, aber auch verschiedene Werke in der Zeitung „Neue Freie Presse”, einer der
wichtigsten Wiener Periodikaderen Herausgeber Theodor Herzl, die zentrale Figur der jü dischen
Nationalbewegung, war. Nachdem er sein Talent unter Beweis gestellt hatte, war Zweig vor der
Arbeit im Familienunternehmen geschützt .70
Im Laufe des nächsten Jahrzehntes ist Zweig ständig nach Wien, Berlin, Paris und Brüssel
gezogen. In dieser Zeit begann er Kurzgeschichten zu schreiben, die bald sehr populär wurden.
Als der Erste Weltkrieg ausbrach, war Zweig, zunächst ein patriotischer Österreicher, indem
er sich für den Krieg einsetzte. Zweig wurde angeworben und in die österreichischen Archive de s
Kriegsministeriums berufen. Nachdem Zweig den Sch recken des Krieges ausgesetzt wu rde, erfuhr
er eine bedeutende Veränderung und schrieb ein entzündetes Antikriegsdrama mit dem Titel
„Jeremia s”, das die Anerkennung seines Freundes, des berühmten Schriftst ellers Thomas Mann,
einbrachte. Zweig blieb sein ganzes Leben pazifistisch und unterstützte die Einigung Europas.71
Bekannt für seine Popularität und Geselligkeit, wurde Zweig von brillanten Freunden wie
James Joyce, Sigmund Freud, Joseph Roth und Theodor Herzl umgegeben; er verbrachte viel Zeit
mit Rilke, Rodin, Dalí und Yeats.72
Zweigs Werke sind sehr bekannt geworden und wurden breit rezipiert und diskutiert. Zu
diesen Romanen gehörten „Amok”, „Angst”, „Der Zwang” und „Vierundzwanzig Stunden aus dem

69 http://gizra.github.io/CDL/pages/EC3B8D22 -81D8 -8D73 -2AFD -F263C976B714/ , 22.01.201 9.
70 Ebenda .
71 Ebenda .
72 https://www.haaretz.com/life/books/.premium -a-story -told-in-twilight -1.5251652 , 24.01.2019.

27
Leben einer Frau”, zu seinen biografischen Themen und Gestalten zählen Marie Antoinette, Joseph
Fouché und Magellan.73
Als Hitler 1933 an die Macht kam, wurden Zweigs Bücher verboten und später in Flammen
gesetzt. Zweig sagte, dies sei kein Vergehen, sondern ein Stolz, das gleiche Schicksal der völligen
Zerstörung der deutschen Literatur mit bemerkenswerten Zeitgenossen wie Heinrich Mann, Thomas
Mann, Franz Werfel und vielen anderen Autoren teilen zu dürfen, deren Werke Stefan Zweig als
„unvergleichlich wichtiger ” als seine eigenen ansah. 74
In Österreich wuchs der Faschismus, und 1934 durchsuchte die Polizei Zweigs Haus. So
verließ Zweig sein Haus, ohne jemals zurückzukehren. Anschließend ließ er sich von seiner ersten
Frau scheiden und zog nach London. Später sch rieb er, dass er in dem Moment die schweren
Wolken spürte, die über ihm hingingen. Zu dieser Zeit zerstreute Zweig seine Papiere und verk aufte
seine Manuskriptsammlung.75
Zweig wird in Bezug auf seine Persönlichkeit als „einen reichen Bürger Österreichs, ra stlos
unherwandernden Juden, erstaunlich produktiven Autor, unermüdlichen Verfechter eines
paneuropäischen Humanismus, unablässigen Netzwerker, tadellosen Gastgeber, zu Hause einen
Hysteriker, hehren Pazifisten, billigen Populisten, zartes Gemüt, Hundelieb haber, Katzenhasser.
Büchersammler, Krokodillederschuhträger, Dandy, Depressiver, Kaffeehausenthusiasten, Tröster
einsamer Herzen, gelegentlichen Frauenhelden, Männerliebäugler, mutmaßlicher Exhibitionisten,
überzeugten Fabulierer, Schmeichler der Mächtige r, Helden der Machtlosen, jämmerlichen Feigling
angesichts des Älterwerdens, ungerührten Stoiker angesicht s der Mysterien des Grabes […]”76
dargestellt. Durch all diese Merkmale fügt sich Stefan Zweig in das Muster derer ein, die die
Faszination und Korrupt ion ihrer Umwelt verkörpern.
Obwohl Stefan Zweig sich von den Grausamkeiten eines Lebens in Hitlers Europa befreit
hatte, war er immer noch ein Opfer des Krieges und überließ sich dem Exil, als er sich bemühte,
seinen eigenen Weg in Nord – und Südamerika zu finden.
Er nahm wahr, dass das Exil ein Prozess und kein statischer Zustand sei: „Man beginnt
gerade ein Leben im Exil”, berichtete er André Maurois im Jahr 1940.77
Bruno Walter enthüllte das Rätsel eines glücklichen Exils, um die Unterscheidung zwischen
„hier” und „dort” zu signalisieren. Stefan Zweig liefert jedoch eine Erklärung für die toxische
Migration, die als Lots Frauensyndrom bezeichnet werden kann. Als er in der Ramapo Road 7 seine

73 http://gizra.github.io/CDL/pages/EC3B8D22 -81D8 -8D73 -2AFD -F263C976B714/ , 24.01.2019.
74 https://www.haaretz.com/life/books/.premium -a-story -told-in-twilight -1.5251652 , 26.01.2019.
75 http://gizra.github.io/CDL/pages/EC3B8D22 -81D8 -8D73 -2AFD -F263C976 B714/ , 28.01.2019.
76 George Prochnik (2016), Das unmögliche Exil: Stefan Zweig am Ende der Welt, C.H. Beck Verlag, München. Auf:
Google Books; am: 3.06.2018, o. S.
77 Ebenda, S.10.

28
Erinnerungen niederschrieb, verwies er auf „den Abgrund des Graue ns, in dem wir heute halb blind
herumtasten mit vers törter und zerbrochener Seele.”78 Jedoch gelang es ihm nicht, sich von seinem
früheren Zuhause zu distanzieren, indem er „immer wieder a uf zu jenen alten Sternbildern”79 seiner
verlorenen Heimat blickte.
Der Autor gesteht in seinem Buch „Die Welt von Gestern”: „Denn selbst im Exil – ich habe
es zur Genüge kennengelernt – ist es nicht so schlimm zu leben wie allein im Vaterlande.”80 Darüber
hinaus hebt Zweig sein Gefühl des Exils hervor: „Aber nur räumlich und n icht mit meiner ganzen
Seele lebte i ch in jenen Jahren in England.”81
Aus Zweigs Sicht war London ein passender Arbeitsplatz, da die Briten ihn nicht angriffen
und von ihm entfernt waren und dies als ein Segen betrachtete. Deshalb schrieb er seinem Freund
Joseph Roth dass „er in jeden Morgen dafür danke, frei in England zu erwachen”.82
Stefan Zweig gilt als bedeutendster österreichischer Autor, der nach Brasilien ausgewandert
ist. Nach mehreren Zwischenstopps in New York, Argentinien, entschied er sich für ei n Land, das
weit entfernt vom größten Teil des europ äischen Exils liegt, Brasilien.83
Obwohl er in England am produktivsten gearbeitet hat, hatte der Schriftsteller eine
sentimentale Beziehung zu Brasilien, eine Annäherung an die Welt dort und an das brasil ianische
Land, und er wurde von diesem Land nicht enttäuscht, weil er gut behandelt wurde, obwohl er ein
Autor des Exils war.
Dass Zweig zunächst nach England ging, war kein Zufall, denn er konnte ungestört für sein
Werk „Erasmus von Rotterdam” schreiben. Diese Arbeit basiert hauptsächlich auf einer Analyse
seiner Zeit, da das Schicksal Europas im fünfzehnten und sechzehnten Jahrhundert nach dem
Prinzip des Autors nur seiner persönlichen Zeit glich, da Zweig Eramus zu einem eigenen Gesicht
machte.
Die folge nden Schriften von Stefan Zweig „Castellio gegen Calvin oder ein Gewissen gegen
die Gewalt” und „Der begrabene Leuchter” haben seinen respektablen Platz bestimmt, weil sie als
außergewöhnlich gelten.

78 George Prochnik (2016), Das unmögliche Exil: Stefan Zweig am Ende der Wel t, C.H. Beck Verlag, München. Auf:
Google Books; am: 3.06.2018, o. S.
79 Ebenda .
80 Stefan Zweig (2010), Die Welt von Gestern: Erinnerungen eines E uropäers, S. Fischer Verlag , Frankfurt am Main,
S.245.
81 Ebenda, S.406.
82 Joseph P. Strelka, Des Odysseus Nachfahren: Österreichische Exilliteratur seit 1938, Francke Verlag, Tübingen,
1999, S.139.
83 https://stefan -zweig.com/wp -content/uploads/2015/11/Magisterarbeit_Maria_Fronz.pdf , S.41, 29.01.2019.

29
Ein weiteres Buch, das diese Dinge folgt, ist „Begegnung en mit Menschen, Büchern,
Städten“. Die Arbeit ist ein Merkmal von Erinnerungen an das Exil. Das Thema ist die Welt, die
vor dem Ausbruch der nationalsozialistischen Barbarei beinahe überzeugt war.84
Zweig erkannte die Anziehungskraft und den Einfluss des N ationalsozialismus auf die
Massen und hielt sie auch für kurze Zeit aufrecht. Nach den Wahlen von 1930 erhielten die
Nationalsozialisten mehr als sechs Millionen Stimmen, obwohl sie es vor nur zwei Jahren schafften,
weniger als eine Million Wähler anzulock en. Zweig erklärt dieses Phänomen, indem er die
altmodischen Demokraten des Sieges der Nazis beschuldigt, und nennt diese Ergebnisse: „einen
unwahrscheinlichen, aber von Grund auf lauten und akzeptablen Aufstand, den Aufstand junger
Menschen gegen die Verl angsamung und das Scheitern der ‘überlegenen Politik ‘.“85
Aber Klaus Mann, jünger als Zweig, wollte ihn in dieser Aussage daran erinnern, dass
„nicht alles, was die Jugend tut und denkt, eine gute Annahme ist. Wenn sich die deutsche Jugend
jetzt radikal wandelt, sollten wir vor allem nicht f ragen, wofür er sich auflehnt?”86
Seit Stefan Zweig im Exil war, bekam er Misstrauen gegenüber dem Konzept der
Entwicklung und der Wirksamkeit im europäischen Sinne zu haben, weil seine faschistischen
Rivalen angesichts der europäischen Krise und wie sie zu beseitigen ist, zu entgegengesetzten
Schlussfolgerungen gelangt sind, obwohl sie eine gemeinsame Geschichte teilten und die gleichen
Ansichten über die Entwicklung der me nschlichen Zivilisation hatten.87
Das Gefühl der Verleugnung ist unter den Verbannten zur Normalität geworden. Zweig war
stets entschlossen, Geld und Geschenke anzubieten, um die Not zu lindern.
Stefan Zweig war ein komplizierter Mensch, der auch in den schrecklichsten Momenten sein
Land, Österreich, li ebte, obwohl er ungünstige Tatsachen gegen Deutschland und seine Heimat
nicht aufgeben wollte. „Zweig war eine Person, die sich geweigert hat, die simplistische Vision
anzunehmen, ein Mann, dessen kreative Impulse sich aus einer Begeisterung für Menschen u nd
Ideen en twickelt haben”, sagt Schrader.88
Nach seiner Erfahrung im Exil in England fand er den Frieden und die Ruhe, die er sich
wünschte, für einen Moment in Brasilien. Aber die Einsamkeit hat ernste Probleme verursacht und
so begünstigte dies seine Dep ression.89

84 Joseph P. Strelka (1999), Des Odysseus Nachfahren: Österreichische Exilliteratur seit 1938, Francke Verlag,
Tübingen, S.140.
85 George Prochnik (2014), The Impossible Exile, Granta Pu blications, Great Britain , S.26.
86 Ebenda .
87 Ebenda .
88 https://www.dw.com/en/farewell -to-europe -looks -back -on-the-life-of-exiled -writer -stefan -zweig/a -19293674 ,
30.01.2019.
89 Auf dem Weg nach Europa – Stefan Zweigs Ideen und Vorstellungen von einem geeinten Europa, https://stefan –
zweig.com/wp -content/uploads/2015/11/Magisterarbeit_Maria_Fronz.pdf , 2.02.2019. S. 43.

30
Zweigs Entscheidung, Selbstmord zu begehen, wurde durch zwei separate Schocks
verursacht. Der erste Aspekt hinter diesem Schock war die Antwort einer Person auf die Tatsache,
dass die Nazis einmal in Brasilien einfallen konnten. Der zweite Schock , der den Höhepunkt
bildete, waren die Informationen, die über den Fall Singapurs und deutscher Körper in Afrika, die
Libyen im Sinne des schwedischen Kanals angreifen, eingingen. Dieser Vorfall war ein Zeichen
dafür, dass Hitler unüberschaubar war und der Sieg ihm gehörte.90
Zweig hatte nie das Gefühl, dass sein Zuhause irgendwo gewesen wäre. Durch seine
Entscheidung, sich das Leben zu nehmen, ist ein Gedanke in der Exilgemeinschaft und darüber
hinaus entstanden. Stefan Zweigs Bestätigung der Niederlage hat vielen Menschen nahegelegt, die
Entscheidung zu treffen, damit das Ergebnis fü r alle anderen anders ausfällt.91
Die Hauptursache, die die Grundlage für seinen Selbstmord war, war dass er im Gegensatz
bereits seiner Entscheidung lebt und sich, in Anspielung auf die Phrase von Keat, ein Leben
posthum ausmalte, indem er Folgendes behauptete: „Meine innere Krise liegt darin, dass ich mich
in meinem Pass nicht mit dem Exil identifizieren kann.”92
Stefan Zweig beging mit seiner Frau Lotte Selbstmord und es war off ensichtlich, dass dies
seit langer Zeit unvermeidlich war. Seine Frau hatte das Gefühl, Zweig bei seiner Wahl zu folgen,
und das ist überraschend, da es bestätigt wurde, dass sie das Gift nach ihm genommen hat.
Was nach dem Tode des Autors zurückblieb, war en seine Werke und sein Beitrag zur
europäischen Zivilisation. Nach seiner Aussage am Ende seiner Autobiografie hat er auch unter den
kritischsten Umständen nicht die volle Hoffnung verloren: „Europa, unsere Heimat, für die wir
gelebt, weit über unser eige nes Leben hinaus zerstört. Etwas anderes, eine neue Zeit begann, aber
wie viele Höllen und Fegefeuer zu ihr hi n waren noch zu durchstreiten.”93

2.2. Zur Erscheinung des Romans/ Kurze Zusammenfassung

„Die Welt von Gestern” ist die Biographie des österreichischen Schriftstellers Stefan Zweig
und zugleich das bekannteste Buch über das Habsburgerreich. Er begann 1934 dieses Buch zu
schreiben und sagte die nationalsozialistische Verfolgung vorher. Zweig sc hickte seinem
Herausgeber das Manuskript, das seine zweite Frau Lotte Altmann am Tag vor seinem Selbstmord

90 Joseph P. Strelka (1999), Des Odysseus Nachfahren: Österreichische Exilliteratur seit 1938, Francke Verlag,
Tübingen, S.142.
91 George Prochnik (2014), T he Impossible Exile, Granta Publications, Great Britain , S.356.
92 Ebenda, S.354.
93Auf dem Weg nach Europa – Stefan Zweigs Ideen und Vorstellungen von einem geeinten Europa, https://stefan –
zweig.com/wp -content/uploads/2015/11/Magisterarbeit_Maria_Fronz.pdf , 2.02.2019. S. 43.

31
im Februar 1942 gedruckt hatte. Das Buch erschien 1942 zum ersten Mal in Stockholm unter dem
Titel „Die Welt von Gestern”. Kurz darauf erschien es er stmals in engli scher Sprache bei Viking
Press.94
„Die Welt von Gestern” ist eine delikate Erzählung, die die Geschichte von drei Epochen
darstellt, da der ursprüngliche Titel des Buches „Drei Leben” lautete: Die Welt vor 1914, die
fruchtbaren anderthalb Ja hrzehnte, gefolgt von der Schilderung der letzten Periode, die die düsteren
Jahre beginnend mit der Machtübernahme Hitlers bis zum Zweiten Welt krieg in den Mittelpunkt
rückt.95
Zweig beginnt mit einer Darstellung des harmonischen Wiener Lebens zu Beginn des 20.
Jahrhunderts. Es stellt den Höhepunkt von Österreich -Ungarn dar, das vom alten Kaiser Franz
Joseph I. regiert wurde, und beschreibt auch das Bildungssystem und die vorherr schende
Sexualethik dieser Zeit; die Rolle der Schule für die Entwicklung der jungen Generation wird
kritisch präsentiert, indem das Konservatismus des Schul systems in Frage gestellt wird: „Ihre wahre
Mission im Sinne der Zeit war nicht so sehr, uns vorwär tszubringen als uns zurückzuhalten, nicht
uns innerlich auszuformen, sondern dem geordneten Gefüge möglichst widerstandslos einzupassen,
nicht unsere Energie zu steigern, sondern sie zu dis ziplinieren und zu nivelieren.”96
Die Bilanz der Wiener Gemeinde wir d auch in den ersten Kapiteln nach den großen
Reformen der Sozialhilfe vorgestellt, die die meisten Bürgerkrankenversicherungen und Renten
betrauten. Laut Stefan Zweig, weil die Religion eine wichtige Rolle in der Gesellschaft schon vor
langer Zeit spielte , betrachteten und bewerteten ihre Verfechter die sexuellen Verlegenheiten als das
Werk des Teufels, da dieses Thema in dem Buch „Stefan Zweig und das Dämonische” ausführlich
behandelt wird.97 Das Thema Sexualität blieb stumm und galt als belanglos, obwohl es im Alltag in
einer nicht darstellbaren Begleitwelt präsent war, in der es sich insbesondere um Prostitution
handelte.
Die Jung -Wien -Bewegung wurde 1891 auf Initiative von Hermann Bahr gegründet und zog
Schriftsteller wie Hugo von Hofmannsthal, Arthur Sc hnitzler, Felix Salten, Peter Altenberg,
Richard -Beer Hofmann und für eine kurze Periode auch Karl Kraus, Stefan Zweig, Robert Musil
an. Diese Gruppe, die sich regelmäßig im Café Griensteidl traf, plädierte für eine Abkehr vom
Naturalismusprogramm und expe rimentierte mit verschiedenen Formen der Moderne, einschließlich
Symbolismus und Impressionismus. Die Vertreter der Jung -Wien -Bewegung kritisierten die

94 https://www.revolvy.com/page/The -World -of-Yesterday , 13.03.2019.
95 https://www.falter.at/the -vienna -review/2011/a -writers -loss-of-innocence -the-world -of-yesterday , 13.03.2019.
96 Stefan Zweig (2010), Die Welt von Gestern: Erinnerungen eines E uropäers, S. Fischer Verlag , Frankfurt am Main,
S.49.
97 Matjaž Birk und Thomas Eicher (2008), Stefan Zweig und das Dämonische, Verlag Königshausen & Neumann,
Würzburg, S.176 -187.

32
Verbreitung moralistischer Elemente, die für die Literatur und Kunst des späten 19. Jahrhunderts als
anachronistisch angesehen wurden. Die Mitglieder dieser Bewegung plädierten für eine Offenheit
gegenüber einer soziologischen und psychologischen Interpretation, insbesondere gegenüber einer
Offenheit gegenüber e inigen Aspekten der Sexualität.98
In Zweigs Autobiografie berichtet der Autor ausführlich über seinen Werdegang während
der im Werk erwähnten Zeitspannen: die Karriere vor dem Ersten Weltkrieg, während und nach
dem Ersten Weltkrieg. Besonderes Augenmerk galt vielen intellektuellen Persönlichkeiten jener
Zeit, de nen Zweig besonderen Respekt entgegenbrachte: dem Dichter Émile Verhaeren, Rainer
Maria Rilke, dem Philosophen Benedetto Croce, dem berühmten Hugo von Hofmansthal, dem
berühmten Theodor Herzl, Herausgeber der „Neuen Freien Presse”, Sigmund Freud, Walther
Rathenau, seinem stillen Freund Romain Rolland und Maxim Gorki.
Hugo von Hofmansthal wirkte sich positiv auf seine Generation aus und wurde von Zweig
besonders für seine Gedichte bewundert, er äußerte sogar seine Gefühle der Wertschätzung zu
Hofmansthal im Kapitel „Die Schule im vorigen Jahrhundert”: „ Verse solcher Vollendung, solcher
fehlloser Plastik, solcher musikalischer Durchfühltheit, hatten wir von keinem Lebenden je gehört,
ja seit Goethe kaum für möglich gehalten.”99
Und aus der Perspektive von Arthu r Schnitzler, Hofmantsthal wurde früh als ein Wunder der
Literatur betrachtet: „Ich hatte das Gefühl, zum erstenmal im Leben einem geborenen Genie
begegnet zu sein, und ich habe es in meinem ganzen Leben nie mehr so überwältigend empfunden.”
100 Hofmannstha l und Rilke symbolisierten einen starken Impuls für junge Menschen die der
Absicht hatten, Dichter zu werden.
Die wichtigsten Kapitel beziehen sich auf die Abreise von Österreich des letzten Kaisers
Karl I. im Jahr 1918 und die österreichische Inflation in den Jahren 1921 -1922. Mit der Einleitung
der Vorbereitungen und der Verbitterung, die sich 1920 in Österreich bemerkbar machte, begriff
Zweig nicht, dass die Gefahr später von den Nationalsozialisten ausgehen würde. Er war ein
Anhänger des Pazifismus, dem seine Politik widersprach, ein überzeugendes Beispiel dafür war
seine Zurückhaltung in der Autobiografie, den Nationalsozialismus zu kommentieren, und er
betrachtete den Nationalsozialismus als politische Ideologie. Diese Ideologie betrachtete nur einen
Befehl eines sehr harten Mannes, genannt Hitler. 101

98 http://www.aeiou.at/aeiou.encyclop.j/j923076.htm , https://lektuerehilfe.de/literaturepochen/wiener -moderne ,
14.04.2019.
99 Stefan Zweig (2010), Die Welt von Gestern: Erinnerungen eines E uropäers, S. Fischer Verlag , Frankfurt am Main,
S.61.
100 Ebenda .
101 https://www.revolvy.com/page/The -World -of-Yesterday , 14.03.2019.

33
Der Vorfall ließ Zweig und Hitler in Salzburg Nachbarn sein, weil Hitlers Gebirgshaus über
dem Tal von Zweigs Haus lag. Stefan war überzeugt, dass die europäische Gesellschaft den
Nationalismus besiegen würde, aber das Haus des Schriftstellers wurde durchsucht, und so ging er
nach London. In seinem Buch berichtet er von seiner Leidenschaft für Manuskripte, die
musikalisch, aber vor allem literarisch waren .102
In der Autobiografie steht nichts über Stefan Zweigs erste Frau, aber seine zweite Ehe wird
kurz aufgezeichnet. Katastrophale Folgen im Zusammenhang mit dem zeitgenössischen
Antisemitismus werden in seinem Werk diskutiert, mit Ausnahme der Auseinandersetzung mit
seiner Zugehö rigkeit zum Judentum.
Im letzten Kapitel wird die Freundschaftsbeziehung zwischen Sigmund Freud und Zweig
vorgestellt, die ihre Verbindung im letzten Lebensjahr Freuds darstellt. Das Buch endet mit
Informationen über den Beginn des Zweiten Weltkriegs.
Zweig verweist auf die letzten Zeilen seiner Arbeit: „Und ich wußte: abermals war alles
Vergangene vorüber, alles Geleistete zunichte – Europa, unsere Heimat, für die wir gelebt, weit über
unser eigenes Leben hinaus zerstört. Etwas anderes, eine neue Zeit be gann, aber wie viele Höllen
und Fegefeuer zu ihr hin waren noch zu durchschreiten. “ 103

2.3. Die psychologischen Auswirkungen des Exils auf die Kreativität des Künstlers

Die Zeit im Exil, diese individuelle Reise des Individuums hat Auswirkungen auf ihn
physisch und psychisch, aber auf eine bestimmte psychologische Weise. Wie Salman Rushdie
behauptet:

„die Hauptfolgen einer Existenz, die weit von einem festen Punkt zwischen zwei oder mehr
Welten entfernt sind, erlauben und fördern eine tiefere Analyse d er Natur und implizit der Kunst.
Der Mangel an Kontinuität in der Erfahrung des Künstlers außerhalb eines Landes oder einer
Sprache ermöglicht es ihm paradoxerweise, konkret und korrekt über universelle Themen zu
sprechen.” 104

Aus psychischer Sicht schafft das Exil eine zutiefst verwirrende Situation. Da der Künstler
sowohl das Gefühl der Befreiung als auch der Gefangenschaft und gleichzeitig einen
ungewöhnlichen Umstand erlebt, konzentriert er sich auf die Arbeit und auf die Sc höpfung. Nur so

102 Stefan Zweig (2010), Die Welt von Gestern: Erinnerungen eines E uropäers, S. Fischer Verlag , Frankfurt am Main,
S.359.
103 Ebenda, S.446.
104 Briscan Zara (2016), Literatura din exil, Editura Universitatii „ Alexandru Ioan Cuza” Iasi, S.40 -41.

34
kann das Individuum aus der Angst entkommen, die ihn befällt. So erscheint das Bedürfnis des
Autors, über alles, was einmal vernachlässigt wurde, zu schreiben und seine Ideen zu enthüllen.
Weil das Exil solche Einflüsse auf die Kreativität des Autors hat, stellt es für den
Schriftsteller „ein Unglück und auch eine glückliche Gelegenheit, einen schweren Bruch in seinem
Schicksal und eine neue Chance in seiner Karriere” dar. 105 Ein Schriftsteller muss sein Können so
gut wie möglich einsetzen un d in der Lage zu sein, Künstler zu bleiben sowie sich auch an das
Unangenehme zu gewöhnen.
Ein wichtiges Element, das zur Entstehung des Künstlers beiträgt, ist die Fremdsprache, mit
der der Schriftsteller im Exil konfrontiert ist, weil sie dem Autor „die absolut notwendige Distan z
zum Schaffen der Kunst” gibt.106
Der Autor im Exil strebt danach, den Zustand der Katharsis zu erlangen, und indem er die
hervorragenden Arbeitsergebnisse erzielt, kann er es erreichen. Die Tatsache, dass die Autoren, die
die Situation des Exils kannten, mehr geschrieben hatten als diejenigen, die nicht im Exil waren, ist
kein zufälliges Ereignis, da die unterschiedliche Umgebung und die für die Exilierten ersetzten als
Ansporn für sie wirkten. Anhaltende Spannungen führen dazu , dass der Einzelne im Exilland
intensiver arbeitet als im Herkunftsland.
Aus der Sicht von Edward Said wird das Exil als fruchtbares Element wahrgenommen, das
Konsequenzen für die Kreativität des Künstlers hat: „Er muss sich von dem, was ihm gegeben
wurd e, von dem, was er gewohnt ist, entfernen und dies als „vorübergehend und fremd betrachten.
Dies ermöglicht Unabhängigkeit, aber auch Unabhängigkeit u nd eine gewisse Distanzierung.”107
Das Gefühl der Nostalgie hat einen dominierenden Einfluss auf die Autore n im Exil und
ihre Werke. Vladimir Nabokov nennt diesen Einfluss „eine verrückte Gesellschaft, die wir lernen,
in der Kühnheit der extravagant en Öffentlichkeit zu ertragen.”108
Der Künstler wird nach seiner Abreise im Exil keine vollständige Rückkehr mehr e rleben
können, keine physische, sondern vor allem keine psychologische Rückkehr, wie Milan Kundera
schreibt:

Der Künstler kann nicht zurückkehren, kann nicht die Distanz, die er überwunden hat, weder in
geografischer noch in sozialer Hinsicht aufheben; er muss es nicht tun, vielleicht kann er die
spirituelle Reise nicht von der irdischen trennen: er geht irgendwohin und neigt zu einem Ziel;
und die Bedeutung dieser Richtung kann nur durc h seine Arbeit gesehen werden.109

105 Ebenda, S.43.
106 Ebenda, S.59.
107 Briscan Zara (2016), Literatura din exil, Editura Universitatii „Alexandru Ioan Cuza” Iasi, S.74.
108 Ebenda, S.91.
109 Ebenda, S.77.

35
Stefan Zweig ist der Autor, auf desse n das Exil einen großen Einfluss hatte und es auch
seine Schriften beeinflusst hat, so dass seine Arbeiten, die in der schönen Zeit vor dem Ersten
Weltkrieg entstanden sind, nicht einmal von seiner eigenen Person gemocht wurden. Diese Periode
veranlasste i hn, eine neue Reise vom Standpunkt des literarischen Schaffens aus zu beginnen, aber
er beabsichtigte nicht, sie in die Praxis umzusetzen, bis die angespannte Periode gemildert werden
musste.
Zweig berichtet, dass „Von den unzähligen unlösbaren Rätseln de r Welt bleibt das tiefste
und geheimnisvollste doch das Geheimnis der Schöpfung.” 110 Er sagt auch, was die Kreationen für
einen Künstler wirklich bedeuten: „Selbst der Dichter, selbst der Musiker wird nachträglich den
Augenblick seiner Inspiration nicht meh r erläutern können. Ist einmal die Schöpfung vollendet
gestaltet, so weiß der Künstler von ihrem Ursprung nicht mehr und nicht von ihrem Wachsen und
Werden.”111
Nach dem Weggang von Zweig ins Exil hat sein Interesse am Sammeln von Manuskripten
abgenommen, was sich auch in der Unmöglichkeit niederschlägt, die Werke in gutem Zustand zu
halten. Er erinnert in seinem Buch: „wenn wir Gejagten und Vertriebenen in diesen Zeiten, die jeder
Kunst und jeder Sammlung feind sind, eine Kunst noch neu zu lernen hatten, s o war es die des
Abschiednehmens von allem, was einstens unser S tolz und unsere Liebe gewesen.”112
Die Auswirkungen, die Stefan Zweigs Kreativität im Exil erlitten hat, sind in seinem Werk
„Erasmus von Rotterdam” zu sehen, das die spirituelle Charakterisier ung eines Individuums
veranschaulicht, das das Chaos der Epoche tiefer beobachtet und verstanden hat, dass andere
Menschen für den Beruf qualifizierter als er waren, aber er hatte nicht den Mut, sich dieser Demenz
der Gesellschaft zu stellen. Diese Feighe it führte schließlich zum Unglück seines Schicksals. Wenn
wir dieses Porträt analysieren, können wir sehen, dass Zweig sich in seinem eigenen Leben auf
diesen Charakter bezieht und ihm seine eigenen Eigenschaften verleiht.

2.4. Die Rolle von Politik und Kunst in der Gesellschaft

Das Thema Kunst und Politik ist in der gesamten Autobiografie von Stefan Zweig
vorherrschend. Wien galt als Kulturstadt, als ruhige Stadt mit Theater – und Musikdarstellungen.
Zweig zeigt seine Wertsch ätzung und glaubt dass „Wien was, man weiß es, eine genießerische

110 Stefan Zweig (2010), Die Welt von Gestern: Erinnerungen eines E uropäers, S. Fischer Verlag , Frankfurt am Main,
S.358.
111 Ebenda .
112 Ebenda, S.364.

36
Stadt, aber was bedeutet Kultur anderes, als der groben Materie des Lebens ihr Feinstes, ihr
Zartestes, ihr Subtilstes durch Kun st und Liebe zu entschmeicheln?”113
Das Theater war im Vergleic h zu anderen Städten ein angesehener Ort für die Wiener
Gesellschaft. Von besonderer Bedeutung war das Burgtheater, das für die Wiener als „der
Mikrokosmos, der den Makrokosmos spiegelte.”114
Die Schauspieler waren wahre Vorbilder sowohl für den Modestil als auch für die Art, sich
zu benehmen und zu reden. Sie waren der gesamten Bevölkerung bekannt, von Kindern bis zu
Personen mit weniger seriösen Berufen. Das Theater war der Ort, an dem die Gemeinde Momente
der Unterhaltung, aber auch des korrekten Ausdrucks erwartete. Es war ein Privileg, dass ein Stück,
das man geschrieben hat, auf die Bühne gebracht wurde, weil man viele Vorteile danach hatte und
eine großartige Person werden könnte, und deshalb strebten die Wiener, Schriftsteller zu werden.
Die gesamte Ge sellschaft war sensibilisiert, als das sogenannte „alte” Burgtheater
zusammenbrach, in dem Mozarts „Figaros Hochzeit” zu hören war. Die Bürger waren zu dem
Theater und den Künstlern so verbunden, dass sie, als die Aufführung vorbei war, die Szene
angriffen und begierig darauf waren, einen Überrest, ein Stück Holz aus dem Boden zu holen, auf
das die Akteure traten. Ein sehr wichtiger Aspekt ist, dass die Menschen diese Stück Holz nach
vielen Jahren mit größter Sorgfalt aufbewahrten.
Der Abriss dieser prestig eträchtigen Orte war eine echte Trauer für die gesamte
Gesellschaft, wie Zweig berichtet: „Jedes dieser historischen Häuser in Wien war wie ein Stück
Seele, das man uns aus dem Leibe riß.”115
Das politische Feld stellte für das Volk kein besonderes Interesse dar, weshalb es auf dieser
Ebene einige Fehler gab, die sorgfältig geprüft und auf künstlerischer Ebene nicht erlaubt wurden,
weil das Thema Kunst die Würde Wiens darstellte. Alle Wiener hatten eine reine Zuneigung zur
Kultur.
Doch seit einiger Zeit war die Kunst in Österreich nicht mehr, was sie einmal war, weil
diese nicht mehr durch ihre Befürwörter gestützt wurde. Sogar Kaiser Franz Joseph widersetzte sich
dem musikalischen Bereich.
Leo Fall und Oscar Strauss gehörten zu den bekanntesten Musikern der Welt, und Arthur
Schnitzler, Peter Altenberg, Hofmannsthal und Richard Beer -Hofmann wurden berühmt für ihre
literarischen Werke.

113 Stefan Zweig (2010), Die Welt von Gestern: Erinnerungen eines Europäers, S. Fischer Verla g, Frankfurt am Main,
S.28.
114 Ebenda, S.28.
115 Ebenda, S.31.

37
In Bezug auf die Inszenierung von Zweigs Dramen stand er dem sogenannten Fluch
gegenüber, indem die Schauspieler, die die Rol len von Gestalten seiner Stücke übernahmen schnell
krank wurden und bald starben. Bei der Aufführung der dramatischen Oper „Tersites”, die in Berlin
stattfinden sollte, wurde der Schauspieler Adalbert Matkowsky zum Opfer des Theaters, wobei sich
seine letz ten Rollen auf Zweigs Texte stützten. Der zweite Vorfall, der Stefan Zweig skeptisch
gegenüber seinen dramatischen Werken machte, war die Krankheit des später verstorbenen Wiener
Schauspielers Josef Kainz. Der Künstler sollte in Zweigs „Der verwandelte Köm odiant” an einem
besonderen Ort am Burgtheater zu Ehren der Stadt Wien eine Hauptrolle spielen. Und so hat das
deutsche Volk zwei der größten Schauspieler der Zeit verloren.116
Stefan Zweig und seine Zeitgenossen waren von der Kunst so begeistert, dass sie v on dem
Kriegsausbruch völlig überrascht waren. Kunst bedeutete auch Österreichs einzige Befreiungsquelle
nach dem Krieg und die einzige Aktivität, die die Menschen in der Gesellschaft dazu gebracht hat,
diese dringenden Tage zu überwinden: „nie haben wir i n Österreich mehr die Kunst geliebt als in
jenen Jahren der Chaos, weil wir am Verrat des Geldes fühlten, daß nur das Ewige in un s das
wirklich Beständige war.”117

2.5. Das Leben vor dem Ersten Weltkrieg

Die Jahre vor dem Ersten Weltkrieg werden von Stefan Zweig als „das go ldene Zeitalter der
Sicherheit”118 beschrieben. Die Existenz dieser Jahre war einfach, nach einigen grundlegenden
Kriterien wusste jeder Mann, welche Rechte und Pflichten er hatte. Familien dachten über Geld
nach, jeder wusste, wie man sein Geld sowohl für die Familie als auch für den sozi alen Verbrauch
verwaltet. Sie dachten an die Sicherheit von morgen und an unvorhersehbare Situationen, wie das
Auftreten von Krankheiten, und stellten für diese Fälle einen Geldbetrag zur Verfügung.
Die Welt war ruhig und dachte nicht an die möglichen Kri ege, die auftreten könnten. Diese
Aggressionen und Wendungen der Situationen wurden aus einer solch friedlichen Gesellschaft
entfernt. Das neunzehnte Jahrhundert gilt als die beste Zeit der Menschheit. In diesem Jahrhundert
wurden die Themen im Zusammenhan g mit den alten Kriegen und der nachfolgenden Hungersnot
als Folge der mangelnden kulturellen Entwicklung der Menschheit außer Acht gelassen.
Während dieser Zeit war eine echte Entwicklung der Gesellschaft bekannt, so dass
Glühbirnen auf den Straßen verwe ndet wurden, im Austausch für Laternen, es wurden

116 Stefan Zweig (2010), Die Welt von Gestern: Erinne rungen eines E uropäers, S. Fischer Verlag , Frankfurt am Main,
S.181 – 184.
117 Ebenda, S.305.
118 Ebenda, S.15.

38
Telefongespräche geführt und Hygiene wurde immer wichtiger. Sport ist zu einer wichtigen
Aktivität für die Bürger geworden, und das Ergebnis wurde nicht durch die Verteidigung ihrer
Gesundheit verzögert. Di e sozialen Perspektiven haben sich ebenfalls weiterentwickelt, die
Menschen in den Justizfunktionen haben den einfachen Menschen jedes Jahr neue Rechte
eingeräumt, und im jeden Fall hat das Gericht eine Lösung gefunden.
Die Gesellschaft, aber vor allem ält ere Menschen, waren von der Nachsicht der Völker
überzeugt und glaubten so wenig an Kriege wie an „Hexen und Geliebte”. Der Glaube an Zweigs
Elterngeneration, wie er selbst in seinen Memoiren schrieb, war: „ Redlich meinten sie, die Grenzen
von Divergenzen zwischen den Nationen und Konfessionen würden allmählich zerfließen ins
gemeinsame Humane und damit Friede und Sicherheit, diese höchsten Güter, der gan zen
Menschheit zugeteilt sein.”119
Die zeitgenössische Gesellschaft hat sich jedoch daran gewöhnt, im Fal le eines Ausbruchs
vorbereitet zu sein und intuitiv und spontan darauf zu reagieren, denn so wie Freud recht hatte,
„wenn er in unserer Kultur, unserer Zivilisation nur eine dünne Schicht sah, die jeden Augenblick
von den destrucktiven Kräften der Unte rwelt durchstoßen werden kann.”120 Im Laufe der Zeit war
die Menschheit gezwungen, sich an das Leben ohne die Gewissheit des nächsten Tages anzupassen.
Stefan Zweig gibt an, dass in der Zeit vor dem Ersten Weltkrieg Sicherheit herrschte. Diese
Sicherheit wird in der heutigen Zeit wesentlich eingeschränkter wahrgenommen. Diese
Vorkriegszeit fördert das freie Denken, freie Reisen, aber auch die gleichzeitige Präsenz
verschiedener Ideologien, Überzeugungen und Kulturen. Er erwähnte, dass zu Beginn des 20.
Jahrhunder ts Juden und Christen friedlich miteinander lebten.121 „Und selbst die politischen und
sozialen Bewegungen entbehrten jener grauenhaften Gehässigkeit, die erst als giftiger Rückstand
vom Ersten Weltkrieg in den Blutkreisl auf der Zeit eingedrungen ist.”122
Die Juden gewöhnten sich an die Wiener Gesellschaft, weil sie eine fröhliche Nation
kennenlernten und durch ihre Zuneigung zur Wiener Kunst zu echten Wiener wurden. „Das Wiener
Judentum künstlerisch produktiv geworden, allerdings keineswegs in einer specifisc hen jüdischen
Weise, sondern indem es durch ein Wunder der Einfühlung dem Österreichischen, dem
Wienerischen den intensivsten Ausdruck gab.”123
In Wien gab es in dieser Zeit ein gutes Leben, die Welt war unbesorgt, während die
Deutschen im Norden auf ihre D onaunachbarn herabschauten, weil sie gute Musik hatten, ins

119 Ebenda, S.18.
120 Ebenda .
121 https://die presse.com/home/politik/eu/5124673/Stefan -Zweigs -Erinnerungen -an-eine-bessere -Welt , 16.03.2019.
122 Stefan Zweig (2010), Die Welt von Gestern: Erinnerungen eines E uropäers, S. Fischer Verlag , Frankfurt am Main,
S.38.
123 Ebenda , S.36.

39
Theater gingen und leckeres Essen hatten, anders gesagt, wegen ihres anscheinend leichtfertigen
Lebens.
Die Eile war zu dieser Zeit kein Merkmal der Gesellschaft, da Eile als ein Mangel an gutem
Geschmack angesehen wurde. Kriege wie der Krieg zwischen Japan und Russland schienen
niemanden zu erregen. Artikel in Zeitungen über verschiedene Kriege wurden wie auch die
Sportnachrichten übersehen. Die Menschen waren daran gewöhnt, Mitgefühl für unbedeut ende
Dinge wie soziale Entscheidungen und das Erbe zu haben.
Aber mit dem Ausbruch des Ersten Weltkrieges haben die Menschen die Hoffnung und das
Vertrauen verloren, dass es einmal Toleranz und Verständigung zwischen den Völkern existieren
wird. „Alle Völk er fühlen nur, daß ein fremder Schatten breit und schwer über ihrem Leben
hängt.”124
In allen europäischen Ländern entstanden neue Theater, Bibliotheken und viele andere
moderne Kommunikationsmittel wie das Telefon. Klingt wie ein perfektes Universum aus de r Sicht
von Stefan Zweig: „Nie war Europa stärker, reicher, schöner, nie glaubte es inniger an eine noch
bessere Zukunft; niemand außer ein paar schon verhutzelten Greisen klagte wie vordem um die
‚gute alte Zeit’ “125, obwohl ein unbedeutender Teil der Bevöl kerung noch die alten Tage
vermissten.
Aber alle glücklichen Erlebnisse sahen tatsächlich voraus, was später passieren würde. Der
Wunsch der Staaten, so viel Territorium wie möglich zu erobern, wurde immer größer. Die
Menschen wurden nicht von Intellektue llen informiert, dass eine mögliche Kriegszeit kommen
sollte. Die Bürger hofften bis zum letzten Moment, dass Europa und seine moralischen Werte
gewinnen würden.
In Anbetracht der Hoffnung auf eine russische Expansion in Bosnien kam es zwischen den
Österre ich-Ungarn und Russland zu einer großen Spannung. Der Vorfall, der mit der Ermordung
von Franz Ferdinand und seiner Frau im Jahr 1914 einherging, löste eine Reihe von Ereignissen
aus, dass zu dem sogenann ten „Großen Krieg” resultierte.126
Aber die Welt schei nt von diesem Ereignis nicht betroffen zu sein, weil Ferdinand von der
Menge nicht angenommen wurde, weil er nicht die notwendigen Eigenschaften besaß, die in
Österreich wesentlich waren: Freundlichkeit, Anmut und Leichtigkeit. Zweig hatte das Gefühl, dass
es nach diesem Tod ein großes Unglück passieren würde. Nach einer Woche seit der Beerdigung
der beiden Persönlichkeiten tauchten in den Zeitungen allerlei Spekulationen auf, es herrschte große
Unruhe. Die serbische Regierung sollte mitschuldig gewesen sei n, und aus diesen Informationen

124 Ebenda, S.139.
125 Ebenda, S.204.
126 http://www.bookcaps.com/stefan -zweig -biography -chapter -six–world -war-i.html# , 16.03.2019.

40
ging hervor, dass Österreich die Ermordung des Thronfolgers nicht übersehen konnte. Der
Gedanke, dass aus diesem Grund ein Krieg folgen würde, war weit entfernt.
Ein ungewöhnliches Ereignis, das den Ausbruch des Krieges vorh ersagte, war Zweigs
Begegnung mit einem alten Mann, der nicht wusste, dass seine Worte einen verborgten Sinn hatten:
„So ein' Sommer wie den haben wir schon lange nicht gehabt. Wenn's so bleibt, dann kriegen wir
einen Wein wie nie. An den Sommer werden die Leut' noch denken!”127
Zweig war während des Krieges als Sekretär im Kriegsarchiv tätig. Er hat seine
Verpflichtung als Bürger erfüllt, aber den Kampf nie gesehen und unmittelbar erlebt. Er fühlte, dass
dieser Krieg in Europa im wahrsten Sinne des Wortes ve rrückt und unfähig war. In den Jahren
1916 -1918 bezog sich Zweig auf dieses Ereignis und schuf die Arbeit mit dem Titel „Ieremia”.128
Der Erste Weltkrieg bedeutete das katastrophale Ergebnis der Truppen, die sich in vierzig
Jahren der Stille versammelt hatte n und brutal davonkommen wollten. Die Menschheit erlitt einen
Schock und erlebte Momente des Grauens, die in Zweigs Autobiografie als lebendige Bilder
beschrieben wurden:

Eine Stadt von zwei Millionen, ein Land von fast fünfzig Millionen empfanden in dieser Stunde,
daß sie Weltgeschichte, daß sie einen nie wiederkehrenden Augenblick miterlebten und daß jeder
aufgerufen war, sein winziges Ich in diese glühende Masse zu schleudern, um sich dort vo n aller
Eigensucht zu läutern.129

Dieses verheerende Schick sal ging schnell auf die Menschheit über und brachte alle Sinne
des menschlichen Tieres ans Licht, das aus Freuds Sicht diese Manifestation „die Unlust an der
Kultur”, das Verlangen, einmal aus der bürgerlichen Welt der Gesetze und Paragraphen
auszubrechen und die uralten Blutinstin kte auszutoben” genannt wurde.130
Die Instinkte der Menschheit haben in dieser Zeit zu einer Katastrophe geführt, die
hauptsächlich von instabilen Impulsen bestimmt wurde.

2.6. Das Leben vor dem Zweiten Weltkrieg

Die Gesellschaft während der Zeit des Zweiten Weltkriegs hat sich von der Welt, die den
Ersten Weltkrieg erlebte, dadurch unterschieden, dass im Jahr 1939 die Menschheit nicht so viel
Vertrauen dem Verwaltungsapparat schenkte, dies im Gegensatz zur Situati on des Jahres 1914, als

127 Stefan Zweig (2010), Die Welt von Gestern: Erinnerungen eines E uropäers, S. Fischer Verlag , Frankfurt am Main,
S.228.
128 http://www.bookcaps.com/stefan -zweig -biography -chapter -six–world -war-i.html# , 16.03.2019.
129Stefan Zweig (2010), Die Welt von Gestern: Erinnerungen eines E uropäers, S. Fischer Verlag , Frankfurt am Main,
S.233.
130 Ebenda, S.234.

41
die Menschheit den Befugnissen der Behörden noch genug Vertrauen schenkte. Die Bevölkerung
von 1914 glaubte, dass der Ausbruch des Krieges tatsächlich den Gegnern ihres Heimatlandes
geschuldet war, und es wurde ausgeschlossen, dass Menschen mit politischem Status in ihrem Land
eine Schuld gehabt hätten. Die damalige Vorstellung, Kaiser Franz Joseph habe sein Volk grundlos
zum Krieg gerufen, dass dieser Führer der Nation das Opfer solcher Menschen für die Ehre ihres
Staates fordere, w ar undenkbar.
Anders als dieses Volk, betrachtete die Nation von 1939 die Regierung nicht länger als
loyale und würdige Autorität. Dieser Befund hat sich in ganz Europa verbreitet. Die Politik war ein
Bereich, der niemanden mehr begeisterte, im Gegenteil, die Menschen ignorierten es, weil sie auf
Frieden unter den Völkern hofften. Ihnen wurde viel versprochen, aber am Ende wurden sie
getäuscht.
Stefan Zweig berichtet über diese Gemeinschaft:

Man gehorchte, aber man jubelte nicht. Man ging an die Front, aber man träumte nicht mehr, ein
Held zu sein; schon fühlten die Völker und die einzelnen, daß sie nur Opfer waren entweder
irdischer, politischer Torheit oder einer unfaßbaren und böswilligen Schicksalsgewalt.131

Die Menschen die während des Ersten Weltkri eges gelebt haben, wussten nicht viel über
den Krieg, weil es eine lange Zeitvergangen hatte, seitdem sie nicht auf solche Schwierigkeiten und
Unruhe gestoßen waren. Die Distanzierung von der Harmonie für ein halbes Jahrhundert
begünstigte die Vorstellung des Einzelnen vom Krieg als einer für Romantik spezifischen
Geschichten. Aber die Menschen im Zweiten Weltkrieg hatten grundlegende Kenntnisse darüber,
was definitiv Krieg bedeutet. Sie wussten, dass der Krieg hart und überhaupt nicht romantisch war,
wie s ich die Menschen im Jahr 1914 vorgestellt hatten.
Dieses Volk hat alle negativen Konsequenzen des Krieges im Blick, zum Beispiel die
Dauer, bis sich alles allmählich normalisiert und der Rückkehr nach dem Krieg sie nicht anders
überrascht als am Boden und zerstört. Die Zerstörungstechniken, die während des Zweiten
Weltkrieges angewendet wurden, wie die Folterung von Menschen mit Panzern, das Töten von
Frauen und deren Nachkommen mit Flugzeugen in ihren eigenen vier Wänden, waren der Nation
bereits durch Zei tungen bekannt. Alle diese Zeichen kündigten tatsächlich an, dass der Krieg, der
folgen wird, im Gegensatz zu den anderen Schlachten, die auf der ganzen Welt stattgefunden
hatten, der schrecklichste der Geschichte sein würde.
Der Glaube an die Kraft des Fr iedens war verschwunden, weil die Erinnerung von den
vielen Enttäuschungen durch den letzten Krieg noch immer durchdrungen war. Der Unterschied
zwischen den beiden großen Weltkriegen bestand darin, dass der Zweite Krieg in größerem Maße

131 Ebenda, S.235.

42
von Freiheit berich tet hat, da dies Teil der Kategorie der moralischen Werte ist und die Menschen
einen höheren Kraft erlangen, wenn sie um eine spirituelle Bedeutung kämpfen.
Nach dem Umzug von Zweig nach Salzburg war Österreich nicht mehr so mächtig wie es
einmal war. Für die Bewohner Österreichs war diese Zeit eine schwierige Zeit, Hunger war der
Hauptfaktor, um den sich die Menschen Sorgen machten, das Essen hatte kein echter Geschmack
mehr und aus diesem Grund hielten viele Menschen Tiere zu Hause, um sie später zu opfe rn.
Geschäfte wurden nicht beliefert, die Kleidung stellte auch eine Schwierigkeit für die Menschen
dar, denn sie konnten ihre täglichen Aufgaben bei der Arbeit aufgrund von Mangel an
Nahrungsmitteln kaum erfüllen. Die Gesellschaft versuchte, alle mögliche n Lösungen zu finden,
um zu überleben und letztendlich wandt en sie sich dem ursprünglichen Tausch ein. Bald setzen die
Macht haber dieser verborgenen Praxis ein Ende.
Die Bevölkerung wurde von allem, was geschah, immer mehr in Bedrängnis gebracht,
denn die Abwertung des Geldes war ein sehr sichtbares Element bei allen. Die Gesellschaft war von
einem totalen Chaos geprägt, wobei jeder einzelne Preis nach eigenem Belieben festlegte, während
die Vermietung von Wohnungen für die Eigentümer eine Ungerechtigkeit d arstellte, die jegliche
Preiserhöhung verbot, und die Mieter davon profitierten. Diese Gesellschaft, in der die Menschen
wuchsen, wirkte ironisch, weil: „Bald kostete in Österreich eine mittelgroße Wohnung für das
ganze Jahr ihren Mieter weniger als ein ei nziges Mittagessen; ganz Österreich hat eigentlich fünf
oder zehn Jahre meh r oder minder umsonst gewohnt.”132
In die Zeiten „ein Ei in Österreich so viel kostete wie früher ein Luxusautomobil und in
Deutschland später mit vier Milliarden Mark – soviel etwa w ie vordem der Grundwert aller Häus er
Groß -Berlins -bezahlt wurde.”133
Während der Vorkriegsinflation, die ungefähr drei Jahre dauerte, war die wichtigste und
beständigste Aktivität die Fremdwährung. Die Menschen begannen, den Sinn des Lebens mehr zu
schätzen, die Arbeit, die Kunst und die Freundschaft zu schätzen, weil sie mit der Abwertung des
Geldes die wichtigsten Aspekte der Existenz erkannten. „Nie habe ich bei einem Volke und in mir
selbst den Willen zum Leben so stark empfunden wie damals, als es um das Letzte ging: um di e
Existenz, um das Überdauern.”134
Zweigs Italienreise nach dieser Inflation war für ihn ein Informationsschub, da die Mauern,
auf denen „Viva Lenin” stand, seinen Verdacht auf einen bevorstehenden Krieg bestätigen. In
Italien war Mussolin i der Vertreter einer Oppositionsgruppe gegen die politische Partei, die die
mehrheitliche Position besaß. Auch solche Gruppen gab es in alle Regionen Deutschlands, aber

132 Ebenda, S.302.
133 Ebenda, S.304 -305.
134 Ebenda, S .306.

43
niemand achtete auf jene Menschen, die in ihrer Kleidung im Austausch gegen rote und s chwarze
Hemden die folgende europäische Entwicklung ankündigten. Der Streik in Venedig war Zweigs
klarer Beweis dafür, dass der Faschismus Realität und gut systematisiert war.
Alle diese Ereignisse konnten nicht vollständig vorhersagen, was über einen best immten
Zeitraum geschehen könnte, aber für Zweig war klar: „Aber daß ein Kampf hier und überall
bevorstand und daß unser Friede nicht der Friede war, war mir von diese r Stunde bewußt.”135
Das Auftreten von Hitler und jungen Männern in Stiefeln, die ähnliche Kleidung wie die
russischen Uniformen trugen, die Demonstrationen und Märsche organisierten, während sie Lieder
sangen und Anzeigen mit Swastika platzierten, war ein Zeichen dafür, dass es eine starke Energie
gab, die sich nicht nur mit dem Finanzbereich befasste. Nach der Rückkehr von seiner Verhaftung
brachte Hitler die Inflation, politische Krisen und Arbeitslosigkeit mit. Die Menschen fühlten das
Bedürfnis nach Organisation im deutschen Staat, wobei Disziplin immer ein besonderes Element
für die Gesel lschaft war, über Freiheit und Gerechtigkeit. Wie Zweig sagte „wer Ordnung
versprach – selbst Goethe hat gesagt, daß Unordnung ihm unlieber wäre als selbst eine
Ungerechtigkeit -, der hatte von Anbegin n Hunderttausende hinter sich.”136
Berühmte Zeitungen garan tierten der Welt, dass diese Bewegung nicht lange anhalten wird,
anstatt die Menschen über die Gefahr, die sie erwartet, zu informieren. Zahlreiche deutsche
Intellektuelle sahen in Hitler keine wirkliche Gefahr und akzeptierten nicht, dass ein Mensch ohne
Schule jemals ein Führer werden könnte. Als Hitler zum Kanzler ernannt wurde, ging die ganze
Gemeinde davon aus, dass er nur ein vorübergehender Ersatz sein würde.
Alle, mit denen Hitler vor Jahren Bündnisse geschlossen hatte, um eine gute politische
Haltu ng einzunehmen, warteten auf die Ergebnisse, die er versprochen hatte. So hofften
mittelständische Händler, Hitler würde die entwickelten Läden auf dem Markt verbieten, die die
Hauptgegner der nicht markierter Kaufleute darstellten. Aufgrund von Hitlers Li st wurde diese
Verpflichtung jedoch nie eingehalten. Nicht einmal die Juden glaubten an Hitlers Macht, solange
sie auf die Leute im Parlament setzten, die gegen ihn waren, sondern auch auf die Tatsache, dass
das Recht in diesem Staat gut verwurzelt war.
Die Welt war ruhig, nachdem der Reichstag niedergebrannt wurde, und glaubte, dass sich
alles positiv entwickeln und diese Umkehrung vorübergehen würde. Weil die Menschheit
emanzipiert war und sich bereits im 20. Jahrhundert befand, konnten solche Probleme in der
Konzeption der Gemeinschaft nicht lange anhalten. Aber der Moment, in dem die Nation von den

135 Stefan Zweig (2010), Die Welt von Gestern: Erinnerungen eines Europäers, S. Fischer Ver lag, Frankfurt am Main,
S.318.
136 Ebenda, S.371.

44
Konzentrationslagern und den mysteriösen Räumen in der Kaserne hörte, in denen Menschen
getötet werden sollten, war schrecklich.
Als die ersten Flüchtlinge ve rwirrt und in schattigen Kleidern auftauchten, denen
anscheinend das Essen fehlte, bezeugte Zweig die Wirkung, die dieses Bild auf ihn hatte: „Aber
noch ahnte ich nicht, als ich diese Ausgetriebenen sah, daß ihre blassen Gesichter schon mein
eigenes Schick sal kündeten un daß wir alle Opfer sein würden de r Machwut dieses einen
Mannes.”137
Nach Zweigs Rückkehr aus England in sein geliebtes Land Österreich empfand er die
Situation in Österreich als schrecklich. Die Geistlichkeit und die bürgerlichen Gruppen wurd en
zunehmend von nationalistisch -sozialistischen Journalisten provoziert, man fühlte die Spannung
Deutschlands, die auf die Macht wartete.
Seit Dollfuss eine Volksgruppe mit dem Namen „Heimwehr” gebildet hat, war diese Gruppe
Teil der terroristischen Bewegung. Zu dieser Organisation gehörten auch die Angehörigen der
unteren Gesellschaftsschicht, beispielsweise arbeitslose Anwälte, berufslose Ingenieure,
bescheidene Menschen die sich gegenseitig nicht mochten.
Dolfuss diente als Offizier im Ersten Weltkrieg und im Jahr 1930 wurde er Bundeskanzler
von Österreich. Er trifft sich im Jahr 1933 mit Mussolini in Riccione, um die Vereinigung von
Österreich mit Nazi -Deutschland zu verhindern, um die Unabhängigkeit Österreichs auf Kosten des
Ausschlusses all er politischen Parteien zu gewinnen und der Revision der österreichischen
Verfassung nach faschistis ch-korporatistischen Maßstäben.138
Die Heimwehr -Gruppe wollte die Regierung übernehmen und die Macht der Führung die in
Mussolinis Händen war, zu übernehmen. Diese Regierung wollte Österreichs Freiheit erhalten und
gegen Hitlers Macht verteidigen. Aber Hitlers Partei hatte keinen Grund, sich um eine Schlacht zu
sorgen. Es wurde keine Einigung zwischen den beiden Parteien erzielt, und diese Gruppen standen
sich bereits gegenüber. Das Ende war unvermeidlich, und Zweig erinnerte sich, während er die
Spannung um sich herum beobachtete, an Shakespeares Worte, die mit Gewissen erfüllt waren:
„Ein so düsterer Himmel wie dieser w ird nur mit Sturm wieder hell.”139
Dollfuss ' Männer kämpften gegen den Faschismus, dies war der letzte Versuch in Europa, in
dem die Demokratie gegen den Faschismus gekämpft hat. Der Angriff hatte begonnen und Dollfuß
wurde an einem Tag in Wien ermordet. Die Zeitungen sendeten unwahre Nachrichten ü ber alles,
was passierte, und erwähnten, dass der Aufstand der Sozialdemokraten fast ausgeschlossen war.
Aber die Wahrheit war ganz anders, am Tag der Offenbarung der wirklichen Lage hatten die

137 Ebenda, S.374.
138 https://biography.yourdictionary.com/engelbert -dollfuss , 14.04.2019.
139 Ebenda, S.412.

45
Ausschreitungen ihren Höhepunkt erreicht und die Regierung ord nete sogar die Zerstörung d er
Häuser der Arbeiter mit Panze rn.
Aufgrund der fehlerhaften Informationen, die von der Presse verbreitet wurden, machten die
Bewohner der Innenstadt ihre täglichen Aktivitäten ohne Sorgen und stützten sich in der Regel auf
offizielle Ankündigungen, die besagten, dass das Missverständnis beendet war, während sich
diejenigen in der Peripherie mitten in der Schlacht befanden. Ein paar Tage nach dem Ende der
Schlacht erfuhr man was in der ganzen Stadt schon passiert ist.
Die Dur chsuchung, die in Zweigs Haus in Salzburg stattfand, war eine ungewöhnliche
Tatsache, da die Gesellschaft zu Beginn des Jahres 1934 nicht mehr an Durchsuchungen,
Beschlagnahmen von Eigentum oder die Überredung von Menschen gewöhnt war, ihre Heimat oder
ihr Land zu verlassen, in Angesicht der Gesellschaft der letzten Jahrzehnte, die diese Ereignisse
häufig erlebt hat. Umso unverständlicher waren diese Ordnungen für die Gemeinde von 1934, da
hinter dieser Ordnung sicherlich ein grundlegendes Argument verborge n war, weil ein Bürger wie
Zweig nie in die Politik verwickelt gewesen war und seit viele Jahren nicht mehr zum Wahlen
gegangen ist.
Weil dieses Geschehen möglich unwichtig erscheint, hat für Zweig diese Episode, in der er
den sich verschlechternden Zustan d Österreichs feststellte, eine symbolische und vorhersagende
Rolle. Stefan Zweig öffentlicht seine Gefühle: „Mein Haus gefiel mir nicht mehr seit jenem
amtlichen Besuch, und ein bestimmtes Gefühl sagte mir, daß solche Episoden nur schüchternes
Vorspiel vi el weite rerreichender Eingriffe waren.”140
Hitler beharrt auf seiner Idee, dass er nur die Deutschen in den Randgebieten in seine Nähe
bringen will, und wenn dies geschieht, wird er sich versöhnen und der Kommunismus durch
Danksagung verschwinden lassen. Abe r das war eine listige Strategie seinerseits, um so viele
Menschen wie möglich zu locken, und es scheint, dass dieses Verfahren funktionierte. Aber
„niemand begriff, daß Österreich der Stein in der Mauer war und daß Europa niederbrechen mußte,
sobald man i hn heraussprengte.”141
Die Sorge der Bevölkerung um die Situation in Europa, die alle, auch Zweig, zwischen
Hitlers Eroberung und dem Beginn des Zweiten Weltkriegs so sehr belastet hat, haben die Bürger,
vor allem Bürger wie Stefan Zweig dazu geführt, mehr a ls je zuvor zu reisen.
Alle Einwohner Österreichs hatten begonnen, dem Politiker Schuschnigg zuzustimmen. Er
wurde zuerst Justizminister in der Regierung von Dollfuß ernannt und dann Erziehungsminister und
schließlich Bundeskanzler nach der Ermordung von D ollfuß. Schuschniggs Kompromisse gegen

140 Stefan Zweig (2010), Die Welt von Gestern: Erinnerungen eines Europäers, S. Fischer Verlag, Frankfurt am Main,
S.399.
141 Ebenda, S.403.

46
Hitler über die Situation der österreichischen Nationalsozialisten, die mit der Unterzeichnung eines
Abkommens im Jahr 1936 begannen, bildeten den Beginn des Endes der ö sterreichischen
Unabhängigkeit.142 Aber jedes der Leute, die „Heil Schuschnigg” ausrie fen, hieß damals „Heil
Hitler”.143 Dies wurde im März 1938 bewiesen, als Österreich das Opfer von Hitlers Mechanismus
war. So wurden Personen mit unterschiedlichen Positionen, Juden oder Universitätsprofessoren
gewaltsam z u Tempeln gebracht und gezwungen, im Chor „Heil Hitler” zu rufen.
In den Tagen vor Hitlers Machtantritt war es in der Gesellschaft nicht erlaubt, eine Person
ohne die Entscheidung der Richter zu töten, was illegal gesehen wurde. Während der
nationalsoziali stischen Herrschaft war Folter jedoch eine Technik, die sich durchgesetzt hatte. Die
Welt hatte sich während des Zweiten Krieges an Gewalt gewöhnt, an den Mangel an
Menschlichkeit, was seit Hunderten von Jahren nicht mehr passiert ist.
Die Leute warteten wieder auf Nachrichten aus dem Radio, erschüttert von den Nachrichten,
die sie erhalten mussten, ob es nun ein Krieg sein würde oder nicht; und so erlebte man ähnliche
Momente wie denen vor dem Ersten Weltkrieg.
„Es war wieder Krieg, ein Krieg, furchtbarer und weitausgreifender als je zuvor ein Krieg
auf Erden gewesen. Abermals war eine Zeit zu Ende, abermals begann eine neue Zeit.”144

2.7. Die Jugend früher versus die Jugend heute

Die Generation vor dem Ersten Weltkrieg, insbesondere Familien mit einer besseren
Situation, wollte, dass ihre Kinder zu gebildeten und ausgebildeten Menschen werden. In dieser
Hinsicht waren die Lehrer in die Bildungsaktivitäten der Kinder involviert, indem sie ihnen
Fremdsprachen beibrachten und ihre musikalische Ausbildung b etreuten. Das Universitätsstudium
war ein wichtiges Element für junge Menschen, die zu den wohlhabenden Familien jener Zeit
gehörten, denn die Auffassung der Eltern war, dass man mit dem Doktortitel eine herausragende
Persönlichkeit in der Gesellschaft wer den konnte.
Kinder und Jugendliche in der Zeit, als Zweig die Schule besuchte, betrachteten die Schule
nicht als Bildungsinstitution, sondern nur als einen Ort, an dem sie nach bestimmten Regeln
gefoltert und gelangweilt wurden, ohne dass die Lehrer Nachgiebigkeit zu den Ansichten der
Schüler hatten. Zweig hebt den Unterschied zwischen den Kindern seiner Generation und denen des
heutigen Jahrhunderts hervor, die glücklich und frei sind:

142 https://www.britannica.com/biography/Kurt -von-Schuschnigg , 14.04.2019.
143 Ebenda, S. 432.
144 Stefan Zweig (2010), Die Welt von Gestern: Erinnerungen eines E uropäers, S. Fischer Verlag , Frankfurt am Main,
S.444.

47

Noch immer kommt es mir unwahrscheinlich vor, wenn ich beobacht e, wie heute Kinder
unbefangen und fast au pair mit ihren Lehrern plaudern, wie sie angstlos statt wie wir mit einem
ständigen Unzulänglichkeitsgefühl zur Schule eilen, wie sie ihre Wünsche, ihre Neigungen aus
junger, neugieriger Seele in Schule und Haus o ffen bekennen dürfen – freie, s elbständige,
natürliche Wesen.145

Die Beziehung zwischen Lehrer und Schülern in der alten Schule war schon immer ein
Hindernis, während es für Lehrer angebracht wäre, die Merkmale jedes Schülers zu identifizieren
und einige Beobachtungen zu jedem zu machen. Im Gegensatz zu damals werden in dieser Zeit
sogenannte Berichte erstellt. Diese von den Schulinstitutionen angewandte Methodik war jedoch
ein vorab festgelegter Plan. Die Gesellschaft war misstrauisch gegenüber jungen Men schen,
kümmerte sich nicht darum und wollte nicht, dass sie in ihrer Entwicklung unterstützt werden. So
wurden die jungen Leute, die mehr Ideen hatten, Prinzipien zu ändern, als zweifelhafte Individuen
angesehen, und die Entfernung von ihnen war die Lösung .
Dreißigjährige galten immer noch als unreif und waren nicht darauf vorbereitet, ein höheres
Maß an Verantwortung zu übernehmen. Diese Vorstellungen von Österreich, das ein altes Land
war, waren absurd, wie Stefan Zweig feststellte: „So geschah das heute fast Unbegreifliche, daß
Jugend zur Hemmung in jeder Karriere wurde und nur Alter zum Vorzug.”146
So wie sich die Zeiten geändert haben, haben in die zeitgenössische Ära die Älteren
Veränderungen gemacht, um jünger auszuschauen. Jugend gilt als die wohlhaben dste Zeit,
Begeisterung und Mut sind die bestimmenden Attribute dafür, jedoch mussten sich junge
Menschen, die eine höhere Position anstrebten, verkleiden, um bemerkt zu werden. Die Presse
verbreitete alle Arten von Informationen über nützliche Methoden, u m das Wachstum von Bärten
zu beschleunigen. Goldgerahmte Brillen wurden auch von jungen Leuten verwendet, insbesondere
von Ärzten, die ein Universitätsstudium abgeschlossen hatten, um besonders und erfahren
auszusehen.
Es gab dann auch eine spezielle Art und Weise, ein besonderes Gehen zu erreichen. Man
musste eine feine und leichte Körperfülle haben, um diesen Ruhm zu erlangen. Ein anderer Prozess
des Bildungssystems, der sowohl in der Gesellschaft als auch in den Famil ien praktiziert wurde,
basierte auf der Unabhängigkeit junger Menschen, jedoch dieses Element war für sie unbekannt.
Ihnen wurde beigebracht, dass sie bestimmte Pflichten hatten und dass sie unterworfen werden
mussten, bevor ihnen mitgeteilt wurde, dass es auch einige Rechte für sie gab. Die Methode der
Einschüchterung wurde zu dieser Zeit eingeführt und funktionierte schon in jungen Jahren recht

145 Ebenda, S.43.
146 Ebenda, S.47.

48
gut. Diejenigen, die im Gymnasium waren und schlechte Noten bekamen, hatten Angst, zur Arbeit
geschickt zu werde n, und diese Bedrohung war damals die ernsteste für sie.
Die Jugendlichen durften nicht ihren Standpunkt vertreten oder sich den Regeln
widersetzen. Aus all diesen Gründen hatten die Lehrer ein unzugängliches Verhalten gegenüber den
Schülern und mussten al l ihre erfinderischen Gedanken und Reflexionen über die Welt jenseits des
pädagogischen Raums verschieben. Zweig sagte über das Bildungssystem, dass seine „wahre
Mission im Sinne der Zeit war nicht so sehr, uns vorwärtszubringen als uns zurückzuhalten, ni cht
uns innerlich auszuformen.”147
Infolge dieses Lehrplans können zwei Konsequenzen beobachtet werden, nämlich entweder
der Stimulationseffekt oder der Lähmungseffekt. Aber dieser Prozess der Behörden führte
letztendlich dazu, dass sich die Jugendlichen min derwertig fühlten und andere den Wunsch
verspürten, unabhängig zu sein. Ein Einfluss dieser Praxis manifestierte sich auf Zweig, der sich
wegen dieser Einschränkung sein ganzes Leben lang den Behörden entgegenstellte.
Das Bildungssystem war ineffizient. Di e Schülerinnen und Schüler waren in den für sie
interessanten Fächern dokumentierter als ihre Lehrer geworden. Sie sammelten mehr Information
als ihre Lehrer, die sich nach dem Arbeitstag nicht mehr weiterbildeten. Es war nicht Wert, sich
pädagogisch anzup assen, während es außerhalb der Schule völlig anders war und die Stadt neue
Überraschungen wie Theater, Museen, Musik und Universitäten brachte. „So warf sich unser
zurückgestauter Wissendurst, die geistige, die künstlerische, die genießerische Neugierde, die in der
Schule keinerlei Nahrung fand, leidenschaftlich all dem entgegen, was außerhalb der Schule
geschah.”148
Die Neigung zur Literatur, insbesondere zu Kunst und Theater, wurde von jungen
Menschen, aber auch von der gesamten Wiener Gemeinde, als ein ge meinsames Anliegen
angesehen. Dies waren die Interessen der damaligen Zeit, wobei Sport, Kartenspiele oder eine
Freundschaft mit einem Mädchen als beschämende Aktivitäten galten.
Das Interesse an Literatur ist zu einem Beruf für junge Menschen geworden und auch zu
einem gemeinsamen Diskussionsthema. Die Gymnasiasten versteckten Gedichte zwischen den
Blättern ihrer Lehrbüchern und die Notizbücher wurden für persönliche Zwecke verwendet, um
Gedichte zu transkribieren, die von den geliehenen Werken beeindruckend waren.

147 Stefan Zweig (2010), Die Welt von Gestern: Erinnerungen eines E uropäers, S. Fischer Verlag , Frankfurt am Main,
S.49.
148 Ebenda, S.51.

49
Stefan Zweig berichtet über diese Begeisterung: „Wie ein Fieber war es über uns
gekommen, alles zu wissen, alles zu kennen, was sich auf allen Gebieten der Kuns t, der
Wissenschaft ereignete.”149
Die jungen Leute liehen sich zu dieser Zei t Bücher aus der Bibliothek aus, welche sie
anderen Leuten weiter ausliehen und auf diese Weise lasen sie jedes Buch, das sie erhielten. Der
Treffpunkt und der am besten geeignete Lesesaal war das Café, das in Wien von besonderer
Bedeutung war und der Ort, an dem jeder Zugang zur Kultur hatte.
Es gab in den Cafés renommierte Zeitungen und Zeitschriften aus der ganzen Welt,
Informationen über das Erscheinen von Büchern und verschiedene kulturelle Veranstaltungen. Dies
war die spirituelle Erfüllung offener un d junger Köpfe, um Wissen zu erwerben, das niemandem
zur Verfügung stand und gefährlich war. Für die kulturhungrige Generation schien nichts schwer
vorstellbar.
Zweig ähnelt dem Gefühl der Jugend seiner Zeit mit Balzacs Jugend, das er mit folgendem
Satz be schreibt: „Les gens célèbres étaient pour moi comme des dieux qui ne parlaient pas, ne
marchaient pas, ne mangeaient pas comme les autres hommes.”150
Die Gymnasiasten hatten die Möglichkeit, die Literatur auszuwählen, wie sie diese bei all
ihren Gesprächen herausgefunden hatten. In einer Diskussion, die Stefan Zweig mit seinem Freund
Paul Valéry führte, über den Erwerb weniger bekannter Bücher und über die Tatsache, dass Zweig
alle seine Texte gelesen hatte, die noch in Paris zu finden waren, jedoch in Wien unzugänglich
waren, bringt Paul Valérysein Verständnis für Zweig zum Ausdruck: „Junge Leute entdecken sich
ihre Dichter, weil sie sich nie entdecken wollen.”151
Die Jugendlichen waren immer auf der Suche nach Neuem, weil sie sich auf ihre Generation
und nicht auf ihre Eltern beziehen wollten.

Jugend besitzt wie gewisse Tiere einen ausgezeichneten Instinkt für Witterungsumschläge, und so
spürte unsere Generation, ehe es unsere Lehrer und die Universitäten wußten, daß mit dem alten
Jahrhundert auch in den Kunstanschauungen etwas zu Ende ging, daß eine Revolution oder
zumindest eine Umstell ung der Werte im Anbeginn war.152

Berühmte Persönlichkeiten von Zweigs Eltern Generation, wie Johannes Brahms, Gottfred
Keller und Eduard von Hartmann interessierten die Jugendlichen nicht mehr, obwohl sie die
standhafte Welt repräsentierten.

149 Ebenda, S.52.
150 Ebenda, S.55.
151 Ebenda, S.56 -57.
152 Ebenda, S.57.

50
Ihr eher ruhiger Stil entspricht nicht mehr den besorgten Wünschen der heutig en Jugend. In
dieser Zeit wurde der Vertreter der jungen deutschen Generation, Hermann Bahr, bekannt.
Unerwartet gab es eine andere Weltanschauung, die sowohl im Musikbereich mit ihren Vertretern
Strauss, Debussy und Susorgski als auch im literarischen Ber eich mit Hauptmann, Dostojesvki,
Verlaine und Mallarmé gezeigt wurde. Auch Nietzsche war derjenige, der eine besondere Rolle im
radikalen Wandel der Philosophie spielte, er übernahm eine mutigere Architektur als die klassische
Struktur. Diejenigen, die die alte Gesinnung aufgestellt hatten, sahen plötzlich die Bedrohung, die
auf sie überging.
Der Versuch der Journalisten, zu verhindern, dass junge Menschen von der neuen
Bewegung angezogen werden, die sie für unmoralisch und willkürlich halten, führte nicht zum
gewünschten Ergebnis, so dass der junge Geist des Jugend ermutigte, mit einer solchen Aufregung
sich mehr zu mobilisieren: „Wir hatten das Gefühl, daß eine Zeit f ür uns, unsere Zeit begann, in der
endlich Jugend zu ihrem Recht kam.”153 Die Tatsache, dass neue Persönlichkeiten Maler, Dichter
und Komponisten alle jungen Menschen waren, darunter Rainer Maria Rilke und Gerhart
Hauptmann, war eine große Faszination für die junge Generation, die sich in diesen
unterschiedlichen Menschen widerspiegelten.
In der bürgerlichen Gesellschaft bildete sich die Gruppe „Jung -Wien“ mit Arthur Schnitzler,
Richard -Beer Hofmann und Hermann Bahr als Mitglieder. Diese literarische Bewegung zielte auf
europäische Anerkennung. Hugo von Hofmannsthal war gleichfalls eine wichtige P ersönlichkeit,
die die jüngere Generation stark beeinflusste. Stefan Zweig erzählt von dieser Persönlichkeit, dass
er bei einer Konferenz die Gelegenheit hatte, seine Brillanz zu bemerken: „eine Metapher band sich
der andern so natürlich wie Hand mit Hand, Perspektiven hoben sich wie plötzliche Kulissen hinter
dem schon abgeschlossen vermeinten Horizont – in jener Vorlesung zum erstenmal und sp äter bei
persönlichen Begegnungen habe ich wahrhaft den ’flatus’, den belebenden, begeisternden Anhauch
des Inkommen surablen, des mit der Vernunft nicht vo ll Erfaßbaren bei ihm gefühlt.”154
Dass Hofmannsthal in ähnlichen Bedingungen wie die jungen Menschen seiner Zeit
gewachsen ist, und es noch geschaffen, ein Dichter zu werden, war ein Modell mit sehr klaren
Zielen für d ie jüngere Generation: „ Durch Hofmannsthal war uns gewisserma ßen ad oculus
demonstriert, daß es prinzipiell möglich sei, auch in unseren Jahren und selbst in der
Kerkeratmosphäre eines österreichischen Gymnasiums Dichterisches, ja dichte risch Vollendetes z u
schaffen.”155

153 Stefan Zweig (2010), Die Welt von Gestern: Erinnerungen eines Europäers, S. Fischer Verlag , Frankfurt am Main,
S.58.
154 Ebenda, S.64.
155 Ebenda, S.66.

51
In Wien versuchten die Schüler, ihre Fähigkeiten zu entdecken, bevor sie sie ausdrücken
konnten. Einige von ihnen wollten Schauspieler werden, andere wollten Dirigenten, Komponisten
oder Sänger werden, weil sie über gute Kenntnisse und eine l ange Ausbildung auf dem Gebiet der
Musik verfügten. Neben all diesen kulturellen Belangen war die Perspektive der Literatur der
wichtigste und gründlichste Aspekt. Die Jugendlichen traten in ihren Zeitschriften gegeneinander
an, so dass der Name eines Koll egen von Zweig auf der Titelseite eines bekannten Magazins
erschienen war, der Name eines anderen Kollegen in der deutschen Zeitschrift „Blätter für die
Kunst” erschien, während Zweig zum ersten Mal in „Gesellschaft“ und „Zukunft“ erwähnt wurde.
Diese Neigung junger Menschen zu dem Wunsch so vieles zu wissen, war in erster Linie auf
das impulsreiche städtische Umfeld zurückzuführen, das von Natur aus ein künstlerisches war.
Ansonsten kann man aber sagen, dass das Jugendalter eine wichtige Rolle gespielt hat, das das
Verlangen nach Literatur bestimmt hat, wie Zweig betont:

Im alter der Pubert ät geht das Dichterische oder der Antrieb zum Dichterischen eigentlich durch
jeden jungen Menschen, freilich meist nur eine flüchtige Welle, und es ist selten, daß solche
Neigung die Jugend überlebt, da sie ja selbst nur Emanation der Jugend ist.156

Damals war Kleidung keine Priorität für junge Leute, weil sie Geld sparten, um Bücher,
Eintrittskarten für Theater oder Konzerten zu kaufen und was Mädchen über Jungs dach ten war
ihnen gleichgültig, denn sie hatten den Wunsch, andere wichtigere Menschen zu beeindrucken, mit
einer besseren sozialen Position. Die Mädchen galten immer noch als geringerwertiger als die
Jungen, und mit einem Mädchen zu reden war eine verlorene Z eit, weil die Jungen sie für schlauer
hielten. Sport war eine Aktivität, die für niemanden von Interesse war, somit wurde er von den
meisten Jugendlichen ignoriert, obwohl sich heute das Konzept der Jugend über diese Aktivität
geändert hat und als nutzbar für di e Gesundheit wahrgenommen wird.157 Zweig berichtet in seinem
Buch: „ Einem jungen Menschen von heute begreiflich zu machen, bis zu welchem Grade wir alles
Sportliche ignorierten und sogar verachteten, d ürfte nicht leicht sein.”158
Zu den Präferenzen und Lieblingsbeschäftigungen junger Menschen zählten auch Schach
und in gewissem Maße die Leidenschaft für die Natur, weil sie den Geist einer Dichter hatten. Im
folgenden Zeit waren sie bereits für den Krieg vorbereitet, aber junge Leut e waren so fasziniert von
Literatur, Büchern und Malerei, dass sie nicht die Verwandlungen in ihrer Stadt beachteten. Die
gesamte Bevölkerung war an den Spannungen interessiert, die sich bei den sozialen und politischen
Entscheidungen ergeben hatten, währe nd die junge Generation den Bibliotheksbesuchen mehr
Aufmerksamkeit schenkte. Stefan Zweig erzählt in seiner Autobiografie über das Gleichgültigkeit

156 Ebenda, S.69.
157 Ebenda , S.51 – 70.
158 Ebenda, S.71.

52
der Jugendlichen gegenüber der Zukunft des Landes: „Die Massen standen auf, und wir schrieben
und diskutier ten Gedichte. Wir sahen nicht die feurigen Zeichen an der Wand, wir tafelten wie
weiland König Belsazar unbesorgt von all den kostbaren Gerichten der Kunst, o hne ängstlich
vorauszublicken.”159 Sobald das neue Jahrhundert begann, hat man verstanden, dass es t atsächlich
das Ende der Autonomie in Europa war.
Die ganze damalige Gesellschaft führte die Jugend dazu, eine zurückhaltende Einstellung
gegenüber der Sexualität zu zeigen. In den letzten Jahren war dieses Thema mit den
Hauptelementen Sport, Psychoanalyse von Sigmund Freud, Jugend und Frauenunabhängigkeit
äußerst umstritten.

Versucht man den Unterschied der bürgerlichen Moral des neunzehnten Jahrhunderts, die im
wesentlichen eine victorianische war, gegenüber den heute gültigen, freieren und unbefangeneren
Anschauungen zu formulieren, so kommt man der Sachlage vielleicht am nächsten, wenn man
sagt, daß jene Epoche dem Problem der Sexualität aus dem Gefühl der inneren U nsicherheit
ängstlich auswich.160

Diejenigen, die in den vergangenen Jahren gelebt hatten, verbanden dieses Problem mit dem
Drang des Teufels, und in diesem Sinne wurden im Mittelalter sogar Strafen verhängt. Das nächste
Jahrhundert konnte nicht so auferlegt werden wie das Mittelalter. Sie betrachteten Sexualität als
Disziplinlosigkeit und damit als Ungehorsam gegenüber den Regeln der bürgerlichen Welt. So
hatten die jungen Leute die Vereinbarung, ihre Bedürfnisse zu befriedigen, aber die Gesellschaft
behauptete, dass dies mit Vorsicht getan wurde, nicht im Lichte des Tages.
Da diese Verpflichtun g nicht mehr aufgehoben werden konnte, war sie zumindest zu
verbergen, so dass das betreffende Thema in keiner öffentlichen Einrichtung wie der Schule, auch
nicht in Familien, diskutiert wurde. Institutionen und gewöhnliche Menschen befassten sich mit
allem, was die Beseitigung der Sexualität und ihre Existenz bis dahin beinhaltete. Aber auch Freuds
Prinzip zeigt das Gegenteil, da Zweig diese Grundlage kannte:

Für uns, die wir seit Freud wissen, daß, wer natürliche Triebe aus dem Bewußtsein zu verdrängen
sucht, sie damit keineswegs beseitigt, sondern nur ins Unterbewußtsein gefährlich verschiebt, ist
es leicht, heute über die Unbelehrtheit jener naiven Ver heimlichungstechnik zu lächeln.161

Für die Welt, die im neunzehnten Jahrhundert lebte, war die Tatsache, natürliche Dinge zu
verbergen, eine Möglichkeit, dieses Problem zu lösen. Wenn die Jugendlichen in einem Zustand der
Unwissenheit und Verwirrung gehalten würden, könnten sie dies möglich erweise ihrer Sexualität
vergessen. Nach diesem Prinzip bedeutete es, dass Institute, die die Rolle des spirituellen Mentors

159 Stefan Zweig (2010), Die Welt von Gestern: Erinnerungen eines Europäers, S. Fischer Verlag , Frankfurt am Main,
S.78.
160 Ebenda, S.80.
161 Ebenda, S.81.

53
für junge Menschen spielten, wie die Schule und die Kirche, danach dem Bereich Mode, Justiz,
Zeitungen und Salons, und danach die Wissenschaft, deren Aufgabe es war, vorurteilsfrei mit allen
Schwierigkeiten umzugehen. Aber dieses Gebiet war berechtigt, mit solchen unanständigen Dingen
nicht umgehen zu können, weil die Ehre dieser Wissenschaft gefährdet gewesen wäre.

Meinte jene Epoc he nur das ’Gefühlvolle’ und das ’Erhabene’ zeigen zu dürfen , nicht aber auch
das Peinliche und das Wahre. Von allen Fährnissen, Dunkelheiten, Verwirrungen der
Großstadtjugend findet man darum in der Literatur des neunzehnten Jahrhunderts kaum einen
flüch tigen Niederschlag.162

Als sich ein Autor dem Thema Prostitution näherte, fühlte er sich gezwungen,die schönsten
und würdigen Qualitäten einer Dame zu spielen, ein Charakter, der diese Eigenschaften nicht
verdient.
Aufgrund dieses verdeckten Verhaltens gab es eine Diskrepanz zwischen der Mentalität der
Jugend dieses Jahrhunderts und derjenigen der Gegenwart, ein Umstand, in dem die heutige Jugend
niemals die Wahrheit über die Art und Weise herausfinden wird, wie die junge Generation der
vorherigen Generation ihr Leben geführt hat. In ihrem Versuch, diese Kuriositäten zu entdecken,
indem sie selbst die wichtigsten Romane der Antike lesen, wie Thackerays und Dickens 'Bücher,
werden sie nur gemäßigte Darstellungen finden, weil die Autoren nicht die Freiheit hatt en, Werke
nach ihren eigenen Wünschen zu schaffen. Eine Ausnahme waren Dostojewski und Tolstoi, die
klarere Bilder schafften.
Stefan Zweig sagt über dieses Bildungsmuster, das zu seiner Zeit vorherrschte, dass es die
dringendste Sorge der Jugend war und di ese Weise nicht wiederhergestellt werden konnte. Dieses
Zeitalter lässt sich am Modestil ablesen, und diese Kleidung steht eindeutig für die Moral jener Zeit.
Die Mode dieser Zeit ist heute ein Grund zur Unterhaltung für die gesamte Gemeinschaft, denn ihre
Kostüme waren lächerlich, absonderlich und ungepflegt. Unter Frauen gab es als Mode ein Korsett
und Röcke, die sehr groß waren, und die Beine mussten ungefähr bis hinunter zu den Zehen bedeckt
sein. Das Tragen der Haarknoten, die eng unter dem Hut lagen, und der Handschuhe waren für
Damen auch bei sehr warmem Wetter unverzichtbar. Auf dem Gesicht dieser sanften Wesen konnte
das Elend und die Qual gelesen werden, weil sie den Normen der Zeit untergehen mussten. Die
Herrenmode bestand aus den Stehkragen mit dem Namen „Vatermörder“. Hinter dieser
komplizierten und kostbaren Frauenkleidung steckte in der Tat die Arbeit und die Schulung
derjenigen, die sie beschichteten und vorbereiteten, s owie die Hilfe der Hausmädchen.163

162 Ebenda, S.82.
163 Stefan Zweig (2010), Die Welt von Gestern: Erinnerungen eines E uropäers, S. Fischer Verl ag, Frankfurt am Main,
S.83-84.

54
Anders als zu Zeiten Zweigs, mit Ausnahm e der russischen Studentinnen, ließen alle Frauen
ihre langen Haare bis zu den Hüften wachsen, die vorher frisiert werden mussten, um letztendlich
sehr gut angezogen zu werden, so dass keine weibliche Figur zu sehen war. Aber dieser
Kleidungsstil hatte sei ne wohlmeinende und rätselhafte Rolle in Bezug auf die Vertuschung
weiblicher Formen, so dass man sich selbst bei Hochzeit des Bräutigams nicht vorstellen kann, ob
ihre Braut dünner oder dicker ist.

Je mehr eine Frau als ’Dame’ wirken sollte, um so wenige r durften ihre nat ürlichen Formen
erkennbar sein; im Grunde diente die Mode mit diesem ihrem absichtlichen Leitsatz doch nur
gehorsam der allgemeinen Moraltendenz der Zeit, deren Hauptsorge das Verdecken und
Verstecken war.164

Die Unmoral wurde stets in allen Bereichen überwacht, die Teil des menschlichen Lebens,
der Literatur, der Kunst, aber auch des Kleidungsstils waren. Frauen durften nicht einmal das Wort
Hosen sagen, daran denken, ein solches Kleidungsstück zu tragen. Sicher können sich die jungen
Leute von heute nicht vorstellen, dass dies ein Verbrechen war, wenn eine Frau Sporthosen trug.
Wenn zwei junge Menschen, ein Junge und ein Mädchen, allein auf einer Reise gingen ohne
jemand anderes sie zu überwachen, wurde angedeutet, dass das ei n Fall von Unmoral sein
könnte.165
Die Mädchen durften im Sommer nicht in kurzen Hosen Tennis spielen oder zumindest die
Arme frei haben, und noch empörender war, dass eine Frau mit den Beinen übereinander auf einem
Stuhl sitzt. Für die Jugendlichen von heute kann das wie eine Geschichte erscheinen, jedoch Zweig
veröffentlicht die unvorstellbaren Regeln, die für Mädchen und Frauen jener Zeit galten:

In den Pensionaten und Klöstern mußten die jungen Mädchen, um zu vergessen, daß sie einen
Körper besaßen, sogar ihr häusliches Bad in langen, weißen Hemden nehmen. Es ist durchaus
keine Legende oder Übertreibung, daß Frauen als alte Damen starben, von deren Körper außer
dem Geburtshelfer, dem Gatten und Leichenwäscher niemand auch nur die Schul terlinie oder das
Knie ges ehen.166

Der jungen Leute schien aber diese unnützliche Besorgung der Ära sehr lustig, weil sie in
der Familie oder auf der Straße von den unmoralischen Ereignissen hörten, die sich im täglichen
Leben abspielten. Besonders interessant für sie war die von der Gesellschaft entwickelte Methode,
das wahre Gesicht der Dinge zu verbergen. Als Zeichen der Rebellion begannen sie, unanständige
Worte auf Zäunen und an einigen versteckten Stellen zu zeichnen und zu schreiben.
Die frühere Generation, der es verboten w ar, sich ohne vorgefasste Vorstellungen unter den
Geschlechtern zu nähern oder gar zu sprechen, war viel interessierter und neugieriger auf den

164 Ebenda, S.85.
165 Ebenda, S.86.
166 Ebenda, S.86 -87.

55
erotischen Aspekt als die heutige Generation, die diesbezüglich frei ist. Stefan Zweig hebt dies
hervor: „Denn n ur das Versagte besch äftigt das Gelüst, nur das Verbotene irritiert das Verlangen,
und je weniger die Augen zu sehen, die Ohren zu hören bekamen, um so mehr träumten die
Gedanken.”167 Die Gesellschaft hat durch diese Lektion nichts anderes getan als Opposition und
Wut von der jungen Menschen herausbekommen, die Moral als Entführung aus ihrem Recht auf ihr
Alter betrachteten.
Mädchen wurden immer von Gouvernanten begleitet, um von Versuchungen behütet zu
werden. Sie hatten einen festen Zeitplan und wur den auf dem Weg zur Schule und zurück begleitet.
Die Bücher, die die Mädchen lesen wollten, wurden immer überprüft, und die wichtigste Technik
war immer, Aufgaben zu erfüllen, um das Programm des Mädchens vollzumachen, damit sie nicht
an gefährliche Dinge denkt. Das damals existierende Konzept, das Mädchen gut ausgebildet zu
sein, bedeutete, dass man sich mit allen Aspekten des Lebens überhaupt nicht auskannte. Weil sie
sich an diesen Lebensstil gewöhnt haben, haben einige der Frauen den Rest ihres Lebens a uf so
unüberschaubare Weise verbracht.168
Der Unterschied zwischen Mädchen damals und die Mädchen heutzutage ist, dass sie nicht
noch erröten, wenn ein Junge sie grüβt, was heute aber selten geschieht, weil die Gesellschaft einen
wichtigen Beitrag geleistet hat, indem sich mit der Zeit eine offene Mentalität herauskristallisiert
hat. Sogar junge Frauen von heute gehen anders, weil sie an Sport gewöhnt sind und diese Tätigkeit
ihnen ein gewisses Maß an Einsicht verleiht und ihre Art, Männer zu behandeln, eine
Gleichstellung ist, die in alten Zeiten zweifellos erreichbar wäre.
In seiner Autobiografie macht der Autor eine gute Beobachtung dieser signifikanten
Unterscheidung zwischen den Generationen, dass die jüngeren Frauen der früheren Zeit eher
weiblich waren:

Sie waren mehr Mädchen, als die Mädchen es heute sind, und weniger Frauen, in ihrem Wesen
der exotischen Zartheit von Treibhauspflanzen ähnlich, die im Glashaus in einer künstlich
überwärmten Atmosphäre und geschüutzt vor jedem bösen Windhauch aufgezogen werden: das
kunstvoll gezüchtete Produkt einer b estimmten Erziehung und Kultur.169

Ab einem bestimmten Zeitraum hatten einige der umsichtigeren Eltern begonnen, einen Arzt
einzuladen, um ihren Teenagern die Ausbildung zu geben, die sie in Bezug a uf Sexualität
benötigten. Viele Methoden wurden im Laufe der Zeit angewendet, aber nur eine Lösung war
verboten, und das war die aufrichtige und ehrliche Art und Weise, dieses Problem anzugehen. In
ländlichen Gebieten schien diese Frage der bürgerlichen We lt die Bewohner des Landes nicht zu

167 Ebenda, S.88.
168 Ebenda, S.89 -90.
169 Stefan Zweig (2010), Die Welt von Gestern: Erinnerungen eines Europäers, S. Fischer Verlag , Frankfurt am Main,
S.91.

56
berühren. Das eigentliche Problem tritt vor allem in der bürgerlichen Gesellschaft ein, wie die Ehe
in einem frühen Alter zu lösen, aber das war nicht möglich, aufgrund der Tatsache, dass ihr Vater
nie sein Einverständni s gab, dass sie zu einem jungen Mann ohne soziale Stellung anvertraut
werden soll.
Prostitution war ein weiteres Phänomen in der Gesellschaft, das einerseits wie alle anderen
Berufe als Beruf anerkannt wurde, aber aufgrund der moralischen Heuchelei, die in diesem Bereich
herrschte, nicht vollständig anerkannt wurde. Die Romane, die früher geschrieben wurden, drückten
nicht die Wahrheit darüber aus, wie die jungen Leute damals lebten. Für diese Jugendlichen war es
eine schwierige Zeit, die Mädchen waren scho n im jungem Alter isoliert, waren von der Familie
immer überwacht, und die Moral, die die Grundlage der Gesellschaft bildete, wurde von den jungen
Menschen, die von dieser Lehre in Versuchung geführt wurden, schlau zu sein, nicht ernst
genommen.
„Viel dramatischer und anderseits unsauberer, viel spannungshafter und gleichzeitig
bedrückender war also die Jugend in jener pseudomoralischen Zeit, als sie die Romane und
Theaterstüc ke ihrer Hofdichter schildern.”170 Zusätzlich zu den negativen Tendenzen dieser Zeit
hatte die Jugend jedoch auch einen Vorteil gegenüber der heutigen Generation, nämlich die Freiheit
der Staatsbürgerschaft, die es ihnen ermöglichte, sich entspannt auf Kunst zu konzentrieren. Zu
dieser Zeit waren die Reisen kostenlos, ohne die Notwend igkeit eines Reisepasses, niemand
kümmerte sich um die Herkunft der Jugendliche, die Religion oder die Grundsätze. Anders als die
Vorgängergeneration genoss die junge Generation ein aktives und intensives Leben, indem sie viel
verantwortungsbewusster lebte n.
Studenten, die im vorherigen Zeitalter auf die Universitäten gingen, wurden von anderen als
sozial höher eingestuft als diejenigen, die nicht das Privileg hatten, Universitätskurse zu besuchen.
Aber diese Weltanschauung hat sich im Laufe der Zeit in gan z Europa verändert, jedoch nahmen
sich vor allem österreichische und deutsche Studenten vor, die „alte“ S tudentenehre weiter zu
pflegen.171
Ein weiterer Aspekt, der einem echten Studenten ebenfalls wichtig war, war es, seinen Mut
zu beweisen und an zahlreich en Konfrontationen teilzunehmen. Außerdem musste das Gesicht des
jungen Mannes als Folge dieser Auseinandersetzun gen deutliche Spuren aufweisen.172
Die junge Generation der Vergangenheit hat immer das Gefühl gehabt, dass die Entstehung
eines Krieges jederzei t möglich sein wird, und aus diesem Grund war sie immer optimistisch und
vertraute auf die Menschlichkeit, was ihre einzige Unterstützung darstellt. Die Jugend entwickelte

170 Ebenda, S.101.
171 Ebenda, S.104 -105.
172 Ebenda, S.105.

57
sich und führte ihr Leben in dieser Zeit der Katastrophen, Unfälle und sozialen und politischen
Angriffe fort, die junge Menschen heute nicht nachvollziehen können. Doch vor dem Ersten
Weltkrieg veränderte sich die Menschheit, und die jungen Menschen fühlten sich aufgrund ihres
Alters stolz, im Gegensatz zu den Menschen, die während der Z eit ihrer Elterns lebten. Der Bart,
der einst in Mode war, verschwand plötzlich, wobei diese Veränderung zum ersten Mal bei jungen
Menschen sichtbar wurde und sie dann selbst bei den ält esten in diesen Trend einbezog.173
Zweig synthetisiert, was das jüngere Alter zu dieser Zeit wirklich bedeutete: „Jungsein,
Frischsein und nicht mehr Würdiktun wurd e die Parole.”174 Mädchen und Frauen waren nicht mehr
so schüchtern wie früher, sie gaben die unbeholfenen Korsetts auf und truge n kürzere Röcke, um
für den Sport feueriger zu werden. Mode war keine Tarnung mehr, und genau diese Einfachheit im
Verhalten und in den Aktivitäten junger Menschen hat ihr Natürlichkeit verliehen. Bei der
Schönheit der Menschheit war auch ein Gefühl der Un abhängigkeit zu beobachten. „Zum erstenmal
sah man schon junge Mädchen ohne Gouvernante mit jungen Freunden auf Ausflügen und bei dem
Sport in offener und selbstsicherer Kameradschaft.”175
Alle jungen Leute reisten, machten verschiedene Aktivitäten, wie z. B . kämpfen und Berge
besteigen. Die Einfallsreichtum beim Reisen nahm zu, und Mut war ihre Stärke. In den
Schwimmbädern war die Isolation zwischen Männern und Frauen, die aus einem Bretterzaun
bestand, für die Mädchen und Jungen diskreter und sie schämten s ich nicht mehr. Aufgrund der
Unabhängigkeit der Frauen war die Prostitution keine vorherrschende Einheit in der Gesellschaft
mehr.176
Im Laufe der Zeit hat diese Änderung des Jugendverhaltens viele Vorteile gebracht, und
durch diese Revolution haben sie Freiheit in der Liebe, die Heilung von Körper und Seele durch
Sport gewonnen, und das Glück der Frauen wird in ihrem ruhigen Blick gelesen. Diese Freiheit, die
ein Jugendliche heute hat, ist eine außergewöhnliche Sache, denn er muss seine Entscheidungen
und Taten nicht rechtfertigen und für sich behalten. Der wichtigste Aspekt dieses gesellschaftlichen
Wandels ist jedoch, ehrlich mit der eigenen Person und der Welt umzugehen.

Mag sein, daß durch die Unbekümmertheit, mit der die jungen Menschen von heute durch das
Leben gehen, ihnen etwas von jener Ehrfurcht vor den geistigen Dingen fehlt, die unsere Jugend
beseelte. Mag sein, daß durch die Selbstverständlichkeit des leichten Nehmens und Gebens
manches in der Liebe ihnen verlorengegangen ist, was uns beson ders kostbar und reizvoll
schien.177

173 Ebenda , S.203, 205.
174 Ebenda, S.205.
175 Stefan Zweig (2010), Die Welt von Gestern: Erinnerungen eines E uropäers, S. Fischer Verlag , Frankfurt am Main,
S.205.
176 Ebenda, S.205 -206.
177 Ebenda, S.103.

58

2.8. „Die We lt von Gestern” als Autobiograf ie

Stefan Zweig beginnt seine Autobiografie, indem er bescheiden sagt: „ Ich habe meiner
Person niemals so viel Wichtigkeit beigemessen, daß es mich verlockt hätte, anderen die
Geschich ten meines Lebens zu erzählen.”178 Dieses Buch ist mehr als eine Autobiografie zu
verstehen; es ist eine Klage über eine verlorene Welt, ein Zeugnis für Werte, wie Toleranz,
Humanismus und für die künstlerische und kulturelle Bemühungen. Dazu ist es, eine ungewöhnlich
beredte und bewegungslose Botschaft des Selbstmords.
In der Autobiografie skizziert Zweig sein Porträt und seine Welt. Während das
Habsburgerreich zusammenbricht und die Gelassenheit und der Wohlstand Mitteleuropas zu
Barbarei und Verzweiflung werden, entsteht ein Werk, das für die Kenntnis der Geschichte von
wesentlicher Bedeu tung ist. Das Besondere an dem Buch ist, dass die Welt zwar mit den Details
vertraut ist, der Autor sie jedoch so erzählt, als die Informationen zum ersten Mal wahrgenommen
werden. Sein Vorkriegsbild in Paris kann die Leser bis zum Tränen sensibilisieren, da es das Gefühl
einer verlorenen Welt hervorruft, sowie die Beschreibung von Theodor Herzls Beerdigung und die
Geschichte der heuchlerischen Sexualmoral, die in Wien ausgelöst wurde zu Begin n des
zwanzigsten Jahrhunderts.179
Die Seiten dieses Werkes sind v oller Meditationen vergangener Tage und Träume von
scheinbar verstreuten Orten. Zu Beginn der Autobiografie fährt Zweig ebenfalls mit Erstaunen fort
und drückt sein Bedauern über die Unschuld der Vergangenheit aus:

Existenz gepreßt haben, und schon gar, wenn ich sie mit der Lebensform meiner Vorfahren
vergleiche. Mein Vater, mein Großvater, was haben sie gesehen? Sie lebten jeder ihr Leben in der
Einform. Ein einziges Leben vom Anfang bis zum Ende, ohne Aufstiege, ohne Stürze, ohne
Erschütterung und Gefah r, ein Leben mit kleinen Spa nnungen.180

Er erinnert sich beim Schreiben an die Momente der größten Verlegenheit in der Geschichte
der Menschheit, die großen Reiche und die unwichtige Sorgen, die in der Vergangenheit existierten
und die alle deutlicher an seinem Geburtsort vertreten waren, nämlich im alten österreichisch –
ungarischen Reich.
Zweigs Leben bestand aus vielen Wendungen, und während seines ganzen Lebens stieß er
auf viele Schwierigkeiten und Leiden, wie er es beschrieb: „ So verschieden ist mein Heute von
jedem meiner Gestern, meine Aufstiege und meine Abstürze, daß mich manchmal dünkt, ich hätte

178 Ebenda, S.9.
179 https://www.theguardian.com/books/2009/dec/05/world -yesterday -stefan -zweig -review , 04.03.2019.
180 Stefan Zweig (2010), Die Welt von Gestern: Erinnerungen eines Euro päers, S. Fischer Ve rlag, Frankfurt am Main,
S.11.

59
nicht bloß eine, sondern mehrere, völlig voneinander verschiedene Existenzen gelebt.”181 Diese
Unvorstellbarkeit der imaginären „drei Leben“, in denen Stef an Zweig sein Leben führte, kann mit
der Aufteilung verschiedener Kapitel in Bezug auf die im Buch behandelten Themen verbunden
werden, die verschiedene Momente, Unruhen und Leiden darstellen und aus diesem Grund als
völlig getrennte Leben betrachtet werde n.
Stefan Zweig schreibt nostalgisch in den ersten Kapiteln der Autobiografie und erinnert sich
dabei an den geliebten Kontinent Europa. Er beschreibt eine Ära, in der der Wohlstand
kontinuierlich und ununterbrochen gewachsen ist. Dies bedeutete eine lang e Zeit der Stabilität in
der Politik und Kultur wie nie bisher passiert ist, aber auch eine Zeit, als der Fortschritt eine Rolle
für die Gesellschaft hatte und als unaufhaltsam betrachtet war. Der Autor beschreibt seine
authentische und beeindruckende Kult ur, auf die er seine Aufmerksamkeit richtet. Chronologisch
gesehen, vermittelt er den Lesern der Zeit zwischen den beiden Weltkriegen, als Hitler an die Macht
kam, ein lebendiges Gefühl. So wie früher die Zeiten waren, so ist auch dieses Buch, durchdrungen
von pessimistischen Noten. Die Autobiografie wird aus einer bescheidenen Perspektive gemacht
und gilt als ein Abschied -Buch des Autors. Es ist auch nach Zweigs Laune getönt. Er hat eine klare
Perspektive auf sein Leben, die auf einer fundierten Demoralisi erung beruht.
„Die Welt von Gestern“ steht in gewisser Weise für die Meditation, die Zweig eine Weile
vor seinem Entschluss, das Land zu verlassen, geschaffen hat, da er einer Welt entkommen wollte,
zu dem er keinen Anschluss mehr finden, sowie und Zugehör igkeitsgefühl spüren konnte. Er wusste
nicht mehr, welches Leben er lebte, wie er selbst sagte: „ Denn es geschieht mir oft, daß, wenn ich
achtlos erwähne: ’Mein Leben’, ich mich unwillkürlich frage: ’Welches Leben?’ Das vor dem
Weltkriege, das vor dem erst en oder das vor dem zweit en oder das Leben von heute?“182
Das Werk ist aus der Perspektive eines europäischen Humanisten geschrieben. Die Welt von
Zweig basiert größtenteils auf Werte und Grundsätze, die sich aus der Konstellation der
Renaissance speisten. Die Autobiografie zeigt eine individuelle Darstellung der damaligen Welt, ist
eine detailliertere Darstellung der künstlerischen und literarischen zeitgenössischen Bewegungen,
indem sich Zweig an einigen von ihnen beteiligt hat. Der wichtigste Aspekt des Buches ist die
Identifizierung der humanistischen Werte einer sehr oft idealisierten Welt. Obwohl diese Welt nicht
mehr gegenwärtig ist, sind ihre menschlichen und rationalen Zwecke weiterhin gültig. 183

181 Ebenda, S.10.
182 Stefan Zweig (2010), Die Welt von Gestern: Erinnerungen eines E uropäers, S. Fischer Verlag , Frankfurt am Main,
S.10.
183https://books.google.ro/books?id=eJGIZFrWajUC&pg=PA92&lpg=PA92&dq=Wilhelm+Dilthey+about+the+world+
of+yesterday+zweig+autobiography&source=bl&ots=biRzu1ik_v&sig=ACfU3U08sG -uf98w87 -dyXr_ycsUCtaS –
w&hl=en&sa=X& ved=2ahUKEwjzwcGgubvhAhXwlosKHZERDPcQ6AEwAHoECAgQAQ#v=onepage&q&f=false ,
6.04.2019.

60
Das Buch ist inhaltlich betrachtet bemerkenswert aufge baut und wird als eine intellektuelle
Autobiografie angesehen. Abgesehen davon können wir es aber auch aus einer viel fragwürdigeren
Perspektive betrachten. Erstens ist sein Werk nicht wirklich eine Geschichte der Ideenbildung von
Stefan Zweig, geschweige denn seiner literarischen Ansichten. Ein Beispiel dafür ist genau die
Illustration eines großen Teils der Autobiografie , die sich aus Zweigs Bericht über seine Freunde
zusammensetzt, die Teil des literarischen Feldes waren. Zweig berücksichtigte jedoch nic ht die
Perspektiven und Werte dieser Schriftsteller wie Rolland, Verhaeren oder Gorki. In Zweigs
Schreiben ist, literarisch gesehen, ein kleiner Fortschritt zu sehen. Stefan Zweig, der Freud immer
schätzte, ist sehr zurückhaltend in Bezug auf Details über ihn, insbesondere aber in Bezug auf die
psychologischen Überlegungen, die in Zweigs Biografien anderer Persönlichkeiten häufig
vorkommen.
Wie wir in der „Die Welt von Gestern“ sehen können, hat Zweig kein großes, detailliertes
und umfassendes Konzept der G eschichte entwickelt. Wilhelm Dilthey hat in Stefan Zweigs
Autobiografie , aber auch in seiner Biographie die Quelle der wahren Details des historischen
Wissens identifiziert. Zweigs Freund, Felix Braun, war derjenige, der Stefan Zweigs Stil der
historische n Arbeit beständig beklagte und ihn als eintönig ansah, indem er denselben universellen
Punkt wiederholte, der seine Leser ermüdeten. Unter detaillierter und umfassender
Berücksichtigung von Zweigs Prüfungskompetenzen zeigt diese in allen historischen Biog rafien
vorherrschende Art einen bewussten Plan, die Ursachen und abstrakten Ideen herauszustellen.
Rankes bekannte Redewendung an die Schriftsteller der Vergangenheit, zu analysieren und zu
beschreiben, „wie es eigentlich gewesen ist”, hatte keine Verbind ung zu Z weigs Ansatz in der
Geschichte.184
Zweigs Konzept von Politik und Geschichte hat die Vorherrschaft der intellektuellen und
ästhetischen Qualitäten als menschliche Werte häufig betont. Zweig konnte immer Aspekte der
Unabhängigkeit, der Moral und der F reiheit sowie andere allgemeine Attribute der menschlichen
Vernunft prinzipiell konzipieren. Er wählte kein bestimmtes Thema in der Geschichte in seiner
Arbeit, aber er bevorzugte Themen, die ihm halfen, die Details der Geschichte zu vervollständigen.
Die historischen Biografien, die Stefan Zweig verfasst hat, haben historische Details und Umstände
umgangen.
Zweig versuchte, Verallgemeinerungen über die Geschichte und das Leben der Menschen
hervorzuheben und zu bestätigen. Er hat seine eigene Lebensgeschich te verändert, indem er die
Biografien seiner historischen Themen beeinflusst hat.

184 Ebenda .

61
Die „Die Welt von Gestern“, die posthume Autobiografie von Zweig, zeigt zwei Merkmale
in Bezug auf ihre pragmatischen und semantischen Aspekte. Nach dem Prinzip von Philippe
Lejeune ist „der semantische Kern des Textes nicht das ’Ich‘ des Autors, Erzählers und
Hauptcharakters, sonder n die ’Welt‘ , in dem er lebt“.185
Aus diesem Grund haben Kritiker gesagt, dieses Buch sei entweder eine „unpersönliche“
Autobiografie oder eine „überpersönliche“ Autobiografie. Aus einer anderen Perspektive gesehen
unterscheiden sich Stefan Zweigs Auffassungen von „Welt“ von denen der Historiker. Ausgehend
von diesem Prinzip besteht kein Konsens zwischen dem Bezeichnendem und Bezeichnetem, was
ein Referenzproblem darstellt. Aus diesem Grund gilt Zweigs Werk als eine sehr „persö nliche“
Autobiografie.186
Es gibt zwei sichtbare Gegensätze: „Wie kann eine Autobiografie ‚überpersönlich‘ sein und
wie kann sie in der Erzählung ’ich‘ als ’überpersönlich‘ un d gleichzeitig in der Beschreibung der
’Welt‘ als sehr ’persönlich‘ bezeichnet werden?“ Widersprüche gäbe es nicht, wenn wir verstehen,
dass es immer noch einen Zusammenhang zwischen den Begriffen „ich“ und „die Welt“ gibt, weil
wir den ersten Begriff ohne den letzteren nicht analysieren können, wenn wir uns vorstellen, dass
die Identität mancher Menschen vielmehr in Zusammenhang mit ihrem unpersönlichen Kontekt,
wie z.B. mit unpersönlichen Objekten, mit der Arbeit oder mit verschiedenen Ideen als mit ihre n
zwischenmenschlichen Beziehungen zu erfassen sein soll. „Die Konstruktion der ’Welt‘ ist daher
für Zweig der Weg, sein pe rsönliches ’Ich‘ zu enthüllen.“187
Viele der autobiografischen Erfahrungen von Stefan Zweig dienen als eine wesentliche
Verständnisfoli e für die goldenen Tage Europas, so wie sich diese Welt vor der Radikalisierung der
Politik und vor dem Ausbruch des Zweiten Weltkrieges erkennen ließ. Die Themen von Zweigs
narrativer Gegenwart in seinem Werk erzeugen Hoffnung und Geduld.

Universalismus war der Schlüssel, persönliche Freiheit war ein Ruf und Kultur war die große
Einheit.“ Die Autorität wurde als irrationaler moralischer Wert angesehen. Kosmopolitismus war
ein erstrebenswertes Ziel, das schließlich erreicht wurde.188

Die Auto rität wurde als irrationaler moralischer Wert angesehen. Kosmopolitismus war ein
erstrebenswertes Ziel, das schließlich erreicht wurde.
Stefan Zweig gesteht in seiner Autobiografie den einzigen Vorteil, den er in seinem Leben
genossen hat: „ ich weiß mir in mitten der Unzähligen keinen anderen Vorrang zuzusprechen als den

185 https://link.springer.com/article/10.1007/s11061 -010-9222 -4, 7.04.2019.
186 Ebenda .
187 Ebenda .
188 https://devolutionreview.com/stefan -zweigs -dream -of-europe -what -has-been -achieved/ , 7.04.2019.

62
einen: als Österreicher, als Jude, als Schriftsteller, als Humanist und Pazifist jeweils just dort
gestanden zu sein, wo diese Erdstöße am heftigsten sich auswirkten.”189
„Die Welt von Gestern “ wurde sowohl für ihre historischen Schwankungen als auch für die
Umstände, den Ort und die Zeit, in der sie entstanden ist, kritisiert. Mark Gelber argumentiert in
seiner Arbeit „Die Welt von Gestern als Exilliteratur”, dass Stefan Zweigs Werk nicht als
Autobiografie, sondern als letzte, für das Genre des deutschen Exils typische Interpretation
fungiere, in der der Autor dazu neigt, die Fakten anzupassen, um eine ganze Generation oder ein
Zeitalter zu be klagen, das jetzt verloren ist.190
Leon Botsteins Arbe it mit dem Titel „Stefan Zweig and the Illusion of the Jewish European”
und die von Steven Beller „The World of Yesterday Revisited: Nostalgia, Memory, and the Jews of
Fin-de-siècle Vienna” stehen Stefan Zweigs jüdischer Selbstillusion über den Habsburger -Mythos
äußerst kritisch gegenüber. Diese Intellektuellen versuchen nicht, die Inkonsistenzen des Werkes zu
verstehen, sondern greifen diese Aspekte und das Werk als nostalgische Erscheinung der
unbedeutenden „gute alte Zeiten“ an, wie Zweig diese Zeiten in seiner Autobiografie nennt. Unter
Berücksichtigung der Umstände von Zweig im Jahr 1941 ist eine solche Schlussfolgerung recht
einfach zu ziehen. Da er für den Rest der Zeit im Exil über seine verlorene Heimat schrieb, nutzte er
seine Autobiografie, um über die Zeit zwischen den beiden Kriegen zu wehklagen, über den
Aufstieg des Nationalsozialismus und den Verlust der sicheren Welt seiner Jugend. In Stefan
Zweigs Auslegungen über den Ersten Weltkrieg sind daher viele falsche histori sche Informationen
aufgetaucht.191
Die Tatsache, dass Zweig sich nicht aktiv und merkbar gegen die Radikalisierung des
Nationalismus einsetzte, war für einige Forscher ein enttäuschendes Phänomen. In der „Welt von
Gestern“ gibt Zweig seinen Beitrag und seine Bindung an diese sozi alistische Manifestation auf,
wie er sagt:

Daß ich selbst diesem plötzlichen Rausch des Patriotismus nicht
Erlag, hatte ich keineswegs einer besonderen Nüchternheit oder
Klarsichtigkeit zu verdanken, sondern der bisherigen Form meines
Lebens…Außerdem hatt e ich zu lange kosmopolitisch gelebt, um
Über Nacht eine Welt plötzlich hassen zu können, die ebenso die
meine war wie mein Vaterland… So war ich gewissermaßen geimpft
mit Mißtrauen gegen die Infektion patrioticher Begeisterung, und
vorbereitet wie ich war gegen diesen Fieberanfall der ersten Stunde,
blieb ich entschlossen, meine Überzeugung von der notwendigen
Einheit Europas nicht erschüttern zu lassen durch einen von

189 Stefan Zweig (2010), Die Welt von Gestern: Erinne rungen eines E uropäers, S. Fischer Verlag , Frankfurt am Main,
S.9.
190 Nikolaus Unger, Remembering Identity in Die Welt von Gestern. Stefan Zweig, Austrian German Identity
Construction and the First World War.
191 Ebenda .

63
Ungeschickten Diplomaten und brutalen Munitionsindutriellen
Herbeigeführten Bruderkampf . (Die Welt von Gestern, 261.)192

Norbert Leser argumentiert, dass die Autobiografie „Die Welt von Gestern“ für die Forscher
eine aufschlussreiche primäre historische Quelle darstellt. Jedoch sollten sie der hermeneutischen
Verantwortung der Kontextualisie rung bewusst sein. In diesem Sinne betont er:

Ja, der in der Retrospektive Urteilende hat die Pflicht, alle
jene Momente der Erfahrung und Weiterentwicklung, die die
Wirkungsgeschichte einer geistigen Produktion begleiten, in die
Darstellung einzubringen und das Bild, das der Schöpfer von
sich selbst und seiner Schöpfung hatte, dort zu modifizieren
und zu korrigieren, wo es der einfühlenden, aber auch kritischen
Aufarbeitung nicht standhält.193

Da die Autobiografie „Die Welt von Gestern“ ein bescheidenes Werk ist, versuchte Stefan
Zweig, seinen eigenen immateriellen Charakter zu bewahren, obwohl es schwierig war, die vielen
Herausforderungen und Aufgaben zu bewältigen, die das Leben einer universellen Berühmtheit
betreffen. Virgilia Sapieha s agte zu dieser Arbeit, dass „in keinem Teil von Zweigs Buch der Kern
des Alltags und der persönlic hen Beziehungen sichtbar wird“.194
Bis auf einige Anekdoten fehlt es Zweigs Werk zweifellos an persönlichen Informationen,
weil er seine eigene Person, seine engen Mitarbeiter oder seine Zeitgenossen nicht einem
öffentlichen Leben aussetzen wollte. Außerdem schrieb der Autor freundlich über seine
sogenannten Gefährten, die ihn auf seinem Weg begleiteten, darunter Rolland, Freud, Verhaeren
und Toscanini.
Die Tatsache, dass diese Autobiografie von einem Kosmopoliten verfasst wurde, einem
Weltbürger, der gezwungen und den Regeln eines Systems unterworfen war, verlieh dieser Epoche
aufgrund ihrer destruktiven Kraft eine bemerkenswerte Bedeutung. Da sich Zweig s Welt in einem
Zustand der Desorientierung und Aufregung befand, schienen seine Anschauungen , seiner Ansicht
nach, völlig unwichtig. Stefan Zweig stimmte zu, dass er die „Welt der Sicherheit“ des
österreichisch -ungarischen Reiches verlassen würde, obwohl es vernünftig war, dass die Welt, an
deren Entwicklung er sich beteiligte, immer noch von vielen Gesichtspunkten als e in tolles Paradies
gesehen war.195

192 Nikolaus Unger, Remembering Identity in Die Welt von Gestern. Stefan Zweig, Austrian German Identity
Construction and the First World War.
193 Ebenda .
194https://books.google.ro/books?id=YrJjc9KADLwC&pg=PR7&lpg=PR7&dq=stefan+zweig+the+world+of+yesterday
+the+thoughts+of+the+author&source=bl&ots=RQFo6oK8Vm&sig=ACfU3U0CsjS8fFMXoylN4KmVDe5AhoaUVw
&hl=en&sa=X&ved=2ahUKEwiRuZynh8DhAhWEposKHQasDVE4KBDoATACegQICBAB#v=onepage&q&f=false ,
8.04.2019.
195 Ebenda .

64
In seiner Arbeit sagte Zweig, er sei unempfindlich gegen die „plötzliche patriotische
Vergiftung“, die d as Land zerstörte. Aber wie seine Biografien gezeigt haben, ist die wahre
Geschichte viel komplexer . Anfangs stand er auf der Seite des Nationalsozialismus, mit einer
gewissen Naivität in der Beurteilung politischer Phänomene. Während dieser Zeit veröffent lichte er
Artikel, in denen er für den Krieg plädierte und unterbrach auch jegliche Freundschaftsbeziehung
zu den Autoren, die in den gegnerischen Ländern lebten. Matuschek behauptet: „Seine Rückkehr zu
Toleranz und Pazifismus hat seine Wurzeln in einer wa chsenden Verzweiflun g in seiner eigenen
Situation.“196
Die Spannungen zwischen einer objektiven Analyse historischer Episoden in den letzten
Jahren und einer subjektiven Perspektive markiert und stellt zugleich die Kontinuität und ein
wichtiges Bindeglieg in seiner Autobiografie „Die Welt von Gestern“ dar :

Die Welt von Gestern‘ steht also in der Spannung zwischen einem scheinbar objektiven
Rückblick auf Zeitgeschichte und Leben, mit einem auffälligen Zug zur Idealisierung und einem
subjektiveren Blick, der a ber weniger innere Konflikte offenlegen oder gar das ‚Versagen‘
thematisieren soll, als vielmehr die angestrebte Konzeption des Menschen und Schriftsteller s
Zweig vor Augen führen soll.197

Zweig erinnert sich mit Nostalgie an seine Entwicklungszeit in der kulturbegeisterten Stadt,
Wien, und schildert auf diese Weise auch die Art und Weise, wie die Menschheit ihr Dasein führte,
und erlebt diese Momente wieder:
„Es war wundervoll hier zu leben, in dieser Stadt, die gastfrei alles Fremde aufnahm und
gerne sich gab, es war in ihrer leichten, wie in Paris mit Heiterkeit beschwingten Luft natü rlicher
das Leben zu genießen.”198
Er drückt in seiner Arbeit seine Angst als Künstler, seine Gedanken über die nächste Ära
und darüber aus, ob es Schriftsteller geben wird, di e so engagiert sind, wie sie einst in der
Gesellschaft existierten:

Aber ich frage mich deshalb auch immer wieder in einer Art heimlicher Sorge: werden auch in
unseren Zeiten, in unseren neuen Lebensformen, die den Menschen aus jeder inneren Sammlung
mörderisch hinausjagen wie ein Waldbrand die Tiere aus ihren verborgensten Verstecken, solche
völlig der lyrischen Kunst vers chworenen Seelen möglich sein?199

196 https://www.newyorker.com/magazine/2012/08/27/the -escape -artist -3, 8.04.2019.
197 A. Renate Chédin (1996), Das „Geheim Tragische des Daseins”: Stefan Zweig, „Die Welt von Gestern ", Ve rlag
Königshausen & Neumann , Würzburg, S.11.
198 Stefan Zweig (2010), Die Welt von Gestern: Erinnerungen eines E uropäers, S. Fischer Verlag , Frankfurt am Main,
S.28.
199 Ebenda, S.151 -152.

65
George Prochnik behauptet in seinem Buch „The Impossible Exile“, dass die Autobiografie
„Die Welt von Gestern“ „eine ständige Referenz und Inspiration sei“200, in dem er die Entfremdung
von Stefan Zweig von seiner Welt beschreibt. Er bemerkt auch Zweigs Nostalgie für seine eigenen
Erinnerungen, ihre Unvollkommenheiten und die Illusion, die absichtlich ge macht wird.
Zweigs Arbeit zeigt die Situation der Verzweiflung einer Generation, aber gleichzeitig gibt
es keinen anderen Umstand, als die unerwartete Zerstörung ihrer Ideale mitzuerleben. Hannah
Arendt, eine amerikanische Philosophin und Theoretikerin, war von diesem Leiden der Welt nicht
sensibilisiert. Sie ironisierte die Autobiografie von Stefan Zweig für eine Bindung, die die
habsburgische Kultur für ihre literarische Laufbahn dennoch vergaß, und für das Versäumnis, seine
Berühmtheit zu nutzen, um ge gen den Faschismus zu sprechen. Über Stefan Zweig äußert sie sich
kritisch:

Nur wegen seiner persönlichen Würde war er so weit von der Politik entfernt, dass die
Katastrophe der letzten zehn Jahre im Nachhinein wie ein Blitz am Himmel wirkte, als wäre es
eine undenkbare Naturkatastrophe… Keine seiner Reaktionen in dieser Zeit war das Ergebnis
politischer Überzeugung; er wurden durch ihre Überempfindlichkeit gegenüber sozialer
Demütigung diktiert. Anstatt die Nazis zu hassen, wollte er sie nur ärgern. Ans tatt die
gleichgeschalteten Mitglieder seiner Gruppe zu verachten, dankte er Richard Strauss dafür, dass er
seine Libretti weiterhin akzeptierte. Anstatt zu kämpfen, schwieg er und war froh, dass seine
Arbeit nicht sofort verboten worden war. Dies konnte n icht mit der Tatsache in Einklang gebracht
werden, da ss sein Name von den Nazis als ‘Verbrecher‘ verunglimpft wurde und der berühm te
Zweig zum Judenzweig wurde.201

In seinem Buch „The Impossible Exile” versucht George Prochnik einen empathischen, aber
auch analytischen Blick zu bewahren, indem er Folgendes behauptet: „Stefan Zweig fällt in die
Kategorie derer, die die Reize und Verfälsch ungen ihrer Umwelt verkörpern.“202
Der Kritiker William Deresiewicz äußert Folgendes über Zweigs Autobiografie: „Es ist ein e
Geschichte einer monomanischen Leidenschaft, die inmitten der verschleierten australischen
bürgerlichen Zivilisation, die Klasse in der sich Zweig geboren hat, entlassen wurde.“203
Hermann Kesten analysierte Zweigs Buch aus der Sicht eines Experten und sc hrieb dem
Autor verschiedene Eigenschaften zu:

Einem Leser von Zweigs Autobiografie könnte man verzeihen, dass dieser Zweig ein farbloses
Individuum hätte sein sollen. Tatsächlich war er eine seltsame und komplizierte Person; aufgeregt
und interessant, bi zarr und gerissen; Träumer, kalkuliert und sentimental; nützlich und fern; lustig
und voller Widersprüche; auf seine Weise ruhig; Schauspieler und Arbeiter; immer ein
intellektuelles Stimulant; banal und vorsätzlich; leic ht aufgeregt und schnell müde.204

200 http://www.ronslate.com/on -the-impossible -exile -stefan -zweig -at-the-end-of-the-world -by-george -prochnik -other –
press/ , 9.04.2019.
201 Ebenda .
202 Ebenda .
203 https://www.lrb.co.uk/v32/n02/michael -hofmann/vermicular -dither , 9.04.2019.
204 Ebenda .

66
„Die Welt von Gestern“ ist ordentlich, oft mild, manchmal ehrlich, manchmal heuchlerisch,
manchmal unge wollt lustig, manchmal absurd.“205
Stefan Zweig nennt am Ende seiner Autobiografie, dass sein Wirken auf literarischem
Gebiet, indem er sich für die Idee eines friedlichen Europa einsetzte, für ihn das wichtigste
Desiderat war, wobei der Untergang dieser Epoche mit ihren Werten, Haltungen und Traditionen
ein Gefühl tiefer Traurigkeit verursachte:

„Denn die innerste Aufgabe, an die ich alle Kraft meiner Üb erzeugung durch vierzig Jahre
gesetzt, die friedliche Vereinigung Europas , sie war zuschanden geworden.”206

205 Ebenda .
206 Stefan Zweig (2010), Die Welt von Gestern: Erinnerungen eines E uropäers, S. Fischer Verlag , Frankfurt am Main,
S.445.

67
Fazit

Die Analyse dieses Buches brachte die Komplexität Stefan Zweigs Weltanschauung zum
Vorschein, die ein breitgefächertes Spektrum an historischen und kulturellen Aspekten
widerspiegelt. Darüber hinaus gestattet die aufmerksame Lektüre und Auslegung der „Welt von
Gestern“, ein tiefes Verständnis bezüglich der Lebensweise und Mentalität der Wiener Gesellschaft
vor und nach dem Ersten Weltkrieg zu gewinnen. Die Entwicklungen und Veränderungen
innerhalb der Wiener Gesellschaft am Anfang des 20, Jahrhunderts, so wie sie von Zweig
wahrgenommen und geschildert wurden, zeigen in der Tat die Dynamik der Geschichte a uf einer
breiteren, europäischen Ebene auf.
Die Unterschiede, die Zweig in besonderer Weise umreißt, betreffen die Gesellschaft vor
dem Ersten Weltkrieg, die schwierigen Zeiten für die Bürger während des Krieges und die Jahre vor
dem Zweiten Weltkrieg, die durch die Gründung eines neuen politischen Regimes, nämlich des
Nationalsozialismus unter der Führung von Adolf Hitler bestimmt wurden. Somit verleiht Stefan
Zweig der gesamten Geschichte der Menschheit einen evolutionären Aspekt, indem er die
Geschehniss e der Zeit als Akkumulation historischer und politischer Fakten bewertet.
In seinem Werk „Die Welt von Gestern“ lässt der Autor Stefan Zweig eine Reihe von
repräsentativen zeitgenössischen Figuren zum Vorschein kommen, die meiner Meinung nach die
aktive Be teiligung der Leser bei der Erschließung der damaligen historischen Entwicklungen
fördert. Diese biografischen Verweise beziehen sich auf wichtige Persönlichkeiten, die dem Autor
zeitgemäß sind, aber nicht nur auf seinen engen Freundeskreis und auf die von ihm bewunderten
und geliebten Wesen wie Verhaeren, Rilke, Hofmannsthal, sondern auch auch auf Figuren, die zur
Geschichte der Menschheit einen wesentlichen Beitrag im positiven wie im negativen Sinne
geleistet haben, wie zum Beispiel Victor Adler, Karl Lu eger und der Erzherzog Franz Ferdinand.
Die zwei großen Kapitel meiner Arbeit, in denen ich mich mit der Positionierung Stefan
Zweigs gegenüber dem Verlust seiner „geliebten“ Welt auseinandergesetzt habe, sollen einen
Einblick in das Leben und Wirken des A utors gewähren.Zweigs Werk offenbart der Wunsch des
Autors, die Generation, in der er sein Alltagsleben führte, zu verändern, seinen inneren Kampf,
sich gegen ein korruptes System aufzulehnen, jedoch hatte er nicht den Mut, sich dagegen auf
öffentliche un d deutliche Weise zu äußern und ihm politisch entgegenzuwirken.
In meiner Forschung berücksichtigte ich die wichtigsten Perioden, die die Existenz der
Menschheit Ende des 19. und während des 20. Jahrhunderts kennzeichneten, nämlich die
bürgerliche Moral, die es im 19. Jahrhundert gab und sich auf die Menschheit in verschiedenen
Gebieten auswirkte, die beiden Weltkriege, Hitlers Regime und Politik,. Dazu ging ich in der

68
vorliegenden Arbeit auf Aspekte wie Sexualität, Exil ein, die die Existenz jedes Einzeln en während
dieser Periode beeinflussten. Im Anschluss daran achtete ich gleichfalls auf Themen wie Freiheit
und Emanzipation europäischer Bürger, die sich positiv auf die gegenwärtige Gesellschaft
auswirkte, indem die Mentalität der vergangenen Generation geschildert und kritisch beleuchtet
wurde.
Ich bin der Meinung, dass die Schriftsteller, deren Werke zu Hitlers Zeiten verboten waren,
darunter der österreichische Schriftsteller Stefan Zweig, viel entschlossener waren und auch von
den unsicheren Bedingung en getrieben wurden, unter denen sie ihre Ideen schreiben und entlarven
wollten aus der richtigen Perspektive der damaligen Realität, bis hin zu den Schriftstellern von
heute, die die Freiheit haben, sich den Themen mit ihrer eigenen Kreativität zu nähern und nicht
eingeschränkt sind, wie die Autoren des 19. Jahrhunderts, deren kreative Freiheit behindert wurde,
durch der Druck der Ära, in der sie lebten.
Durch sein literarisches Werk sowie durch seine humanistischen und pazifistischen
Anschauungen nahm sic h Stefan Zweig vor, zeitgenössische Gewohnheiten und Einstellungen zu
modellieren., Er sah seine eigene Generation von der Dynamik der Geschichte bedroht und hoffte
aus diesem Grund, dass eine neue Generation weitere Fortschritte machen und ein besseres
Verständnis der Geschichte erzielen könnte.
Aus meiner Sicht liefert Stefan Zweigs Werk „Die Welt von Gestern“ viele historische
Informationen, die aufschlussreich sind, bestimmte Perioden der historischen Vergangenheit zu
verstehen. Die Tatsache, dass diese s Werk solche Details auf synthetische Weise liefert, wie auch
die Art und Weise, in denen sich Zweig mit der Geschichte und Kultur seines eigenen Heimatlandes
auseinandersetzt, hat mich dazu veranlasst, mich auf dieses aufregende Thema zu konzentrieren.

69
Literaturverzeichnis

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